
Ingeborg Bachmann. Vom Unerhörten im Alltäglichen
Film von Barbara Frank
Im Angesicht eines neuen Kriegs mitten in Europa und der Erosion fest geglaubter Sicherheiten geht der Film "Ingeborg Bachmann. Vom Unerhörten im Alltäglichen" von Barbara Frank am Sonntag, 2. Juli 2023, um 12.15 Uhr, zusammen mit den Autorinnen Anna Baar, Lydia Mischkulnig und Tara Meister Fragen nach, die vom Werk Bachmanns direkt ins Heute führen. Die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann starb 1973 mit nur 47 Jahren.
12:15 Uhr
Ingeborg Bachmann hat als Jugendliche den Krieg bei Bombenangriffen auf Klagenfurt miterlebt und sich in mehreren Texten von unerhörter Aktualität mit der Fortschreibung des "Kriegs im Frieden", der auch nur ein "Krieg mit anderen Mitteln sei", auseinandergesetzt. So heißt es im Gedicht "Alle Tage": "Der Krieg wird nicht mehr erklärt, sondern fortgesetzt. Das Unerhörte ist alltäglich geworden." Krieg sickert nach Ansicht von Bachmann als Gewalt in unsere Sprache ein. "Wie wir Sprache verwenden, bedeutet auch, wie wir leben", meint dazu Bachmann-Expertin Barbara Agnese und stellt fest: "Wie Gewalt durch Sprache ausgeübt wird, zieht sich wie ein Roter Faden durch Ingeborg Bachmanns Werk." Leben und Werk dieser Ikone der Nachkriegsliteratur zeigt sich auf den Literaturbörsen der Gegenwart wie der Leipziger Buchmesse genauso wie in der aktuellen Ausstellung zum 50. Todestag: "Ingeborg Bachmann. Eine Hommage" im Literaturmuseum der österreichischen Nationalbibliothek in Wien ist Bachmanns Auseinandersetzung mit Krieg, Krankheit, Beziehungs- und Geschlechterverhältnissen gewidmet. Zusammen mit den Autorinnen Anna Baar, Lydia Mischkulnig und Tara Meister geht der Film den Fragen nach: Sind schreibende Frauen immer noch das "andere Geschlecht"? Wie schwierig ist es für Autorinnen in der Gegenwart, "Orte gesellschaftlich relevanten Sprechens" (Literaturkritikerin Daniela Strigl) einzunehmen? Welche Grenzen setzt die sogenannte Marktlogik den weiblichen Stimmen immer noch im Literaturbetrieb? Gibt es einen Einfluss von Bachmanns Sprachkritik, Literatur und Philosophie auf Gegenwartsautorinnen?
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Claudia Hustedthustedt.cwhatever@zdf.de
Mainz, 28. Juni 2023