
Kulturzeit extra: Gefahr aus dem Netz
Wege, die Macht von Facebook, Twitter und Co. zu brechen
Twitter, Facebook und Co. kommerzialisieren Daten und polarisieren die Gesellschaft, das ist auch im Bundestagswahlkampf zu spüren. Was wäre alles zu erreichen, wenn die Bürger die Hoheit über ihre Daten wieder übernehmen? Wenn sie sie nicht (nur) kommerziellen Plattformen zur Verfügung stellten, sondern dem Gemeinwohl? Das wäre ein Ansatz, um die Welt zu verbessern. "Kulturzeit extra: Gefahr aus dem Netz" berichtet am Mittwoch, 25. August 2021, um 19.20 Uhr in Erstausstrahlung über erfolgreiche Alternativen. Die Sendung wird moderiert von Vivian Perkovic.
19:20 Uhr
Wie solch Alternativen aussehen könnten, erklärt Francesca Bria, Präsidentin des italienischen Nationalen Innovationsfonds, Gründerin der EU-Initiative "Decode" und UN-Beraterin für digitale Städte. Sie hat die Entwicklung von Städten wie Barcelona mit einem einfachen Gedankenmodell maßgeblich beeinflusst: Sie bat die Bürgerinnen und Bürger, ihre Daten dem Gemeinwohl, der Gestaltung einer lebenswerten Stadt zur Verfügung zu stellen.
"Kulturzeit extra" beleuchtet die verschiedenen Facetten der Hoheit über die Daten und der Auswirkung auf die Meinungsfreiheit. Wie gefährlich Plattformen wie Facebook tatsächlich sind, belegen die Reporterinnen Sheera Frenkel und Cecilia Kang in ihrem Buch "Inside Facebook": Gleich, ob es um den Sturm auf das US-Capitol ging oder darum, dass das burmesische Militär mithilfe von Fake-Accounts Gewalt gegen die muslimische Minderheit der Rohingya anstachelte, bei der 24.000 Menschen starben: Der Facebook-Führungsebene war das jeweils früh bekannt - und sie unternahm nichts.
Für Adrian Daub, Literaturwissenschaftler an der Universität Stanford hat sich die Utopie einer neutralen Plattform schon längst ins Gegenteil verkehrt. Er geht heute davon aus, dass es bestimmte Gewaltexzesse in der Welt ohne Facebook gar nicht erst geben würde. Auch der Medienwissenschaftler Michael Seemann entzaubert das Bild der scheinbaren Neutralität der Plattformen und fordert regulierende Maßnahmen. Für Judith Simon, Professorin für Ethik in der Informationstechnologie, ist dies jedoch nur ein Baustein: Wie Francesca Bria propagiert sie neue, nicht kommerzielle Plattformen, auch im Hinblick darauf, dass ein geteilter öffentlicher Diskurs eine wichtige Basis für ein demokratisches Gemeinwesen ist.
Wie stellt man der vergifteten, kommerzialisierten Diskussionskultur in Twitter, Facebook und Co. eine neue Öffentlichkeit entgegen? Diese Frage stellt "Kulturzeit extra" mitten im deutschen Bundestagswahlkampf.
Bilder zur Sendung finden Sie hier
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Jessica Zobelzobel.jwhatever@zdf.de
Mainz, 04. August 2021