
"WissenHoch2" über Rassismus und "scobel: Streitkultur zwischen Zensur und Pluralismus"
Mit einer Wissenschaftsdoku und einer Ausgabe von "scobel"
Auch wenn die Wissenschaft längst gezeigt hat, dass es keine Menschenrassen gibt, weil 99,9 Prozent des Erbguts bei allen Menschen, egal welcher Hautfarbe und Herkunft, gleich ist, halten trotzdem weltweit viele daran fest. Spätestens seit dem Wiederaufflammen der "Black Lives Matter"-Proteste steht Rassismus wieder im Zentrum der Diskussion. "WissenHoch2" beschäftigt sich am Donnerstag, 7. April 2022, mit dem Thema. Den Auftakt macht um 20.15 Uhr die Wissenschaftsdokumentation "Die Macht der Vorurteile. Rassismus bewusst verlernen!" von Denise Dismer und John A. Kantara. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Gesprächssendung "scobel – Streitkultur zwischen Zensur und Pluralismus" als Erstausstrahlung.
20:15 Uhr
Die Bilder-Suche bei Twitter und Google bevorzugt weiße Menschen. Die Gesichtserkennung von Mobiltelefonen kann Asiatinnen nicht voneinander unterscheiden. Automaten der Bundesdruckerei scheitern daran, biometrische Fotos von Schwarzen Menschen zu erstellen. In medizinischer Fachliteratur und in Vorlesungen werden fast alle Symptome an weißen Menschen abgebildet und beschrieben. Viele Krankheiten werden bei Schwarzen Menschen und People of Color deswegen später diagnostiziert, sie erhalten bei gleicher Diagnose niedriger dosierte Schmerzmedikamente und werden ärztlich weniger gut betreut. Die Folge ist eine höhere Sterblichkeit – das zeigt auch die Covid-19-Pandemie. Rassistische Denkmuster werden von Menschen und Institutionen reproduziert und durch digitale Technik verstärkt. Doch weil Rassismus gelernt ist, kann er auch wieder verlernt werden. Grundvoraussetzung dafür ist, dass struktureller Rassismus als gesamtgesellschaftliches Phänomen anerkannt wird und die Menschen zu einer intensiven Auseinandersetzung damit bereit sind.
Die Dokumentation "Die Macht der Vorurteile. Rassismus bewusst verlernen!" von Denise Dismer und John A. Kantara zeigt anhand von wissenschaftlichen Studien, wo und wie People of Color oder Andersgläubige diskriminiert werden. Der Film zeigt aber auch, wie durch das Bewusstmachen von Vorurteilen diese wieder verlernt werden können.
Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Sendung "scobel – Streitkultur zwischen Zensur und Pluralismus". "Cancel Culture" bezeichnet den Ausschluss von diskriminierenden Meinungen und Personen aus dem öffentlichen Diskurs. Nach der Schriftstellerin Leïla Slimani bestehe "Die wahre 'Cancel Culture' darin, Buddhastatuen zu sprengen, in Timbuktu historische Handschriften zu verbrennen oder das Kulturerbe Aleppo in Schutt und Asche zu legen." Sie lösche Sprachen, Religionen und Gemeinschaften aus. "Cancel Culture" richtet sich also nicht mehr nur gegen Diskriminierung aufgrund ethnischer, sozialer und geschlechtsbezogener Eigenschaften, sondern zeigt sich auch in Bezug auf Meinungen, Überzeugungen und Fakten. Wie weit darf das gehen, ohne die Prinzipien einer liberalen pluralistischen Gesellschaft, der Demokratie, gefährlich auszuhöhlen? Entscheiden diejenigen, die die Macht haben, über die Fakten und deren Deutung? Toleranz ist eines der wichtigsten Merkmale einer liberalen offenen Gesellschaft. Doch wo endet sie, und wo beginnt Ausgrenzung? Als Gäste begrüßt Gert Scobel Sandra Kostner, Historikerin und Soziologin an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und Mitinitiatorin Netzwerk Wissenschaftsfreiheit, sowie Andreas Ziemann, Professor für Mediensoziologie an der Bauhaus-Universität Weimar.
"WissenHoch2" – ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel das Thema mit seinen Gästen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen.
Fotos zu "WissenHoch2" finden Sie hier.
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Mainz, 21. Februar 2022