
Die Duisburger Filmwoche im DOKFILMHERBST
Mit "Zuhurs Töchter" und weiteren Filmen aus dem vergangenen Wettbewerb
Die Duisburger Filmwoche im DOKFILMHERBST: Anlässlich der 46. Duisburger Filmwoche (7. – 13. November), dem Festival des Dokumentarfilms aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, präsentiert 3sat vier Filme aus dem vergangenen Wettbewerb und vergibt vor Ort zum 27. Mal den von den vier 3sat-Partnern ZDF, ORF, SRG und ARD gestifteten 3sat-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschsprachigen Dokumentarfilm aus dem Festivalprogramm. Auftakt ist die Langzeitbeobachtung "Zuhurs Töchter" von Laurentia Genske und Robin Humboldt. Es folgen der dokumentarische Kurzfilm "Lydia" von Christian Becker, "Köy" von Serpil Turhan und das Videoporträt "Uncomfortably Comfortable" von Maria Petschnig.Alle Filme und mehr sind im Umfeld der linearen Sendung für 7, 30 oder auch 90 Tage in der 3satMediathek zu sehen.
Die Duisburger Filmwoche im Dokfilmherbst
Montag, 7. November 2022, 22.25 Uhr
Zuhurs Töchter
Dokumentarfilm (89 Min) · Deutschland 2021 · ZDF/3sat
Regie: Laurentia Genske und Robin Humboldt
Erstausstrahlung
Auf der Schwelle zum Erwachsenwerden und trans*: Zwei syrische Schwestern suchen ihren Weg in der neuen Heimat Deutschland. In den wenigen Quadratmetern ihrer Geflüchtetenunterkunft und in den Clubs der Stadt nehmen sich Lohan und Samar eine neue Freiheit. Die syrischen Geschwister können in Deutschland das sein, was sie sind: Frauen. Lohan und Samar sind in einer gläubigen muslimischen Familie aufgewachsen. Für ihre Eltern war es am Anfang schwer, die Trans-Identität ihrer Töchter zu akzeptieren. Mutter Zuhur ist das Aussehen und Auftreten ihrer beiden Söhne, die jetzt ihre Töchter sind, unangenehm. Sie denkt an die Tradition und den Ruf der Familie. Vater Talib erzählt, er hätte seine beiden Kinder in Syrien eigentlich umbringen müssen, da in ihrem dortigen Lebensumfeld Trans-Identitäten nicht akzeptiert werden. Auch deshalb haben die Eltern entschieden, mit der Familie von Syrien nach Deutschland zu fliehen. In Deutschland halten die Eltern an gewohnten Strukturen aus Syrien und an einem Leben nach dem Koran fest. Lohan und Samar dagegen sind hin und her gerissen zwischen ihrer muslimischen Gemeinschaft und dem westlichen Umfeld, das es ihnen ermöglicht, ihr wahres Selbst auszudrücken. Anfänglich nur im Geheimen, wagen die beiden mehr und mehr ihre weibliche Identität auszuleben. Doch der Weg zur vollständigen Transition ist lang und schmerzhaft. Über drei Jahre lang begleiten die beiden Filmemacher Laurentia Genske und Robin Humboldt Lohan und Samar auf ihren Streifzügen durch Szeneclubs, bei Gesprächen mit Ärzt*innen und Sozialarbeiter*innen und der Auseinandersetzungen mit den Eltern und Geschwistern. Dabei kommen sie einer besonderen Familie nahe, die trotz unzähliger Konflikte und Nöte zusammenhält.
Laurentia Genske (geboren 1989) und Robin Humboldt (geboren 1986) haben an der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln studiert. Ihr gemeinsamer Abschlussfilm "Am Kölnberg" (D 2014) wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. "Zuhurs Töchter" ist ihr zweiter gemeinsamer langer Dokumentarfilm, der ebenfalls auf vielen Filmfestivals gezeigt wurde und auf dem DOK.fest München 2021 mit dem VIKTOR DOK.deutsch ausgezeichnet wurde.
"Zuhurs Töchter" lief im vergangenen Jahr im Wettbewerb der Duisburger Filmwoche. Der Film ist 24 Stunden vor und 30 Tage nach Ausstrahlung in der 3satMeditahek zu sehen.
Die Duisburger Filmwoche im Dokfilmherbst
Montag, 7. November 2022, 23.55 Uhr
Lydia
Kurzfilm (22 Min) · Deutschland 2019 · ZDF/3sat
Regie: Christian Becker
Ende der 1970er-Jahre gefilmt und 1992 in Tagebuchskizzen niedergeschrieben, erzählt der Film über zwei Dekaden hinweg aus dem Leben des Ehepaares Lydia und Wolfgang B. Sie Übersetzerin französischer Literatur, er Romanistik-Professor. Aus dem Super-8-Archiv des Ehepaars hat Regisseur Christian Becker mit bedachter Auswahl einen Diamanten geschliffen über das Private. Zwischen Lebenskrise und Lebensfreude, voller Leidenschaft und disziplinierter Arbeit, getrieben von Überzeugungen und Zweifeln und der Angst vor einem tödlichen Zweittumor, berichten Lydias Schmalfilmaufnahmen und Wolfgangs Tagebuchtexte splitterhaft von der Schönheit und der Widrigkeit einer symbiotischen Ehe.
Christian Becker studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln. 2002 gründete er zusammen mit Oliver Schwabe field recordings. Becker arbeitet als Autor, Editor, Filmemacher und Produzent. Sein kurzer Dokumentarfilm „Lydia“ wurde 2021 bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen mit dem Preis des NRW Wettbewerbs und bei der Duisburger Filmwoche mit dem Preis der Stadt Duisburg ausgezeichnet.
"Lydia" wurde auf der Duisburger Filmwoche 2021 mit dem Preis der Stadt Duisburg ausgezeichnet. Der Film ist 7 Tage vor und 90 Tage nach Ausstrahlung in der 3satMeditahek zu sehen.
Die Duisburger Filmwoche im Dokfilmherbst
Dienstag, 8. November 2022, 22.55 Uhr
Köy
Dokumentarfilm (90 Min) · Deutschland 2021 · ZDF/3sat
Regie: Serpil Turhan
Erstausstrahlung
Neno, Saniye und Hêvîn sind Kurdinnen aus drei Generationen. Neno, die Großmutter der Regisseurin, ist Mutter von elf Kindern und pendelt zwischen Deutschland und der Türkei. Das politische Geschehen in der Heimat verfolgt sie mit einer klaren Haltung. Saniye betreibt ein kleines Kiez-Café in Berlin und träumt davon, eines Tages in ihrem Geburtsort in der Türkei zu leben. Sie erkennt, dass sie bereit sein muss Risiken einzugehen, wenn sie in ein Land der politischen Unruhen und Krisen zurückkehren möchte. Hêvîn, die jüngste Protagonistin, will Schauspielerin werden und ist politisch aktiv. Doch während ihres Studiums hat sie nicht mehr viel Zeit für den Kampf gegen die Unterdrückung der kurdischen Minderheit. Vor dem Hintergrund der politischen Veränderungen in der Türkei erzählt "Köy", welche Entscheidungen die drei Frauen für sich treffen und wie das Leben darauf antwortet. Ein vielschichtiger Film über die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Heimat und Sicherheit – und über die Freiheit des Ichs.
Serpil Turhan spielte zunächst in mehreren Kinofilmen von Thomas Arslan und Rudolf Thome. Von 2001 bis 2004 studierte sie Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin und arbeitete anschließend als Regieassistentin. Parallel begann sie Dokumentarfilme zu drehen und studierte bei Thomas Heise an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. 2013 legte sie mit dem Dokumentarfilm „Dilim Dönmüyor – Meine Zunge dreht sich nicht“ ihr Diplom ab. Es folgte der Dokumentarfilm „Rudolf Thome – Überall Blumen“. Seit 2019 ist sie Gastprofessorin an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Serpil Turhan lebt und arbeitet in Berlin.
"Köy" war der Eröffnungsfilm der Duisburger Filmwoche 2021. Der Film ist 7 Tage vor und 83 Tage nach Ausstrahlung in der 3satMeditahek zu sehen.
Dienstag, 15. November 2022, 23.10 Uhr
Uncomfortably Comfortable
Dokumentarfilm (75 Min) · USA, Österreich 2021 · ORF/3sat
Regie: Maria Petschnig
Erstausstrahlung
Im Frühling 2018 lernte Maria Petschnig Marc Thompson kennen, nachdem sie ihn immer wieder in ihrer Brooklyner Nachbarschaft antraf. Marc erzählte ihr das er bereits über ein Jahr in seinem Auto lebte, und das aus eigener Entscheidung, trotz eines fixen Jobs. Das Gym ums Eck frequentierte er für die tägliche Dusche und nebenbei verfasste er Prosa. Marc, 58, wuchs in New York City auf, war insgesamt über 17 Jahre inhaftiert, und seine freiwillige Obdachlosigkeit hat sowohl psychologische wie ökonomische Gründe. Die Künstlerin begann, über den Zeitraum eines Jahres sein Leben, seinen Alltag und seinen Existenzkampf aufzuzeichnen, sowie in Gesprächen Marcs Ängste, Gedanken zur Welt und zur Gesellschaft festzuhalten. "Uncomfortably Comfortable" ist ein experimentelles Porträt, das Fragen zu Wohnungslosigkeit, zu den Auswirkungen von Inhaftierung und Trauma stellt sowie Freundschaft, Rassismus und ein Leben am Rande der Gesellschaft thematisiert.
Maria Petschnig, 1977 in Klagenfurt geboren, studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien sowie am Royal College of Art und an der Wimbledon School of Art in London. Die Künstlerin und Filmemacherin lebt seit 2003 in Brooklyn, New York.
"Uncomfortably Comfortable" und wurde auf der Duisburger Filmwoche 2021 mit dem ARTE-Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet.
Fotos zum Dokfilmherbst 2022 in 3sat finden Sie hier.
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Claudia Hustedthustedt.cwhatever@zdf.de
Mainz, 14. Juni 2022