
3satKulturdoku: "Die Emojikalypse – Wie Bilder unsere Kultur verändern"
40 Jahre Emojis und die Folgen
Vor 40 Jahren, am 19. September 1982, wurde das erste Emoticon verschickt. Seither verändert sich die Welt rasant in Richtung Post-Schrift-Gesellschaft. Droht mit den gelben Zwinkersmileys die Gefahr, dass unsere Kommunikation immer trivialer wird? Oder sind die vielen Memes, GIFs und Bildchen nicht ein Grund zur Freude, weil durch sie universeller, schneller und kreativer kommuniziert wird? Diesen Fragen geht die 3satKulturdoku "Die Emojikalypse – Wie Bilder unsere Kultur verändern" am Samstag, 17. September 2022, um 19.20 Uhr auf den Grund. Erstausstrahlung.
19:20 Uhr
Einer Umfrage zufolge nutzen über 78 Prozent aller Deutschen über 16 Emojis. Dass Menschen mit Bildern kommunizieren, ist erstmal nicht neu. Davon zeugen auch die analogen Vorläufer der Emojis: die Piktogramme. Neu ist allerdings die Fülle der Bilder und ihre massenhafte Verwendung in der digitalen Kommunikation. Typograf Erik Spiekermann lässt das Emoji-Alphabet gar an Hieroglyphen denken. Entwickelt sich hier eine neue Bilderschrift? Und was bedeutet das: Innovation oder kultureller Rückschritt? Der Linguist Florian Busch hat in einer Studie die Whatsapp-Kommunikation bei Jugendlichen untersucht. Bei der Auswahl des passenden Emojis werden dort eigene Regeln angewandt, je nachdem, vom wem die Nachricht an wen geschickt werden.
Wächter über die Emojis ist das Unicode-Konsortium mit Sitz in Kalifornien. Vorschläge für Emojis kann dort jede und jeder einreichen. Doch obwohl die ganze Welt Emojis benutzt, bestimmt nur eine Handvoll Personen darüber, welche es davon neu auf die Smartphone-Tastaturen schaffen. In den letzten Jahren waren das u.a. mehr verschiedene Hautfarben oder Beziehungskonstellation. Allen Wünschen nachzukommen sei nicht möglich, sagt Jennifer Daniel, Vorsitzende des Unicode Emoji-Komitees. Nicht nur, weil das den Platz auf den Geräten sprengen würde. Die Emojis müssten bestimmte Kriterien erfüllen, etwa möglichst vielseitig einsetzbar sein. Statt unendlich viele neue Emojis in den Unicode Standard aufzunehmen, wünscht sich Daniel, dass User verschiede Emojis kombinieren und selbst kreativ werden.
Künstlerin und Emoji-Expertin Lilian Stolk hätte trotzdem gerne, dass alle mitbestimmen können, was Teil unseres Emoji-Sprachschatzes wird und was nicht: "Warum war ein explizites Menstruations-Emoji dem Konsortium zu spezifisch, eine Öllampe aber nicht? Warum gibt es einen Salzstreuer, aber keine Pfeffermühle?" Stolk hat einen Emoji-Voter entwickelt, bei dem jeder abstimmen kann: Brauchen wir dieses Emoji oder nicht? Denn Emojis dienen nicht nur dem Spaß, sie können auch Repräsentation bedeuten. Ebenfalls im Film zu Wort kommen: Ur-Emoticon-Erfinder Scott Fahlman, Emoji-Entwickler Shigetaka Kurita, dessen Werke heute im MoMa in New York hängen, die Kulturwissenschaftlerin Gala Rebane, die Psychologin Wera Aretz, der Grafik-Designer O’Plérou Grebet sowie der Psychiater Manfred Spitzer.
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Marion Leibrechtleibrecht.mwhatever@zdf.de
Mainz, 02. August 2022