
"WissenHoch2" über die Folgen struktureller Ungerechtigkeiten
Mit der Doku "Die zerrissene Gesellschaft: Wenn Ungerechtigkeit spaltet" und "scobel – Gemeinwohl am Ende"
Strukturelle Ungerechtigkeit gefährdet den sozialen Frieden und führt zur Spaltung einer Gesellschaft. Wie man dieser entgegenwirken kann und wann eine Gesellschaftsordnung als gerecht oder ungerecht gilt, ist Thema von "WissenHoch2" am Donnerstag, 28. Oktober 2021. Um 20.15 Uhr zeigt 3sat die Wissenschaftsdokumentation "Die zerrissene Gesellschaft: Wenn Ungerechtigkeit spaltet" von Julia Zipfel, um 21.00 Uhr folgt "scobel – Gemeinwohl am Ende" in Erstausstrahlung.
20:15 Uhr
Gerechtigkeit ist eine zentrale moralische Instanz unseres Lebens. Experimente zeigen, dass schon Zweijährige äußerst kooperativ sind, und Fünfjährige ungehalten reagieren, wenn sie sich benachteiligt fühlen. "Gerechtigkeit ist sowohl anerzogen als auch angeboren", sagt Dr. Hanna Beißert vom Leibniz Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt. Subjektiv empfinden knapp zwei Drittel der deutschen Bevölkerung, dass die soziale Gerechtigkeit in den letzten Jahren abgenommen hat. Ein Aufstieg aus dem Arbeitermilieu in die gut verdienende, Ton angebende Elite gelingt nur in den seltensten Fällen. Weltweit nimmt die ungleiche Chancen- und Ressourcenverteilung zu. Der "Internationale Gerechtigkeitsindex" versucht, Gerechtigkeit objektiv zu messen. An der Spitze liegen Norwegen, Schweden und Dänemark, Österreich auf Platz fünf, die Schweiz auf Platz sechs, gefolgt von den Niederlanden und Deutschland, die sich den siebten Platz teilen. Die USA liegen auf Platz 24 – schlechter schneiden in diesem Ranking nur Italien, Griechenland, Rumänien und die Türkei ab. "Die gesellschaftliche Spaltung, die Deutschland gerade durchläuft, ist sehr ähnlich vor etwa 20 Jahren in Großbritannien und den USA abgelaufen", so der Soziologe Michael Hartmann. Die Wissenschaftsdokumentation zeichnet die evolutionsbiologischen Spuren unseres Gerechtigkeitsempfindens nach und zeigt in sozialpsychologischen Experimenten, welche Formen von Gerechtigkeit für den Zusammenhalt einer Gesellschaft wichtig sind.
Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Sendung "scobel – Gemeinwohl am Ende". Verschwindet das Gemeinwohl der Gesellschaft von der politischen Agenda und wird zum prekären Gut? Sind Staatsräson, Politik und auch das Handeln der Wirtschaft in Deutschland derzeit wirklich auf das Interesse der Gemeinschaft ausgerichtet? Ist das Gemeinwohl am Ende? Über diese Fragen und darüber, wie das Gemeinwohl gefördert werden könnte, diskutiert Gert Scobel mit der Politologin Patrizia Nanz, dem Ökonomen Uwe Schneidewind und dem Soziologen Stephan Lessenich. Individuen, Einzelgruppen und Staaten treten immer vehementer für die Durchsetzung ihrer Belange ein. Politik und Wirtschaft haben jedoch längst globale Interessengemeinschaften formiert. Wie ist es noch möglich, zu bestimmen, was dem höchstmöglichen Wohl aller dient? Was Gemeinwohl ist, also das Gut, das möglichst vielen innerhalb einer Gemeinschaft zukommen soll, muss immer wieder neu ausgehandelt und definiert werden. Es kann sich auf Familie, Religionsgemeinschaften und Staaten beziehen – und auch auf natürliche Ressourcen. In der Coronakrise verzichten Milliarden von Menschen auf ihre Freiheitsrechte – oder lassen sich impfen. Auch das dient letztlich vor allem dem Gemeinwohl.
Die Dokumentation ist noch bis 4. November 2025 in der 3satMediahthek abrufbar, die Sendung "scobel" bis 27. Oktober 2026.
"WissenHoch2" – ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel zum gleichen Thema mit einem interdisziplinären Team von Expertinnen und Experten.
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Mainz, 26. August 2021