
"WissenHoch2" mit einer Doku und einer Ausgabe von "scobel" über die Folgen struktureller Ungerechtigkeiten
Strukturelle Ungerechtigkeit gefährdet den sozialen Frieden und führt zur Spaltung einer Gesellschaft. Wie man dieser entgegenwirken kann und wann eine Gesellschaftsordnung als gerecht oder ungerecht gilt, ist Thema von "WissenHoch2" am Donnerstag, 5. November 2020. Um 20.15 Uhr zeigt 3sat die Wissenschaftsdokumentation "Die zerrissene Gesellschaft: Wenn Ungerechtigkeit spaltet" von Julia Zipfel, um 21.00 Uhr folgt "scobel – Gespaltene Gesellschaft". Erstausstrahlung/Live.
20:15 Uhr
Gerechtigkeit ist eine zentrale moralische Instanz unseres Lebens. Experimente zeigen, dass schon Zweijährige äußerst kooperativ sind, und Fünfjährige ungehalten reagieren, wenn sie sich benachteiligt fühlen. "Gerechtigkeit ist sowohl anerzogen als auch angeboren", sagt Dr. Hanna Beißert vom Leibniz Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt. Subjektiv empfinden knapp zwei Drittel der deutschen Bevölkerung, dass die soziale Gerechtigkeit in den letzten Jahren abgenommen hat. Ein Aufstieg aus dem Arbeitermilieu in die gut verdienende, Ton angebende Elite gelingt nur in den seltensten Fällen. Weltweit nimmt die ungleiche Chancen- und Ressourcenverteilung zu. Der "Internationale Gerechtigkeitsindex" versucht, Gerechtigkeit objektiv zu messen. An der Spitze liegen Norwegen, Schweden und Dänemark, Österreich auf Platz fünf, die Schweiz auf Platz sechs, gefolgt von den Niederlanden und Deutschland, die sich den siebten Platz teilen. Die USA liegen auf Platz 24 – schlechter schneiden in diesem Ranking nur Italien, Griechenland, Rumänien und die Türkei ab. "Die gesellschaftliche Spaltung, die Deutschland gerade durchläuft, ist sehr ähnlich vor etwa 20 Jahren in Großbritannien und den USA abgelaufen", so der Soziologe Michael Hartmann. Die Wissenschaftsdokumentation zeichnet die evolutionsbiologischen Spuren unseres Gerechtigkeitsempfindens nach und zeigt in sozialpsychologischen Experimenten, welche Formen von Gerechtigkeit für den Zusammenhalt einer Gesellschaft wichtig sind.
Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Livesendung "scobel – Gespaltene Gesellschaft". Ob es sich um wirtschaftliche, politische, ideologische oder digitale Spaltungen handelt: Die Lücken zu schließen, scheint schwer bis unmöglich zu sein. Nicht nur in den USA kann man eine zutiefst gespaltene Gesellschaft beobachten, auch in vielen anderen Ländern der Welt ist diese Entwicklung zu sehen. Dabei benötigen Gesellschaften für die Werte-Orientierung ihrer Mitglieder einen gewissen Grad an Polarisierung – widersprechende Ideologien, um sich selbst zu verorten. Einer extremen Polarisierung könnte die Politik mit einer ausgewogenen Sozialgesetzgebung, gerechter Bildungspolitik und durch die Förderung einer offenen, diskursfreudigen Öffentlichkeit entgegenwirken. Wo kommen diese vielfältigen Spaltungen unserer globalen Gesellschaft her, und wie kann man ihnen effektiv entgegenwirken? Diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen Hedwig Richter, Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität der Bundeswehr München, Dr. Jonas Rees, Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld, Professor Jürgen Werner, der sich als Philosoph und Unternehmens-Coach seit vielen Jahren mit persönlicher und gesellschaftlicher Spaltung befasst, sowie Friedericke Hardering. Sie lehrt und forscht an der FH Münster im Fachbereich Sozialwesen und ist Expertin für den sozialen Wandel in der digitalisierten Gesellschaft.
Die Dokumentation ist ab Sendedatum 30 Tage in der Mediathek verfügbar, die Sendung "scobel" 5 Jahre abrufbar.
In 3sat steht mit "WissenHoch2" der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft: Um 20.15 Uhr beleuchtet die Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Und im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen zum Thema.
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Mainz, 17. September 2020