"Bye-bye Beton:" Bau eines Wohnhauses aus Stampflehm in Schlins, Österreich / Copyright: ZDF/Samir Saad

"WissenHoch2" über Alternativen zu Beton und Smart Citys

Mit der Wissenschaftsdoku "Bye-bye Beton" und "scobel - Die neue Stadt"

Stahl und Beton sind das Fundament unserer modernen Welt. Doch der Alleskönner unter den Baustoffen hat einen hohen Preis, seine Klimabilanz ist verheerend. Bauen muss neu gedacht werden. Die Wissenschaftsdoku "Bye-bye Beton", zu sehen in "WissenHoch2" am Donnerstag, 23. März 2023, 20.15 Uhr, stellt alternative Baustoffe vor. Im Anschluss diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen in der Sendung "scobel - Die neue Stadt", wie bestehende Städte wieder "menschlicher" und wohnbarer gestaltet werden können. Erstausstrahlungen.

WissenHoch2
ab
Do 23. Mär
20:15 Uhr
Erstausstrahlungen

Bei der Zementherstellung für Beton werden in Deutschland rund 20 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ausgestoßen. Erste innovative Projekte zeigen Alternativen für nachhaltiges Bauen. Aber können Holz, Lehm und Fasern tatsächlich flächendeckend Stahlbeton ersetzen?

Traditionelle Baustoffe wie Holz oder Lehm werden dank konsequenter Digitalisierung als neue Hightech-Materialien wiederentdeckt. Viele sehen in Lehm ein Baumaterial der Zukunft und eine ökologische Alternative zu Beton. Während im österreichischen Schlins ein Haus aus Stampflehm entstehen soll, hat Gnanli Landrou von der ETH Zürich eine spezielle Lehm-Mixtur entwickelt, die sich genauso verarbeiten lässt wie Beton. Auch organische Materialien wie Holz haben einen großen Vorteil gegenüber Beton: Ihre Verwendung spart nicht nur Energie ein, sondern produziert sogar negative Emissionen. Der Physiker Hans Joachim Schellnhuber ist überzeugt: "Wenn wir jetzt die Bäume nutzen, indem sie über Photosynthese das CO2 wieder rausziehen, bauen wir unsere künftigen Gebäude, ja ganze Städte aus Luft-CO2." Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU München gehen sogar noch einen Schritt weiter: Bei ihrem Baubotanik-Projekt werden die Bäume selbst Teil der Architektur. Andernorts gibt es Ideen, die das Bauen mit biogenen Fasern radikal neu denken.

Die Dokumentation "Bye-bye Beton" stellt mit einer Reise durch Deutschland, Österreich und die Schweiz die spannendsten Projekte, Baustellen und Gebäude vor. Innovative und nachhaltige Konzepte sowie alltagstaugliche Beispiele zeigen, was schon heute möglich ist – und was morgen vielleicht schon Standard sein wird.

 

Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Sendung "scobel - Die neue Stadt".  Heute leben die meisten Menschen in Städten. Dafür müssen nicht nur Metropolen neu gedacht oder modernisiert werden. Die Idee: die Stadt als digitalisierter Organismus. Städte als smarte Gebilde, die von künstlicher Intelligenz überwacht, reguliert und gemessen werden. Selbst die Menschen und ihr Verhalten werden so transparent. Entstehen so neuen Formen des Zusammenlebens - oder ist es der Beginn lückenloser Überwachung?

Das Versprechen klingt verlockend – ruhige, klimaneutrale Städte mit viel Grün und guter Luft, mit Wohnungen, die wenig Energie verbrauchen, perfekt an die Bedürfnisse ihrer Bewohner angepasst sind und optimale Arbeitsplätze und Ernährung bieten. Alles, was Menschen brauchen, ist in höchstens 15 Minuten zu Fuß erreichbar – Arbeitsplätze, Freizeitmöglichkeiten, Schulen, Kitas und Shoppingcenter. Möglich wird das, so die Idee, durch die enormen technischen Fortschritte. Eine Stadt, die reibungslos und perfekt funktioniert, während im Hintergrund große IT-Konzerne die Abläufe – und die Daten – sichern. Eine Vision, die in zahlreichen Ländern längst Realität wird. Mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen.

Nach wie vor ist fraglich, wie in diese Konzepte eine humanistische Haltung und Umweltverträglichkeit implementiert werden können. Wem gehören beispielsweise die Daten, auf deren Verarbeitung die Infrastruktur der Städte beruht? Wie sollten sie genutzt werden: kommerziell oder am Gemeinwohl orientiert? Wer garantiert langfristig die Privatsphäre der Bewohnenden? Wenn lückenlose Überwachung des Alltags diesen Alltag erst ermöglicht – wird sie dann nicht auch genutzt, um die Bewohner der Stadt zu "steuern"?

Für das Smart-City-Konzepte werden Millionen an Fördermitteln ausgelobt, unzählige Städte und Gemeinden in Europa wollen so nachhaltiger und kostengünstiger wirtschaften. Doch wer profitiert wirklich davon? Welche alternativen Konzepte gibt es, durch die Städte auch in Zukunft attraktiv und lebendig bleiben? Darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen: 

Tatjana Schneider Ist Architektin und leitet das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt (GTAS) der Technischen Universität Braunschweig. Sie forscht zu sozio-kulturellen und politischen Aspekten von Stadtplanung und plädiert für mehr Vielfalt und "Unordnung", um zukünftig lebenswerte Städte für alle zu gestalten.

Anke Strüver ist Wirtschaftsgeologin und lehrt als Professorin für Humangeografie an der Karl-Franzens Universität Graz. Sie setzt sich mit kritischer Stadtforschung auseinander und veröffentlichte mehrere Bücher zur Smart City. Sie findet, dass die „Smart City für das Versprechen einer Zukunft mit hoher Lebensqualität für alle steht, aber auch für eine Zukunft der Überwachung und Kontrolle.

Leonard Dobusch lehrt als Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Innsbruck. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Innovation, Standardisierung und private Regulierung. Er findet, dass Städte nur dann smart sein können, wenn ihre Technologien mit "einer an digitalen Gemeingütern orientierten Offenheit genutzt werden".

 

"WissenHoch2" – ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel das Thema mit seinen Gästen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen.

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Den downloadbaren Trailer finden Sie hier.

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Marion Leibrecht
leibrecht.mwhatever@zdf.de
Mainz, 25. Januar 2023