Literaturclub

So 18. Jun
10:05 Uhr
(Erstsendung: 23.05.2023)
Nicola Steiner, Martin Ebel, Daniela Strigl und – als Gast – der Schauspieler Robert Hunger-Bühler diskutieren über Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt.

Die Bücher der Sendung sind: "Das dritte Licht" von Claire Keegan, "Der Pole" von J.M. Coetzee, "Wovon wir leben" von Birgit Birnbacher sowie "Sturz in die Sonne" von C.F. Ramuz.

Claire Keegan als wichtige literarische Stimme Irlands gilt es für viele noch zu entdecken. Ihre so kurze wie berührende Erzählung "Das dritte Licht" erschien bereits vor Jahren. Im Zentrum steht ein Mädchen aus prekären Verhältnissen, das in die Pflege bei kinderlosen Verwandten gegeben wird. Mit kriminalistischem Gespür beschreibt Keegan, wie sich eine neue Welt eröffnet. Nun ist dieser Text in einer überarbeiteten Version neu aufgelegt worden – anlässlich der Verfilmung "The Quiet Girl", die in diesem Jahr für die Oscars nominiert war.

Der südafrikanische Literatur-Nobelpreisträger J.M.Coetzee überrascht in seinem neuen Roman "Der Pole" mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte: Eine spanische Society-Lady widersetzt sich ihren Gefühlen zu einem polnischen Pianisten und Chopin-Interpreten. Die beiden lernen sich nach einem Konzert in Barcelona kennen. Coetzee interpretiert die legendäre Liebe zwischen Dante und Beatrice neu. In diesem Sinne kürt der in die Jahre gekommene Pianist Witold die jüngere Beatrice zu seiner Muse – in einer Geschichte voller Missverständnisse und Übersetzungsfallen.

Über den Sinn, den uns Arbeit im Leben verleiht, schreibt die österreichische Autorin Birgit Birnbacher in ihrem Roman "Wovon wir leben". Literarisch verwebt sie Themen wie Pflege-Arbeit, die Benachteiligung von Frauen und bedingungsloses Grundeinkommen. Im Zentrum steht die Geschichte einer Krankenschwester, die aufgrund einer fatalen Namensverwechslung ihre Stelle verliert. Darauf sucht sie Schutz bei ihren Eltern im Innergebirg, einem entlegenen Tal – nur um wieder in der Rolle der Frau zu enden, die sich um Vater und Bruder kümmern muss.

1922 hat der Schweizer Schriftsteller Charles Ferdinand Ramuz das Ende der Welt beschrieben. "Durch einen Unfall im Gravitationssystem stürzt die Erde in die Sonne zurück" heißt es gleich am Anfang des Textes. In Zeiten von Hitzesommern und globaler Erderwärmung erscheint Ramuz' experimenteller Roman geradezu prophetisch. Nun wurde er unter dem Titel "Sturz in die Sonne" erstmals ins Deutsche übersetzt. Es geht darin um die Frage, wie sich der Mensch angesichts des Todes verhält. Eine längst überfällige literarische Entdeckung.

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Kultur: Literatur

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