
"WissenHoch2" über Viren
Mit einer Wissenschaftsdoku und "scobel – Der Kampf gegen Viren"
In der gegenwärtigen Corona-Pandemie tötet das SARS-CoV-2-Virus sehr viele Menschen und schränkt das Leben auf dem ganzen Globus ein. Doch Viren können auch nützlich sein. "WissenHoch2" beschäftigt sich am Donnerstag, 4. Februar 2021, mit Viren: Um 20.15 Uhr zeigt 3sat die Wissenschaftsdokumentation "Gute Viren, schlechte Viren" (Erstausstrahlung) von Johann von Mirbach, im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Livesendung "scobel – Der Kampf gegen Viren".
20:15 Uhr
Viren zählen nach der gängigen Definition nicht zu den Lebewesen. Trotzdem haben sie einen großen Einfluss auf die Evolution und sind sogar ein Teil des Menschen. Einige Viren-Bausteine haben sich im menschlichen Genom verankert und pflanzen sich mit uns fort. Solche endogenen Retroviren tragen beispielsweise dazu bei, dass sich die Plazenta bildet. In den Tiefen des Meeres sorgen Viren für das ökologische Gleichgewicht, indem sie mit ihrem Befall das Wachstum von Algen eindämmen. Andere Viren infizieren Bakterien, die Meerestiere krankmachen. So könnten in der Fischzucht schon bald statt Antibiotika gezielt Viren eingesetzt werden.
Im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg werden Viren untersucht, katalogisiert und archiviert. Insgesamt sind mehrere Tausend Viren vollständig sequenziert, darunter Vogelgrippe, Zika und Ebola, mit einer Sterberate von bis zu 90 Prozent eines der gefährlichsten Viren weltweit. Stephan Günther, Leiter der Virologie, sieht die Gefahr für den Menschen aber eher bei harmloseren Erregern: "Eigentlich muss man sagen, die erfolgreicheren Viren sind Influenza, die spanische Grippe oder jetzt COVID - die gut übertragbaren Viren." Durch ihre weitaus geringere Sterberate verbreiten sie sich viel weiter und töten somit am Ende mehr Menschen als diejenigen Viren, die bei Infektion beinahe jeden Infizierten umbringen. Doch Viren können auch helfen, zu heilen: In der Nähe von Rom entwickeln 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2. Dazu benutzen sie die Hülle eines Virus, das sie im Kot von Gorillas gefunden haben, als Transportkapsel für den Impfstoff. Sie verwandeln so einen Erreger in ein wirksames Medikament. Auch Impfungen gegen schwarzen Hautkrebs werden beispielsweise schon durchgeführt – basierend auf Viren, die Krebszellen angreifen. Die Wissenschaftsdokumentation "Gute Viren, schlechte Viren" zeigt, dass Viren viel mehr sind als krankmachende Erreger und wie gut man sich ihre Eigenschaften zunutze machen kann.
Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Sendung "scobel – Der Kampf gegen Viren". Die Entwicklung des Corona-Impfstoffes war die schnellste, die es je gab. Aber werden die ersten zugelassenen Vakzine gegen Corona auch die besten und sichersten Mittel sein? Bevor ein Impfstoff zugelassen wird, müssen Tests und Qualitätskriterien erfüllt werden. Wegen der exponentiellen Verbreitung der SARS-CoV-2-Viren und der Gefahren, die von ihnen insbesondere für Risikogruppen ausgehen, wurden die Abläufe für die Zulassung eines neuen Impfstoffs beschleunigt. Doch der Einsatz eines neuen, nicht lang getesteten Impfstoffs birgt immer die Gefahr unabsehbarer Spätfolgen. Dennoch waren Impfungen gegen gefährliche Infektionskrankheiten in der Vergangenheit häufig sehr erfolgreich, so zum Beispiel bei Pocken. Seit bekannt ist, dass eine Reihe von Krebserkrankungen die Folge von Infektionen mit Viren sind, arbeitet man in der Forschung an neuen Impfstoffen gegen Krebs. Dieser Forschung verdankt sich auch die neuartige mRNA-Virus-Impfung gegen COVID-19. Welche Chancen und Möglichkeiten liegen in diesem neuen Verfahren? Sind damit nicht nur neue Pandemien, sondern Krebserkrankungen zu verhindern? Unter anderem darüber, aber auch über die grundlegenden Funktionen und Leistungen von verschiedenen Impfstoffen diskutiert Gert Scobel in seiner Sendung mit seinen Gästen:
Der Historiker Malte Thießen leitet seit 2017 das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster. Schwerpunkte seiner Arbeit sind unter anderem die Geschichte der Gesundheit, der Gesundheitsvorsorge und des Impfens. Er ist Autor des Buchs: "Immunisierte Gesellschaft, Impfen in Deutschland im 19. Und 20. Jahrhundert".
Die Psychologin Odette Wegwarth ist seit 2017 leitende Wissenschaftlerin im Forschungsbereich Adaptives Verhalten und Kognition am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind unter anderem medizinische Risikokompetenz und evidenzbasierte Entscheidungsfindung.
Der Humanmediziner Fred Zepp ist seit 1998 Direktor der Universitätskinderklinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie Mitglied der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut in Berlin. Seine Arbeitsschwerpunkte dort sind unter anderem Pädiatrische Immunologie und Infektiologie, Impfstoffentwicklung sowie Epidemiologie.
Beide Sendungen sind ab Sendedatum fünf Jahre in der 3satMediathek abrufbar.
"WissenHoch2" - ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen, um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel zum gleichen Thema mit einem interdisziplinären Team von Experten.
Bilder finden Sie hier
Hauptabteilung Kommunikation
Programmkommunikation
Marion Leibrechtleibrecht.mwhatever@zdf.de
Mainz, 09. Dezember 2020