Jonas Hackmann (li.) und Lili Winderlich (re.) in "Die Eingeborenen von Maria Blut" am Wiener Akademietheater © ZDF und Susanne Hassler-Smith

"Die Eingeborenen von Maria Blut": "Starke Stücke" vom 60. Berliner Theatertreffen

3sat zeigt die Inszenierung vom Burgtheater Wien

Das idyllische Maria Blut gilt als "das österreichische Lourdes", neben der Wallfahrt bestimmt eine Konservenfabrik das Leben im Dorf. Als diese schließen muss, ist es mit der Idylle vorbei. Aberglaube, Esoterik und Antisemitismus sind die Zutaten für den Provinzhorror, den die jüdische Schriftstellerin Maria Lazar 1937 schuf. Ihr Blick auf die Landbevölkerung ist gnadenlos. Was später die Welt in den Abgrund stürzt, wird bereits im Kleinen durchgespielt. In messerscharfen kurzen Szenen geht es unbarmherzig dem Ende entgegen.

Theater
Sa 20. Mai
22:00 Uhr
Erstausstrahlungen

Die neuen Geschäftsideen des Fabrikbesitzers Schellbach stellen sich als Schwindel heraus. Die 1930er-Jahre sind gerade angebrochen, Dollfuß ist Kanzler, und die kleingeistigen Eingeborenen von Maria Blut zeigen, wie gefährlich die Mischung aus Frömmigkeit und Abstiegsängsten ist, der aufkommende Faschismus wirft seine Schatten voraus. Die Schuldigen für die Misere des Dorfs sind schnell gefunden: der jüdische Anwalt Meyer-Löw und der sozialdemokratisch gesinnte Arzt, Dr. Lohmann. Gefühllos und hinterhältig werden sie von den Eingeborenen zu Sündenböcken gemacht. Regisseurin Lucia Bihler verstärkt das Stakkato dieser Miniaturdramen durch harte Blacks, die Filmschnitten ähneln. Die Bühne dominiert eine überdimensionierte Madonnenstatue und wird von grotesken Figuren, gehüllt in rosa und fleischfarbenes Latex, bevölkert, die mal chorisch, mal dialogisch, mal erzählend die ganze Boshaftigkeit dieser schaurigen Dorfgemeinschaft entfalten. Das Zusammenspiel aus Bühne, Kostüm, Regie und dem Ensemble das Burgtheaters macht diese Wiederentdeckung für das Theater zu einem ebenso betörenden wie verstörenden Erlebnis.

Dramaturgie: Alexander Kerlin
Musik und Sounddesign: Jacob Suske

Besetzung: 
Stimme der Erzählerin – Stefanie Dvorak    
Doktor Lohmann – Philipp Haus    
Adalbert, sein Sohn – Jonas Hackmann    
Toni, seine Haushälterin – Stefanie Dvorak    
Pater Lambert – Robert Reinagl    
Meyer-Löw, Rechtsanwalt – Dorothee Hartinger    
Anselm, sein Enkelsohn – Stefanie Dvorak    
Marischka, Haushälterin bei Meyer-Löw – Lili Winderlich    
Herr Heberger, Wirt – Robert Reinagl    
Notburga, seine Tochter – Lili Winderlich    
Vinzenz, sein Sohn – Jonas Hackmann    
Fräulein Reindl – Stefanie Dvorak    
Alice, Lohmanns Freundin in Wien – Lili Winderlich

Bühnenbild: Jessica Rockstroh    
Choreografie: Mats Süthoff    
Kostüme: Victoria Behr    
Regie: Lucia Bihler

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Hauptabteilung Kommunikation

Stefanie Wald
wald.swhatever@zdf.de
Mainz, 24. März 2023