"Bella Australia" - Zuversichtlich in eine neue Zukunft blickend, betritt Bella (Andrea Sawatzki) das Scheidungsgericht © ZDF und Volker Roloff

Andrea Sawatzki im Interview: "Zahlen auf dem Papier verraten nichts über den Menschen"

Im Interview mit 3sat blickt die Schauspielerin auf ihre Karriere zurück und spricht über ihre Pläne an ihrem 60. Geburtstag

3sat widmet Ihnen zum 60. Geburtstag eine Filmreihe. Auf welche Projekte blicken Sie besonders gern zurück?
Ach, ich liebe all diese Filme und freue mich sehr über diese Ehre! Besonders liegen mir aber wahrscheinlich die Bundschuhs am Herzen. Diese Familie entstammt ja meiner Feder, und die Produzentin Regina Ziegler hat es tatsächlich geschafft, sie ins Fernsehen zu bugsieren. Und dass ich dann auch noch die Gundula spielen durfte, ist natürlich ein Geschenk. Wir Bundschuhs sind übrigens sehr glücklich darüber, dass wir jetzt schon den achten Teil für das ZDF drehen durften. Das Publikum liebt diese chaotische Familie, und ich werde auf den Lesungen oder beim Einkaufen oder in der Bahn ständig gefragt, was als nächstes passiert. Sehr mag ich allerdings auch die "Anfänger"-Reihe, die die Degeto für meinen Mann und mich entwickelt. Wir arbeiten gerade an einer neuen Geschichte und sind gespannt darauf, ob und wann wir diese phantastische Idee verwirklichen können. Ich muss sagen, wenn ich die Auswahl für 3sat so betrachte … scheint es tatsächlich, als sei ich quasi für die "Schwarze Komödie" abonniert, und das freut mich. Ich liebe die Herausforderung, Komödien zu spielen. Das ist gar nicht so leicht, weil man sehr auf das Timing achten muss. Eine sekundenlange Verzögerung kann schon den ganzen Witz zerstören. Diese Arbeit macht großen Spaß, abgesehen davon, dass ein bisschen Humor, ein bisschen Loslassen vom Alltag, gerade vonnöten ist.

Film
Interview

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken: Gibt es eine Anekdote/ein Erlebnis, an das Sie sich besonders gern erinnern?
Es war bis jetzt eigentlich alles bunt und schön. Am meisten freue ich mich wahrscheinlich über die Verfilmung meiner Bundschuh-Romane. Und darüber, dass das Publikum diese Familie so mag. Ich bekomme so viele Zuschriften und sogar Geschenke für meine Gundula. Von einer Küchenschürze über einen Schneebesen bis hin zu selbst gemalten Porträts und selbst gemachtem Likör (zur Beruhigung der Nerven) war bis jetzt alles dabei. Einmal habe ich bei einer Lesung sogar ein Schutzengelchen für die Bundschuh-Familie bekommen. Einige Fans schreiben mir Briefe mit Vorschlägen dazu, was den Bundschuhs noch alles Turbulentes passieren könnte, da sind die skurrilsten Ideen dabei … Die Menschen freuen sich, über diese Familie lachen zu können und sich darin auf die ein oder andere Art wiederzufinden. Zu den Lesungen kommen grundsätzlich Bundschuh-Fans. Die kennen alle Filme auswendig und können quasi mitsprechen. Die Lesungen sind weit im Voraus ausgebucht, und ich freue mich so, den Nerv der Menschen, was die eigene Familie und das Frau- und Muttersein angeht, getroffen zu haben.

"Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren" – Adlai E. Stevenson, "We do not stop playing because we are old. We grow old because we stop playing" – Helen Hayes, "Im Alter bereut man vor allem die Sünden, die man nicht begangen hat"  William Somerset Maugham etc. … Es gibt unzählige Sprüche und Zitate, die sich mit dem Älterwerden beschäftigen. Haben Sie ein persönliches Lieblingszitat? Was ist diesbezüglich Ihre Devise?
Die Zitate finde ich tatsächlich alle sehr schön, die kann ich alle aus ganzem Herzen befürworten. Am meisten berührt mich vielleicht das zweite Zitat von Helen Hayes. Uns Schauspielern das Liebste zu nehmen, was wir mitunter haben, das Spielen-dürfen, vernichtet uns (und das nicht nur in materieller Hinsicht). Das Spielen ist unser Lebenselixier, und je älter wir werden, umso größer ist unser Schatz. Wir spielen ja nicht, um uns immer zu wiederholen, wir spielen, um zu reifen, um uns zu entwickeln, unser Publikum immer wieder neu zu überraschen und die Herausforderungen an uns selbst hochzuschrauben. Es ist ein ständiger Drahtseilakt. Und die Zuschauer, die uns ja schon so viele Jahre begleiten, halten uns deshalb die Treue. Es ist ein Geben und Nehmen, und das muss es meiner Ansicht nach auch sein.

Feiern Sie gern Geburtstag, oder machen Sie sich nicht viel aus diesem Tag? Was gehört an diesem Tag für Sie dazu?
Ich liebe Geburtstage. Gibt es etwas Schöneres, als am Leben zu sein, Pläne zu schmieden, die Menschen, die man liebt, um sich zu haben? Wir bleiben zu meinem Geburtstag kurzerhand in Andalusien und feiern mit unseren spanischen Freunden. Die Spanier sind Meister im Feiern. Und in diesem besonderen Jahr feiern wir ein besonderes Motto: Dass Zahlen auf dem Papier nichts über den Menschen verraten.

Über welches Geschenk haben Sie sich bisher am meisten gefreut? Mit was kann man Ihnen zum Geburtstag eine Freude machen?
Ich freue mich tatsächlich auf die vielen Aufgaben, die mich dieses Jahr erwarten. Es sind so schöne Projekte in Sicht. Das ist für das kommende Lebensjahr die größte Herausforderung. Das größte Geschenk. Und ich brenne darauf, mein Bestes zu geben.

Was wünschen Sie sich für das kommende Lebensjahr?
Dass es den Menschen, die ich liebe, gut geht.

 

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Mailin Erlinger
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Mainz, 05. März 2023