
Zu langsam, zu ineffizient, zu teuer: "WissenHoch2" über Bürokratie
Mit der Doku "Baustelle Bürokratie - Warum Großprojekte scheitern" und "scobel - Bürokratie als Herrschaftsform"
Über Bürokratie wird oft geschimpft. Doch für Wirtschaft und Staat ist eine Verwaltung unverzichtbar. Wieviel Bürokratie braucht die moderne Gesellschaft? Und wie kann es besser laufen? Damit beschäftigt sich am Donnerstag, 18. März 2021, ab 20.15 Uhr "WissenHoch2". Die Dokumentation "Baustelle Bürokratie - Warum Großprojekte scheitern" zeigt, warum öffentliche Großprojekte so häufig aus dem Ruder laufen. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Sendung "scobel - Bürokratie als Herrschaftsform". Erstausstrahlungen.
20:15 Uhr
Ob in Berlin, Hamburg oder Stuttgart: Wenn der Staat baut, droht oft Chaos. Fachleute sind sich einig: Der Fehler bei deutschen Großprojekten liegt im System – mit komplizierten Genehmigungsverfahren, Planungschaos und endlosen Gerichtsverfahren. Für europäische Infrastrukturvorhaben bedeutet das: Deutschland plant noch, während die Nachbarländer bauen. Dass Großprojekte fristgerecht fertiggestellt werden können zeigen Beispiele wie etwa der Schweizer Gotthard-Basistunnel. "Deutschland hinkt bei vielen Projekten völlig hinterher. Gar keine Frage, die Ursachen sind mannigfaltig. Einerseits der Föderalismus, unterschiedliche Interessen, andererseits auch teilprivatisierte Organisationen", bedauert Reiner Holznagel vom Bund der Steuerzahler. Häufig geraten wirtschaftliche und ökologische Interessen miteinander in Konflikt, auch gibt es vielerorts Widerstand aus der Bevölkerung. Der Ruf nach mehr Transparenz und einer professionelleren Bürgerbeteiligung wird in Fachkreisen immer lauter.
Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt "scobel - Bürokratie als Herrschaftsform". Bürokratie bedeutet wörtlich übersetzt "Herrschaft des Amtszimmers" und bezeichnet ein Prinzip der amtlichen Regulierung, Ordnung und Verfahrensweisen. Sie folgt politischen und wirtschaftlichen Interessen – aber auch ihren eigenen. Projekte können durch Bürokratie beschleunigt, aber auch verzögert oder verhindert werden. Auffallend ist, dass eine Reihe von Großprojekten wie der neue Berliner Flughafen offensichtlich an der Mechanik ihrer eigenen Umsetzung scheitern. Ein großer Teil der Verzögerungen, so die Analyse, beruht auf dem Anwachsen von Vorschriften und Bürokratie. Und doch kommt kein Staat, keine Institution und auch kein Unternehmen ohne Verwaltung und damit ohne Bürokratie aus. Haben wir also zu viel oder die falsche Form der Bürokratie? Welche Rolle spielt sie in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft – aber auch in der Organisation von Wissenschaft? Und wie "herrscht" Bürokratie? Ist sie selbst eher neutral, reaktionär oder fortschrittlich? "scobel" sucht nach Merkmalen, Strukturen und Funktionen, mit denen bürokratische Organisationen beschrieben werden können und fragt, welche Möglichkeiten es gibt, bürokratische Strukturen zu verbessern.
Gert Scobel begrüßt:
Dirk Baecker, Soziologe und Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke. Sein Forschungsinteresse gilt soziologischen Theorien, mit denen die Digitalisierung in modernen Gesellschaften beschrieben und analysiert werden können.
Wolfram Eilenberger, Philosoph, Publizist und Schriftsteller. Er ist Gründungschefredakteur des Philosophie Magazins, Mitglied der Programmleitung der "phil.cologne" und Moderator der "Sternstunde Philosophie" im Schweizer Fernsehen SRF.
Sabine Kuhlmann, Sozialwissenschaftlerin und Lehrstuhlinhaberin für Politikwissenschaft, Verwaltung und Organisation an der Universität Potsdam. Seit 2011 ist sie stellvertretende Vorsitzende des Nationalen Normenkontrollrates. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. vergleichende Verwaltungswissenschaft sowie Dezentralisierung und Verwaltungsreformen.
Beide Sendungen sind ab Sendedatum fünf Jahre in der 3satMediathek abrufbar.
"WissenHoch2" - ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen, um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel zum gleichen Thema mit einem interdisziplinären Team von Experten.
Bilder zur Sendung finden Sie hier.
Hauptabteilung Kommunikation
Programmkommunikation
Marion Leibrechtleibrecht.mwhatever@zdf.de
Mainz, 03. Februar 2021