
"humanistää! – eine abschaffung der sparten": "Starke Stücke" vom 59. Berliner Theatertreffen
3sat zeigt die Inszenierung vom Volkstheater Wien
Ein Feuerwerk der Sprache, eine Feier der Poesie, ein Abend von und für Ernst Jandl, einem der größten österreichischen Dichter. "humanistää!" ist Musiktheater, Lautgedicht und Dada-Performance zugleich. Regisseurin Claudia Bauer verwebt dafür am Volkstheater in Wien zwei tatsächlich für die Bühne geschriebene Texte von Jandl, "Die Humanisten" und "Aus der Fremde", dazu gesellen sich noch zahlreiche seiner Gedichte und entwickeln sich mithilfe eigens komponierter Musik zu einem repetitiven Sprachfeuerwerk.
Es geht um die Sprache selbst, um das Sprechen, um Kultur, Heimat und die wackelige Konstruiertheit dieser Begriffe. Die Regisseurin greift dafür zu zahlreichen Mitteln der Verfremdung. Gespielt wird zunächst in einem winzigen Zimmerchen, Ernst Jandl und Friederike Mayröcker Alter Egos erscheinen, sie tragen Silikonmasken, gesprochen werden die irrwitzigen Dialoge von anderen Schauspieler*innen vom Rand. Die kleine Bühne entpuppt sich als Spiegelung eines viel größeren Raumes, Bühne in der Bühne, Spiel im Spiel.
Im Rhythmus von Jandls Sprache entstehen Momente von fast zärtlicher Innigkeit, die sich mit Szenen absurder Komik und Blödelei abwechseln. Ein ständiges Zweifeln und Verzweifeln an der Sprache, am Wert des Wortes für die Kommunikation, treibt diese Figuren um. Gefangene in Jandls Wortgebäude, distanziert vom Sprechakt und der Bedeutung ihrer Aussagen und trotzdem unglaublich nah dran am Kern, an dem was es heißt Mensch zu sein.
20:15 Uhr
Fernsehregie: Andreas Morell
mit Elias Eilinghoff, Evi Kehrstephan, Gitte Reppin, Bettina Lieder, Hasti Molavian, Nick Romeo Reimann, Julia Franz Richter, Uwe Rohbeck, Samouil Stoyanov
Musiker – Igor Gross, Lukas Lauermann
Dirigentin – Jera H. Petriček
Live-Kamera – Thomas Barcal, Marvin Kanas
Fotos unter https://presseportal.zdf.de/presse/theaterin3sat
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Stefanie Waldwald.swhatever@zdf.de
Mainz, 24. März 2021