Eine Drohne bei den Dreharbeiten (c) ZDF/Ryan Chatfield

Mehr Informationen zu "Anthropozän - Das Zeitalter des Menschen" aus der ZDF-Reihe "Terra X"

Mit Vorworten von Peter Arens, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Geschichte und Wissenschaft, und Friederike Haedecke, Redaktionsleitung "Terra X",  einem Drehbericht von Jens Monath, Autor und Regisseur von "Terra X: Anthropozän - Das Zeitalter des Menschen", der Stabliste und der Verfügbarkeit der Streams in den Mediatheken.

3satThema

Das Anthropozän, die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts

Von Prof. Peter Arens, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Geschichte und Wissenschaft

Es ist ein akademisches, etwas sperriges Wort: Anthropozän. Zu Deutsch das "Zeitalter des Menschen". Das Anthropozän dreht sich um die Frage, wie der Mensch die Erde verändert hat. Er hat dies in globaler Weise getan - und nicht zu ihrem Besten. Der Wasserverbrauch, das CO2 in der Atmosphäre, die Produktion von Plastik, die Abholzung des Regenwalds – der Mensch ist selbst zu einem geologischen Faktor geworden. Die besondere Dynamik hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt, mit dem Beginn der Industrialisierung, und die besondere Dramatik seit Mitte des 20. Jahrhunderts, mit dem Eintritt in das Atomzeitalter. Die Forscher sprechen von der "Great Acceleration", der großen Beschleunigung, und haben daher vor 20 Jahren die Notwendigkeit deklariert, das Holozän, in dem wir uns erdsystematisch eigentlich noch befinden, in den neuen Begriff des Anthropozäns münden zu lassen.

Mit einem aufwändigen Dreiteiler nimmt sich "Terra X" dieses übermächtigen Themas an. Das populärwissenschaftliche, großformatige "Terra X", in der Primetime am Sonntag, um 19.30 Uhr, hat eigentlich keine politische Stoßrichtung. Doch die Veränderungen in unserer Gegenwart wie insbesondere die Klimaerwärmung und das Artensterben sowie die nicht selten ideologische Diskussion hierüber haben wie selbstverständlich auch unsere Premiummarke erfasst, ohne dass wir uns dies ausdrücklich vorgenommen hätten. Wissenschaftsfernsehen ist noch wichtiger geworden. Nicht allein auf die politische Aktualität können wir unsere Blicke lenken, sondern wir müssen Tiefenstrukturen freilegen. So hat unsere "Terra X"-Reihe "Die Reise der Menschheit" über die großen Migrationen in der Weltgeschichte 2019 den deutschen Fernsehpreis bekommen, und wir starten im Mai unseren Sechsteiler mit Christopher Clark über die Kulturerbestätten der UNESCO. Der Auftrag für Information und Bildung, der neben Unterhaltung im öffentlich-rechtlichen Staatsvertrag festgeschrieben ist, war vielleicht noch nie so bedeutsam wie in diesen Zeiten.

Der Dreiteiler "Anthropozän" wird vorab in 3sat zu sehen sein und in einem knapp dreistündigen Themenabend vertieft durch ein Gespräch, das Gert Scobel mit unserem Moderator Dirk Steffens und Volker Mosbrugger, Leiter der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung, führt. Das Zusammenwirken unserer ZDF-Dokumarke "Terra X" mit der Wissenschaftskompetenz von 3sat unterstreicht unseren Ansatz, das Anthropozän mit seinen Herausforderungen als das wichtigste Thema auf unserem Planeten zu begreifen. Denn es geht ja nicht allein um die Erde, das Klima, die Tiere und Pflanzen, sondern am Ende geht es um den Menschen, um uns.

 

Anthropozän – Das Zeitalter des Menschen

Von Friederike Haedecke, Redaktionsleitung "Terra X"

Das Anthropozän steht in einer Reihe von geologischen Erdzeitaltern, die Millionen Jahre währten und deren Namen in unseren Köpfen mit Dinosauriern oder plattentektonischen Verschiebungen verbunden sind. Kann es wirklich sein, dass eine Zeitspanne, die gerade erst wenige Jahrtausende, Jahrhunderte und Jahre abdeckt, tatsächlich ähnlich verändernd für unseren Planeten ist? Ja, sie ist es. Zu Deutsch das "Zeitalter des Menschen". Es steht in einer Reihe von geologischen Erdzeitaltern, die Millionen Jahre währten und deren Namen in unseren Köpfen mit Dinosauriern oder plattentektonischen Verschiebungen verbunden sind. Kann es wirklich sein, dass eine Zeitspanne, die gerade erst wenige Jahrtausende, Jahrhunderte und Jahre abdeckt, tatsächlich ähnlich verändernd für unseren Planeten ist? Ja, sie ist es.

Denn die Menschheit hat die Erde geformt, spätestens seit ihrer Sesshaftwerdung. Ab etwa 10.000 vor Christus beginnen die Menschen, den Boden zu bearbeiten, sich nicht mehr mit dem zu begnügen, was die Natur ohnehin abwirft. Sie graben das Erdreich um, sie pflanzen an, sie verstehen, wodurch ein Boden fruchtbarer wird. Sie leiten Wasser um und graben Brunnen, um es aus der Tiefe heraufzuholen. Und sie setzen die Macht des Feuers ein, um ihr Leben angenehmer zu machen. All das verändert die drei Elemente, nach denen wir unsere Sendereihe gegliedert haben: Erde, Wasser und Luft.

Unser Moderator Dirk Steffens nimmt die Zuschauer mit auf die Reise durch eine Geschichte der Menschheit, wie es sie im Fernsehen noch nicht gegeben hat. Aufstieg und Fall von Imperien, Migrationen oder Erfindungen – sie alle werden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den Zustand der Natur der Erde untersucht. Mit überraschenden Erkenntnissen, deren gravierendste wohl diese ist: Krisenzeiten der menschlichen Zivilisation, wie andauernde Kriegsphasen oder Rückgänge im Bevölkerungswachstum, waren stets Zeiten, in denen sich die Natur erholte. Doch der Schluss, dass humaner Fortschritt und Umwelt sich einfach nicht vertragen, wäre zu früh gezogen.

Die akademische Definition des Anthropozäns setzt dessen Beginn in der Regel in der Mitte des 20. Jahrhunderts an, der Zeit, in der die Menschheit exponentiell zu wachsen begann. Wir gehen noch weiter zurück, denn die Menschen haben schon viel früher angefangen, ihre Umgebung so zu formen, wie es ihrem Wohlergehen nützte. Sie brauchten Nahrung, Wasser, Wärme, später Schiffe und Fuhrwerke oder Bauwerke, die Schutz vor wilden Tieren oder Naturgewalten boten. All das hinterließ Spuren – schon früh. So ist die Abholzung der Mittelmeerregionen ein Erbe der Römer. In Eisbohrkernen der Arktis lassen sich Bleispuren in der Luft bereits für die Antike nachweisen, verursacht von Erzverhüttungen, die die Menschen bereits damals in größerem Stil betrieben. Und was als zarte Spur zunächst kaum zu lesen ist, wird über die Jahrhunderte mit der stetig wachsenden Weltbevölkerung deutlicher und deutlicher, bis es sich heute zu einem massiven Fußabdruck des Menschen entwickelt hat, unter dem der Planet zu kollabieren droht.

Bald acht Milliarden Menschen bevölkern eine Erde, auf der die Technosphäre, also alles, was der Mensch geschaffen hat, die Biosphäre bereits an Gewicht übertrifft. In vielerlei Hinsicht ist das ein Segen – der ein sicheres und komfortables Leben für viele Menschen bedeutet. In vielerlei Hinsicht ist es aber auch eine Katastrophe, von der der viel besprochene Klimawandel aufgrund des ansteigenden CO2-Gehaltes in der Luft sogar nur eine Komponente ist. Der Rückgang der Artenvielfalt ist eine weitere, und am Ende könnten die Auswirkungen die Art treffen, die das Anthropozän herbeigeführt hat: die Menschheit selbst.

In den drei Folgen "Erde", "Luft" und "Wasser" schildert unsere Sendereihe, wie die Menschheit sich die Erde untertan gemacht hat. Die Reihe klagt nicht an, denn die allermeisten Entwicklungen beabsichtigten das Gute – eine Verbesserung der eigenen Lebensbedingungen. So führt kein gerader Weg von dem Agrarwissenschaftler Jethro Tull, dem Erfinder der ersten Sämaschine am Anfang des 18. Jahrhunderts, zu den landwirtschaftlichen Monokulturen der Neuzeit. Es war auch nicht absehbar, dass die Verwendung des Kunststoffes Zelluloid im Jahre 1869 als widerstandfähiger Ersatz für Elfenbein bei Billardkugeln letztlich zusammen mit anderen Kunststoffen zur Vermüllung der Weltmeere führen würde. Und die Erkenntnis, dass Öl und Kohle die heimische Stube erwärmen konnten, implizierte noch nicht, dass die Atmosphäre sich damit dauerhaft aufheizen würde. Die Menschheit ist unzählige einzelne Schritte gegangen und dabei größer und größer geworden. Und scheint nun an einem Punkt angekommen zu sein, an dem es nur mit dem Blick auf die Konsequenzen des eigenen Tuns weitergehen kann. Doch womöglich ist es der gleiche Erfindergeist der Menschen, der hier den Ausweg zeigt. Überall auf der Welt wird nach Alternativen gesucht, wie bis zu elf Milliarden Menschen – denn mehr werden es nach aktuellen Prognosen nicht werden – auf der Erde und im Einklang mit der Erde leben können. Unsere Reihe zeigt viele davon auf: weltweite Aufforstungsprojekte, regenerative Energien oder neue Wege zur Abfallvermeidung. Es ist keineswegs naiv, daran zu glauben, dass es solche Wege geben kann. Und dass das Anthropozän für die Menschen nicht zum letzten Erdzeitalter werden wird.

 

Eine Eigenproduktion in 4K

Drehbericht von "Terra X: Anthropozän – Das Zeitalter des Menschen"-Autor und Regisseur Jens Monath

Für diese Produktion hat es Mut gebraucht. Eine Eigenproduktion des ZDF in zwölf Ländern. In 4K und bester Auflösung, später in HDR farbkorrigiert, in höchstmöglichem Standard gesendet und an die internationalen Partner geliefert. Eine Herausforderung in vielen Belangen.

Mit zusätzlichen Teams vor Ort für die Drohnenflüge, da es heute unmöglich ist, all die Aufstiegsgenehmigungen und Pilotenscheine in kompletter Eigenregie zu organisieren. Mit Producern in all den Ländern, die uns halfen, die Drehs zu organisieren, die Storys zu finden, die Interviewpartner für unser Projekt zu interessieren. Eine Mammutaufgabe, an der alles zusammengenommen mehr als 50 Personen mitwirkten, die meisten davon vom ZDF.

Warum das Ganze? Wäre es nicht einfacher gewesen, die Produktion nach draußen zu geben, an eine Produktionsfirma?

Einfacher vielleicht, aber nicht mit demselben Ergebnis bei gleichbleibendem Budget. Die Flexibilität, die bei einem solchen Vorhaben vonnöten ist, kann von einer freien Firma kaum garantiert werden. Immer wieder mussten wir die Stories vor Ort mit den jeweiligen Jahreszeiten, unserem Moderator Dirk Steffens und den Umständen vor Ort koordinieren. Für eine freie Firma ein "Fass ohne Boden", weil kein geregelter Ablauf garantiert werden konnte. Für uns im ZDF eine Herausforderung, aber eine machbare, weil die Monate ohne Dreharbeiten anders sinnvoll ausgefüllt werden konnten: mit dem Vorschnitt einiger Storys, mit der Absprache der grafischen Elemente, mit der Feinjustierung. So konnten wir immer hoffen, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Die Motivation, die eine Eigenproduktion im Haus bei den Kollegen freisetzt, ist einer der Hauptfaktoren für eine solche Entscheidung. Es ist etwas anderes, wenn wir vom ZDF unseren Zuschauern beweisen dürfen, welches Knowhow wir haben, wie wir uns selbst schwierigsten Aufgaben stellen, statt das Programm bei einem Auftragsproduzenten zu bestellen. Es stärkt den Teamgeist, die Koordination zwischen den Gewerken im Haus und macht uns – last but certainly not least – fit für den freien Markt. Denn das, was wir bei einer solchen Produktion lernen, kommt auch anderen Produktionen zugute: sei es das Wissen um die Schwierigkeit von reinen 4K-Produktionen, sei es das Verwenden von Archivmaterial, das technisch umgewandelt werden muss in einen für alle kompatiblen Standard, sei es das Ausprobieren einer neuen Kamera wie der Sony Venice, die uns neue Möglichkeiten für die Gestaltung von Bildern gibt. Und auch finanziell ist das Ganze für das ZDF interessant: Da es keine Gewinnabsicht gibt, kommt das komplette Budget dem Projekt zugute.

 

Stabliste

"Terra X: Anthropozän – Das Zeitalter des Menschen"
Dreiteilige Dokumentationsreihe mit Dirk Steffens

Autor: Jens Monath, Heike Schmidt

Regie: Jens Monath

Kamera (DOP): Jan Prillwitz

Zweite Kamera: Michele Parente, Michael Habermehl, Karsten Hohmann, Qian Jin Yan Tao

Kameraassistenz und Drohne: Philipp Podlich, Carsten Schöning

Kameraassistenz und Ton: Lasse Bruenjes, Yvonne de Fries, Lena Minkus, Andrew Timlin, Matthias Windrath, Daniel Giesen 

Kamerassistenz China: Bai Xiangyu, Hai Mingyu, Yu Zhao, Chen Wenliang

Drohne: Ahmed Zidan (Ägypten); Bill Blair, Ryan Chatfield, Rodrigo Branco Matsumoto (Australien); Yang Jiaqing, Xian Songjiang, Yan Tao (China); Harry Clifton, Joshua Edkins (England); Juan Jesus Fernandez Romera, Gael Pierre van der Mije (Spanien); Lex Meijer (Ukraine); Carlos Espiga Calderon, Brian Dentz, Ege Jens Eser, Adam Hamer (USA)

Unterwasserkamera Australien: Ryan Chatfield, André Rerekura, Daniel Stoupin, Pete West

Moderation: Dirk Steffens

Schnitt: Wolfgang Daut

Farbkorrektur: Frank Flick

Technische Leitung: Walter Freund

Synchro: Günter-Ulrich Haas Musik: Henning Lohner

CGI: Christian Michelmann, Mario Hill, Susan Schäfer

Fachberatung: Hans-Rudolf Bork

Producer: Gabriel Georgiev (Bulgarien); Osama Abdel Hamid Farghaly (Ägypten); Firew Ayele (Äthiopien); Esther Blank (Australien); Qian Hong (China); Arni Runar Hrolfsson (Island); Britta Behrendt (Niederlande); Katja Staschewski (Spanien); Grigory Kuznetsov (Ukraine); Birgit Schuler, Melanie Hillmann (USA)

Redaktionelle Mitarbeit: Martina Müller

Produktionsleitung: Cora Szielasko-Schulz

Produktionsassistenz: Christian Stachel, Ann-Katrin Eckart

Redaktion: Georg Graffe

Redaktionsleitung: Friederike Haedecke

Länge: jeweils 43'30''

 

Verfügbarkeit in der ZDFmediathek und auf 3sat.de

Alle drei Filme sind ab Mittwoch, 26. Februar 2020, 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek unter terra-x.zdf.de und ab Donnerstag, 27. Februar 2020 auf 3sat.de zu finden.

 

Die Pressemappe zu "Terra X: Anthropozän – Das Zeitalter des Menschen" im ZDF-Presseportal finden Sie hier.

 

Ansprechpartner ZDF

Name: Magda Huthmann
E-Mail: huthmann.mwhatever@zdf.de
Telefon: (06131) 70-12149

Ansprechpartner 3sat
Marion Leibrecht
E-Mail: leibrecht.mwhatever@zdf.de
Telefon: (06131) 70-16478