
10 Jahre "Ab 18!" - Die Filme
3sat zeigt acht neue Dokumentarfilme über das Erwachsenwerden
Was geht in jungen Erwachsenen vor? Was erleben sie? Mit welchen Problemen müssen sie sich auseinandersetzen? Und wie finden sie ihren Platz in der Gesellschaft? Das sind seit zehn Jahren die Themen der 3sat-Dokumentarfilmreihe „Ab 18!”. 3sat zeigt ab Montag, 14. November, 22.25 Uhr, neue Dokumentarfilme aus der Reihe "Ab 18!" von Filmemacher*innen, die mit außergewöhnlicher filmischer Handschrift Geschichten vom Erwachsenwerden erzählen. In der Jubiläumsstaffel erzählen zwei der acht neuen Filme die Geschichten zweier Protagonisten weiter: "Hey Joe" ist die Fortsetzung des Films "Joe Boots" (2017), der den kriegsversehrten US-Soldaten Joe in seiner neuen Heimat Detroit besucht. "Emrah und das Glück" ist ein Wiedersehen mit dem jungen Rom Emrah aus "Bella Palanka" (2018), der sich seit seiner Abschiebung nach Serbien als Tagelöhner durchschlägt.
Die vier Filme sind zusammen mit den anderen sechs neuen „Ab 18!“-Produktionen ab dem 13. November 2022 online first in der 3satMediathek zu sehen.
Montag, 14. November, 22.25 Uhr
"Ab 18! – Emrah und das Glück"
Dokumentarfilm (45 Min) · Deutschland 2022 · ZDF/3sat
Regie: Johanna Bentz
Wiedersehen mit Emrah: Für die Fortsetzung des „Ab 18!”-Films „Bella Palanka” (2018) über den charismatischen jungen Rom besucht Johanna Bentz nach mehr als vier Jahren Emrah erneut in Serbien. Emrah, der wegen mehrerer Delikte aus Deutschland ausgewiesen wurde, verdingt sich in Serbien als Tagelöhner und lebt mittlerweile in einem möblierten Zimmer in Belgrad mit seinem Kumpel Rocki. Im Sommer, wenn es auf den Baustellen Arbeit für ungelernte Hilfsarbeiter gibt, kommen die beiden einigermaßen über die Runden. Nur im Winter, wenn die Jobs knapp sind, wird es schwierig. Noch immer hat Emrah keinen festen Wohnsitz und keine Papiere. Aber er hofft auf das Glück.
Johanna Bentz (Jahrgang 1982) studierte von 2006 bis 2012 ander Filmak ademie Baden-Württemberg. Sie erhielt mehrere Preise, darunter den Caligari Förderpreis und den Baden-Württembergischen Filmpreis. Ihre „Ab 18!”-Produktion „Bella Palanka” war 2019 für den Grimme-Preis nominiert worden.
Montag, 14. November, 23.10 Uhr
"Ab 18! – Hey Joe"
Dokumentarfilm (39 Min) · Deutschland 2022 · ZDF/3sat
Regie: Florian Baron
„Hey Joe“ erzählt die Geschichte des US-Kriegsveteranen aus dem Film „Joe Boots“ (2017) weiter, der an den Folgen seines Einsatzes im Irak leidet und bis heute um seine mentale und wirtschaftliche Stabilisierung kämpfen muss. Nach langem Ringen hat Joe vom US-Militär eine Invalidenrente zugesprochen bekommen und kann sich nun eine eigene Wohnung leisten. Er ist von Pittsburgh nach Detroit gezogen und als Künstler tätig. Als ihm bei einem abendlichen Konzertbesuch sein Auto gestohlen wird, in dem sich fast alle seine Kunstwerke befinden, beginnt für Joe eine Odyssee auf der Suche nach seinem gestohlenen Van, die ihn psychisch an seine Belastungsgrenze bringt und seine posttraumatische Störung triggert.
Florian Baron (Jahrgang 1984) studierte an der Filmuniversität Potsdam Regie. Sein Debütfilm „Stress” wurde bei Dok Leipzig 2018 in der Next Masters Competition mit dem Förderpreis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet. Für seinen Kurzfilm „Joe Boots” erhielt er u. a. die „Große Klappe” der Duisburger Filmwoche 2017 sowie den Deutschen Menschenrechtsfilmpreis 2018.
Montag, 28. November, 22.30 Uhr
"Ab 18! – Mein fremdes Ich"
Dokumentarfilm (45 Min) · Deutschland 2022 · ZDF/3sat
Regie: Katharina Pethke und Christoph Rohrscheidt
Das Model Lale hat die Idee, sich virtuell klonen zu lassen. Ihr Avatar soll für sie arbeiten. Dadurch könnte die echte Lale endlich eine Pause von der Selbstoptimierung einlegen. Nach und nach entsteht im Film in klar komponierten Bildern die sciencefictionartige Schöpfung der zweiten Lale, von der photogrammetrischen Vermessung bis zum Wiederaufbau der Hautporen und der Haarstruktur. Das ungeschönte Videotagebuch Lales zeigt in dieser Zeit ihr Leben zwischen Höhen und Tiefen. Am Ende kommt es zu einer Begegnung mit dem virtuellen Ich.Die Grenzen zwischen der physischen und der virtuellen Welt verschwimmen.
Katharina Pethke (Jahrgang 1979) studierte unter anderem an der Kunsthochschule für Medien Köln. 2010 schloss sie das Studium mit den Diplomfilmen „In Dir muss brennen“ und „Louisa“ mit Auszeichnung ab. Von 2012 bis 2019 war sie Professorin für Film an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg.
Montag, 28. November, 23.15 Uhr
"Ab 18! – Eben noch Leben"
Dokumentarfilm (35 Min) · Deutschland 2022 · ZDF/3sat
Regie: Sobo Swobodnik
Johanna Klug (27) arbeitet als Sterbe- und Trauerbegleiterin.Mit 20 Jahren hatte sie damit angefangen: „Seitdem lässt mich die Thematik um Sterben, Tod und Trauer nicht mehr los. Es war das Bedürfnis nach direkten, aufrichtigen und echten Begegnungen mit Menschen”, so Johanna. Diese Intensität der Begegnung findet sie nicht nur im Hospiz oder bei ihren Ausflügen mit einem Mädchen, das um seine verstorbene Schwester trauert, sondern auch beim ausgelassenen Tanzen. Der Film ist ein assoziatives dokumentarisches Porträt der lebensfrohen jungen Frau und ihres Alltags zwischen Doktorarbeit, Feiern und dem Engagement für Sterbende und ihre Angehörigen.
Sobo Swobodnik (Jahrgang 1966) hat nach dem Schauspielstudium Regiearbeiten im Theater und mehrere Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme realisiert. Für „Der Papst ist kein Jeansboy” wurde er 2012 mit dem Max-Ophüls-Preis für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Montag, 28. November, 23.50 Uhr
"Ab 18! – Luvres Release"
Dokumentarfilm (35 Min) · Deutschland 2022 · ZDF/3sat
Regie: Simone Catharina Gaul
Das Debütalbum des Rappers Luvre47 handelt vom Leben an Berlins Stadtrand, in der Hochhaussiedlung Gropiusstadt. In einer Mischung aus Wut und Melancholie erzählt er von der eigenen Karriere als Schulabbrecher, von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und anderen Delikten, die einige Kumpels damals ins Gefängnis, ihn jedoch zur Musik brachten. Simone Catharina Gaul begleitet den jungen Berliner, der mittlerweile bei einem großen Musiklabel unter Vertrag ist, von den ersten Studioaufnahmen bis zur großen Release-Party. Sie streift mit ihm durch die markanten Häuserschluchten von Gropiusstadt, die mit der U-Bahn nur zehn Minuten vom trendigen Neukölln entfernt liegen.
Simone Catharina Gaul (Jahrgang 1984) ist Regisseurin für Dokumentarfilme und Journalistin für „Zeit Online”. Sie studierte Romanistik und Politik in Stuttgart und Paris sowie Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg mit Schwerpunkt Dokumentarfilm.
Montag, 05. Dezember, 22.25 Uhr
"Ab 18! – Für die Freiheit"
Dokumentarfilm (30 Min) · Deutschland 2022 · ZDF/3sat
Regie: Shaheen Dill-Riaz
Die Bloggerin Shammi Haque wurde als Freiheitsaktivistin in Bangladesch mit dem Tode bedroht. 2015 ist sie mithilfe von „Reporter ohne Grenzen“ nach Deutschland geflohen. Danach erlebte sie eine Art Verwandlung, die sie im Rückblick als glücklich beschreibt. Deutschkurs und ein anschließendes Journalistenstipendium hatte sie im Eiltempo absolviert. Heute arbeitet sie als Reporterin für die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands in Berlin. Shaheen-Dill Riaz hat die junge Frau nach ihrer Flucht immer wieder begleitet und beobachtet den Kampf der jungen Frau an all den Fronten, die ihr wichtig sind.
Shaheen Dill-Riaz (Jahrgang 1969) wurde in Bangladesch geboren. 1992 kam er über ein Stipendium des Goethe-Instituts nach Deutschland und studierte u. a. an der HFF Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg. Für seine Dokumentation „Eisenfresser” über Schiffsabwrackung bei Chittagong in Bangladesch erhielt er 2010 einen Grimme-Preis.
Montag, 05. Dezember, 22.55 Uhr
"Ab 18! – Ich brenne"
Dokumentarfilm (35 Min) Deutschland 2022 · ZDF/3sat
Regie: Marcin Wierzchowski
Der rassistische Mordanschlag von Hanau hat die Frage, wer eigentlich zu dieser Gesellschaft gehört, für eine Gruppe junger Erwachsener zu einem existenziellen Thema gemacht. Am 19. Februar 2020 haben Nesrin (20), Serkan (24) und Carlos (25) ihren großen Bruder und Freund Ferhat verloren. Er wurde bei dem rechtsextremen Terrorakt getötet. Wie gehen sie mit dem Trauma um? Der Film begleitet die Freunde, die Teil einer Bildungsinitiative für Empowerment- und Aufklärungsarbeit gegen Rassismus geworden sind. Diese hatten sie mit Ferhats Mutter Serpil am 14. November 2020 gegründet – Ferhats 24. Geburtstag.
Marcin Wierzchowski (Jahrgang 1984) hat seit dem Tag des Anschlags in Hanau gefilmt. Für seinen Dokumentarfilm „Hanau – eine Nacht und ihre Folgen“ wurde er bereits mit dem Grimme-Preis 2022 ausgezeichnet. Der Film „Ich brenne“ konzentriert sich erstmals auf die jungen Hinterbliebenen des Terroraktes.
Montag, 05. Dezember, 23.35 Uhr
"Ab 18! – Following Valeria"
Dokumentarfilm (30 Min) Deutschland 2022 ZDF/3sat
Regie: Nicola Fegg
Zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 wird Valeria durch sarkastisch-humorvolle TikTok-Videos zum Gesicht der jungen Kriegsgeneration. Dann flieht sie nach Italien, wo sie wie ein Star behandelt wird. Doch sie ist einsam, ihre Posts werden weniger spektakulär, Negativkommentare zu ihren Clips nehmen zu, die Zahl der Follower sinkt drastisch. Sie zieht zu der Familie ihres nach Deutschland geflohenen Bruders. Dort fühlt sie sich erstmals etwas zu Hause. Aber es wirkt, als habe sie ihr Momentum verloren. Sie beschließt, für zwei Monate nach Berlin zu gehen, und sie wird vom europäischen Parlament eingeladen. Gleichzeitig reift der Plan, in die Ukraine zurückzukehren.
Nicola Fegg (Jahrgang 1993) studierte vor ihrem Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB) Modedesign und arbeitete als Singer/Songwriterin. Auf Valeria ist sie früh aufmerksam geworden und gleich nach deren Flucht mit ihr in Kontakt getreten.
Fotos zur Reihe "Ab 18!" finden Sie hier.
Hauptabteilung Kommunikation
Programmkommunikation
Marion Leibrechtleibrecht.mwhatever@zdf.de
Mainz, 18. Oktober 2022