3sat zeigt drei Starke Stücke vom 60. Berliner Theatertreffen/Mirjam Stängl mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet

Di, 04.04.2023, 11:00 Uhr
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Ab Samstag, 13. Mai 2023, ist in 3sat, dem gemeinsamen Programm von ZDF, ORF, SRG und ARD, Theatertreffen-Zeit. Drei aktuelle Inszenierungen – Starke Stücke – zeigt 3sat als Medienpartner des Berliner Theatertreffens, das vom 12. bis zum 29. Mai stattfindet, in seinem Programm. Alle Inszenierungen sind bereits zur Eröffnung des Theatertreffens, ab Freitag,12. Mai 2023, in der 3satMediathek verfügbar. Der diesjährige 3sat-Preis wird an die Bühnen- und Kostümbildnerin Mirjam Stängl vergeben. Ein Porträt der Preisträgerin und aktuelle Berichte vom Theatertreffen sind zu sehen im 3sat-Magazin "Kulturzeit". 

Los geht das Theaterfestival in 3sat am Samstag, 13. Mai 2023, um 20.15 Uhr mit Shakespeares "Ein Sommernachtstraum", inszeniert von Antú Romero Nunes am Theater Basel. Die Inszenierung ist ein Fest der Fantasie mit allen Mitteln der Illusion, die das Theater zu bieten hat. In William Shakespeares Komödie gibt es so viele Ebenen und Handlungsstränge, dass man schon mal den Überblick verlieren könnte. Antú Romero Nunes lässt sein Basler Ensemble ein schrulliges Kollegium von Lehrerinnen und Lehrern spielen, das in der Schulaula die Rollen für das Spiel von Pyramus und Thisbe verteilt und dabei immer tiefer in die Welt der griechischen Mythen eintaucht. 

Es folgen am Samstag, 20. Mai 2023 zwei weitere Starke Stücke vom Berliner Theatertreffen: ab 20.15 Uhr ist Maxim Gorkis "Kinder der Sonne" vom Schauspiel Bochum zu sehen, um 22.00 Uhr vom Burgtheater Wien "Die Eingeborenen von Maria Blut".  

Die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik ist bekannt für ihre psychologisch feinsinnigen Inszenierungen. Gorkis "Kinder der Sonne" zeigt sie in einem hyperrealistischen Bühnenbild. Die einzelnen Figuren sind in sich selbst gefangen, ohne eine Möglichkeit, den Menschen in ihrer Umgebung wirklich nahe zu kommen. Der Theaterabend scheint wie aus der Zeit gefallen, ist jedoch alles andere als reaktionär, vielmehr verortet die Regisseurin das bitter-komische Revolutionsstück in einem Umfeld, in dem Menschen nicht mehr zwischen Fakten und Meinung unterscheiden und die Privilegierten nur noch mit Verachtung auf die Mehrheit der Gesellschaft blicken.  

"Die Eingeborenen von Maria Blut", basierend auf dem Roman von Maria Lazar, zeigt 3sat in der Inszenierung von Lucia Bihler. Das idyllische Maria Blut gilt als das österreichische Lourdes, neben der Wallfahrt bestimmt eine Konservenfabrik das Leben im Dorf. Als diese schließen muss, ist es mit der Idylle jedoch schnell vorbei. Die 1930er-Jahre sind gerade angebrochen, die kleingeistigen Eingeborenen von Maria Blut zeigen, wie gefährlich eine Mischung aus Frömmigkeit und Abstiegsängsten ist, der aufkommende Faschismus wirft seine Schatten voraus. Aberglaube, Esoterik und Antisemitismus sind die Zutaten für diesen Provinzhorror, den die lange vergessene jüdische Schriftstellerin Maria Lazar 1937 im dänischen Exil schuf. Das besondere Zusammenspiel aus dem Ensemble des Burgtheaters, aus Bühne, Kostümen und Regie macht diese Wiederentdeckung für das Theater zu einem ebenso betörenden wie verstörenden Erlebnis. 

Gegen Ende des Berliner Theatertreffens, am Samstag, 27. Mai 2023, vergibt 3sat den mit 10.000 Euro dotierten 3sat-Preis an die Bühnen- und Kostümbildnerin Mirjam Stängl für ihr Bühnenbild von "Zwiegespräch", eine Inszenierung von Rieke Süßkow am Burgtheater Wien. Die Auszeichnung wird für eine künstlerisch innovative Leistung an Künstlerinnen oder Künstler aus dem Kreis der eingeladenen Ensembles verliehen.  

Die Jury über die Preisträgerin: "Mirjam Stängls Bühnenbild gehört der erste Auftritt in Rieke Süßkows Inszenierung von Peter Handkes Text "Zwiegespräch": Knarzend und quietschend wird ein raumfüllender Paravent über die Bühne des Akademietheaters gezogen. In fein abgestimmter Choreografie schreiten fünf Pflegerinnen einher, platzieren Topfgrün in den Falten des Wandteilers. Gemütlichkeit, die Böses erahnen lässt. Sogleich werden die Bewohnerinnen und Bewohner der Residenz möglichst lieb- und achtlos neben den Sträuchern abgestellt – wie Menschengewächse. Mirjam Stängls Schauplatzarchitektur entfaltet sich so langsam wie nachdrücklich vor aller Augen, etabliert vom ersten bis zum letzten Bühnenmoment ein wunderliches Zusammenspiel. Diese Bühne hält sich nie vornehm zurück. Sie spielt mit, greift ein, sorgt für anhaltendes Staunen." 

Den Preis an Mirjam Stängl überreicht die 3sat-Koorinatorin Natalie Müller-Elmau im Anschluss an die Vorstellung in der Berliner Volksbühne. Über ihre Arbeit sagt Mirjam Stängl im Interview: "Wichtig ist mir, eine Welt zu erschaffen, die komplett eigene Regeln hat, die nichts mit der Außenwelt zu tun haben. Diese Welt hat ihre eigene Logik, Dynamik und eine eigenständige skurrile Lebendigkeit. Meine Räume sind gleichwertige Mitspieler*innen mit dem anderen Protagonisten*innen auf der Bühne." Den 3sat-Preis zu erhalten, sagt sie, sei ein sehr schönes Gefühl. "Ich sehe es als eine große Anerkennung für den Bühnenbild-Beruf. Das freut mich total, weil ich das Gefühl habe, da gerät etwas in Bewegung. Ich denke, es hat auch damit zu tun, dass wir uns gemeinsam entschieden haben, in 'Zwiegespräch' dem Bühnenbild diesen großen Raum zu überlassen. Es ist total schön, dass das erkannt wird. " 

Ein Porträt über die 3sat-Preisträgerin Mirjam Stängl ist am Donnerstag, 25. Mai 2023, um 19.20 Uhr im 3sat-Magazin "Kulturzeit" zu sehen. Und zur Eröffnung des Theatertreffens gibt "Kulturzeit" am Freitag, 12. Mai 2023, 19.20 Uhr, einen Ausblick auf die eingeladenen Inszenierungen. In der Folgewoche zeigt "Kulturzeit" einen Blick hinter die Kulissen des Festivals und berichtet, welche Akzente die neue Leitung des Theatertreffens setzt. 

Pressefotos zur Sendung erhalten Sie als Download (nach Login), per E-Mail unter pressefotowhatever@zdf.de oder telefonisch unter 06131 – 70-16100. 

Im 3sat-Pressetreff finden Sie ergänzend:  

Pressedossier mit allen Informationen zu den Starken Stücken in 3sat und zur 3sat-Preisträgerin Mirjam Stängl 

alle drei Inszenierungen ab Freitag, 12. Mai 2023, 10.00 Uhr, unter 3sat.de/kultur oder auch in der neuen Mediathek der Berliner Festspiele 

Hauptabteilung Kommunikation

Stefanie Wald
wald.swhatever@zdf.de
Mainz, 04. April 2023