Physiotherapeutin Riccarda Klemm hat in Deutschland studiert und ist in die Schweiz ausgewandert. Dort verdient sie nicht nur mehr, sie hat auch mehr Kompetenzen und kann Rückenschmerzpatienten anders helfen / Copyright: ZDF/Beat Roth

"Wissen Hoch 2" über chronische Krankheiten, ihre mögliche Heilung und ein Gesundheitssystem im Umbruch

Mit einer Wissenschaftsdokumentation und einer Ausgabe von "scobel"

Rund 40 Prozent der Menschen in Deutschland leiden an einer chronischen Krankheit, manche über Jahrzehnte. Die Auslöser von chronischen Erkrankungen sind häufig ein Wechselspiel von Genen, Umweltfaktoren und Lebensstil. Die Folgen belasten alle: die Betroffenen, die Gesellschaft und die öffentlichen Kassen. Wie könnte chronisch Erkrankten besser geholfen werden? Und was muss – und kann – das Gesundheitssystem leisten? Mit diesen Themen beschäftigt sich am Donnerstag, 1. Juni 2023,  "WissenHoch2": Um 20.15 Uhr zeigt 3sat die Dokumentation "Heilung für chronisch Kranke? – Vom Profit zur Prävention". Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel in "Not-OP fürs Gesundheitswesen" mit seinen Gästen darüber, ob die geplanten Reformen des Gesundheitswesens durchführbar sind – und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Erstausstrahlungen.

WissenHoch2
ab
Do 01. Jun
20:15 Uhr
Erstausstrahlungen

Allein die Behandlung der aktuellen Diabetes-Typ-2-Patientinnen und -Patienten kostet 21 Milliarden Euro pro Jahr – und jeden Tag kommen 1.600 Erkrankte dazu. Dabei könnte Früherkennung verbunden mit einer Änderung des Lebensstils und einer besseren medizinischen Begleitung häufig die Chronifizierung verhindern.  "Wenn man auf das deutsche Gesundheitssystem blickt, dann sind gerade chronisch Kranke bei uns eher schlecht oder schlechter versorgt. Das hat unter anderem damit zu tun, dass wir ein sehr stark zergliedertes Gesundheitssystem haben", sagt  der ehemalige Vorsitzende des Sachverständigenrates für Gesundheit und Pflege, Prof. Dr. Ferdinand Gerlach.

Untersuchungen, Therapien und die Behandlung von Folgeschäden bringen viel Geld ein. In einem Gesundheitssystem, das auf Akutversorgung ausgerichtet ist, rechnen Krankenkassen sowie Ärztinnen und Ärzte in Deutschland auch bei chronisch Erkrankten viele Leistungen einzeln ab. Dabei kommt es nicht selten zu einer Überversorgung, die jedoch die Krankheit nicht verhindert und am Ende die Gesundheitsausgaben in die Höhe treibt. Aktuelle Studien zur Behandlung von Depressionen zeigen, dass auch dort Früherkennung statt Stigmatisierung wichtig für die Therapie wäre. Doch es gibt in Deutschland zu wenige Psychotherapeuten mit Kassenzulassung. Die Schweiz macht vor, wie unspezifische Rückenschmerzen besser behandelt werden können: Physiotherapeuten und Orthopäden aus verschiedenen Praxen kooperieren – zum Wohl ihrer Patienten. Die Wissenschaftsdokumentation "Heilung für chronisch Kranke? – Vom Profit zur Prävention" von Christina Gantner zeigt, wie man manchen chronischen Erkrankungen vorbeugen kann und unter welchen Voraussetzungen sogar eine Heilung möglich ist. 

Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Sendung "scobel – Not-OP fürs Gesundheitswesen". Die Bundesregierung wird das Gesundheitssytem reformieren; es gilt als zu teuer, zu bürokratisch, Personal wird knapp. Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachsind sind umfangreich. So sollen zum Beispiel nicht alle Krankenhäuser in Zukunft auch alle Leistungen anbieten, sondern in vier verschiedene Level gruppiert werden: Kliniken der Maximal-, der Schwerpunkt- sowie der Grundversorgung. Insgesamt soll es mehr ambulante statt stationäre Versorgungen geben. Außerdem schlagen die Experten der Gesundheitskommission weitreichende Änderungen bei der Abrechnung vor. Die sogenannten Fallpauschalen werden eingeschränkt, denn diese folgen eher den Prinzipien der Ökonomie: Jede Behandlung wird zu einem fixen Preis abgerechnet; egal, welche individuellen Probleme sich während einer Behandlung ergeben. Doch was kostet ein "perfektes Gesundheitssystem"? Was sind die Ursachen für die Probleme? Stehen kleine Krankenhäuser auf dem Land vor dem Aus? Welche Streitpunkte gibt es um die Reformpläne? Wie verhalten sich mächtige Gegenspieler der Reformpläne – politische Gegner, Krankenkassen, Ärzte- und Patientenvertreter? Und wie sieht das Gesundheitssystem in anderen Ländern aus? Darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen.

"WissenHoch2" – ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel das Thema mit einem interdisziplinären Team von Experten.

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Marion Leibrecht
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Mainz, 03. April 2023