Annemarie Brüntjen als Johanna und Boris Koneczny als Thibaut d’Arc in „Die Jungfrau von Orleans“ am Nationaltheater Mannheim / Copyright: ZDF/Christian Kleiner

"Die Jungfrau von Orleans": "Starke Stücke" vom 59. Berliner Theatertreffen

3sat zeigt die Inszenierung vom Nationaltheater Mannheim

Regisseurin Ewelina Marciniak und Dramaturgin Joanna Bednarczyk überschreiben Friedrich Schillers Klassiker und machen daraus eine Suche nach den verschiedenen Rollenzuschreibungen der Titelheldin: Johanna, Jungfrau von Orleans. Wer ist dies Frau wann, für wen?

Eine gottesfürchtige, von Visionen Geleitete ist diese Johanna nicht. Mehr erscheint sie wie ein aufmüpfiger Teenager. Die spätere Heldin steht ihr noch nicht ins Gesicht geschrieben. In Frankreich tobt der Hundertjährige Krieg, Engländer und Burgunder verbünden sich gegen den französischen Dauphin, der auf ein Gebiet südlich der Loire zurückgedrängt wurde. Die Stadt Orléans markiert die Front. Das junge Bauernmädchen Jeanne d’Arc, bei Schiller wird daraus Johanna, macht sich daran, diesen Krieg der Männer gehörig aufzumischen. Sie will den Dauphin zum Sieg führen und Frankreich befreien. Geführt von Erscheinungen, oder sind es Wahnvorstellungen, sieht sie sich befähigt, das Blatt zu wenden und Geschichte zu schreiben. Ob Schillers Johanna, oder die historische Jeanne d’Arc, sie nimmt kein gutes Ende, fällt glorreich in der Schlacht oder landet auf dem Scheiterhaufen. Doch der Dauphin triumphiert tatsächlich und wird zu Charles VII. Das Bauernmädchen, die Jungfrau, die Heerführerin wird posthum zur Heiligen verklärt.

Mit vielfältigen Mitteln wird die Titelfigur dekonstruiert und anschließend rekonstruiert. Ob Videosequenzen über oder Choreografien auf der Bühne, nichts bleibt unversucht, um Johanna zu fassen. Am Ende wird sie zum Star ihrer eigenen Geschichte, reflektiert ihre Konstruiertheit als literarische, historische Figur und als Schauspielerin. Es ist Zeit, die von Männern erdachte und aufgezwängte Opferrolle abzulegen.

Theater
Sa 14. Mai
20:15 Uhr
Erstausstrahlung

Fernsehregie: Peter Schönhofer

Besetzung:
Annemarie Brüntjen – Johanna
Boris Koneczny – Thibaut d’Arc
Christoph Bornmüller – Karl VII
Sophie Arbeiter – Königin Isabeau
Vassilissa Reznikoff – Agnes Sorel
Maria Munkert – Graf Dunois
Arash Nayebbandi – La Hire/Bertrand/Margot
Matthias Breitenbach – Talbot/Schwarzer Ritter
László Branko Breiding – Lionel/Louison
Ragna Pitoll – Raimunde/Montgomery

Regie – Ewelina Marciniak
Choreografie – Dominika Knapik
Bühne/Licht – Mirek Kaczmarek
Kostüme – Natalia Mleczak Musik – Jan Duszyński
Dramaturgie: Joanna Bednarczyk, Anna-Sophia Güther, Sascha Hargesheimer

 

Fotos unter https://presseportal.zdf.de/presse/theaterin3sat

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Stefanie Wald
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Mainz, 24. März 2021