Glacierexpress - Von St. Moritz zum Matterhorn

Film von Alexander Schweitzer
(aus der ARD-Reihe "Eisenbahn-Romantik")
Di 01. Nov
04:16 Uhr
(Erstsendung: 21.05.2018)
Die Fahrt mit dem Glacier Express ist eine der berühmtesten Eisenbahnreisen der Welt. Acht Stunden zwischen St. Moritz und Zermatt mit knapp 300 Kilometern Schweizer Alpenlandschaft.

Seit 1930 gehört die Reise mit dem "langsamsten Schnellzug der Welt" zu einer der aufregendsten und bequemsten Möglichkeiten, die Alpen zu entdecken. Die Reise beginnt im mondänen St. Moritz, dem Geburtsort der alpinen Winterferien, natürlich im Winter.

Hier bläst Hans Peter Danuser ins Alphorn. Der ehemalige Kurdirektor von St. Moritz hat schon in den 1980er-Jahren in New York mit dem Alphorn für den Glacier Express geworben. Schon bald hinter St. Moritz fährt der Zug durch den Albulatunnel. Auf der anderen Seite geht es bis Thusis bergab auf einem UNESCO-Weltkulturerbe, der Albulalinie.

Die Strecke ist harmonisch in die Landschaft eingebettet und gilt als Paradestück der Bahnpionierzeit. Den großen Höhenunterschied von 1000 Metern überwindet der Zug mittels mehrerer Kreiskehrtunnel. Bis Bergün ist der Schwindel ganz nah. Es folgt der Besuch an einem der "schönsten Flecken der Schweiz", dem Bergsee "Lai de Palpuogna". Über die berühmteste Eisenbahnbrücke der Schweiz, dem Landwasserviadukt, fährt der Glacier Express langsam Chur entgegen. In der Brunnenstadt klärt sich die Bedeutung des Wortes "Waschweib".

Nun überquert der Glacier Express in Reichenau genau die Stelle, wo sich Vorder- und Hinterrhein zum Rhein vereinigen. Es folgt die Fahrt durch die Ruinaulta, wie die Rheinschlucht zwischen Reichenau und Ilanz auf Rätoromanisch heißt. Weiße Felsen und bizarre Gesteinsformationen haben diesen Abschnitt berühmt gemacht. Vom "Grand Canyon der Schweiz" ist es nicht mehr weit bis Disentis, wo das Streckennetz der Rhätischen Bahn endet.

Es folgt der Besuch des Klosters Disentis. Darin befindet sich ein berühmtes Gymnasium, die älteste Schule des Kantons Graubünden. Hier wird noch Rätoromanisch gelehrt.

Eine neue Zahnradlok ist angehängt, nun geht es steil bergauf zum höchsten Punkt der Reise im Glacier Express - auf den 2033 Meter hohen Oberalppass. Im Winter ist die Passstraße gesperrt, und der rote Zug schlängelt sich durch eine einzigartige Gebirgslandschaft. Wegen Lawinengefahr ist die Strecke über den Oberalppass ab und zu auch für den Zug gesperrt. Dann startet morgens um 5.00 Uhr für das Schleuderteam der Arbeitstag, und die Schneeräumung beginnt. Oben am Pass wartet bereits ein Hubschrauber der Lawinenwacht. Vom Helikopter aus werden Gefahrenstellen ausgemacht und gesprengt. Am Vormittag kann der Oberalppass wieder freigegeben werden, und der Zug fährt weiter nach Andermatt im Kanton Uri. Andermatt ist ein kleines Städtchen am Fuße des Gotthardmassivs und war einst eine wichtige Garnison in der Schweiz.

In Realp verschwindet der Glacier Express im 1982 erbauten Furka-Basistunnel. In den ersten fünf Jahrzehnten fuhr der Zug über die Furka-Bergstrecke, von wo aus man den namensgebenden Rhonegletscher, den Glacier, sehen konnte. Mit dem neuen Tunnel wurde die Bergstrecke gesperrt. Eisenbahnfreunde haben sich daraufhin darangemacht, die Strecke zu erhalten und zu betreiben. Der Film zeigt den Aufbau der Steffenbachbrücke, eine Klappbrücke, die jedes Jahr auf- und abgebaut wird, um im Winter einer Lawine Platz zu lassen. Den Rhonegletscher kann man allerdings auch bei diesen Fahrten nicht mehr sehen. Er hat sich stark zurückgezogen und allein im Sommer 2017 acht Meter Dicke verloren.

In Oberwald geht es wieder in den Glacier Express, um die Grenze zum Kanton Wallis zu passieren. Gemächlich geht es nun bergab - die letzten Kilometer bis nach Brig im Rhonetal. Das Städtchen war schon immer ein wichtiger Transit-Ort. Reger Handel brachte der Stadt Wohlstand, davon legt noch heute der Stockalperpalast, ein bedeutender barocker Palastbau in der Schweiz, Zeugnis ab.

Am Nachmittag verlässt der Glacier Express das Rhonestädtchen. Das Wallis, die Sonnenstube der Schweiz, zeigt sich hier von seiner schönsten Seite. Vor Stalden beginnt die steilste Strecke des Glacier Express mit 125 Promille. Etwas weniger Promille wird hier in schrägen Gläsern im Zug dargereicht - Heidawein. Die Weingläser sind schräg, damit sie bei steiler Bergfahrt auf dem Tisch gerade stehen. Der Wein übrigens stammt aus der Gegend.

Oberhalb der Strecke, bei Visperterminen, befindet sich der höchstgelegene Weinberg nördlich des Alpenhauptkammes auf einer Höhe von 1150 Metern. Auf den letzten Kilometern vor der Endstation Zermatt zeigt eine Kellnerin zirkusreife Akrobatik im Einschenken von Grappa. Wahrlich im "hohen Bogen" gießt sie aus circa einem Meter Entfernung die Flüssigkeit ins Schnapsglas.

Ins autofreie Zermatt darf man nur mit einem Pendelzug oder eben mit dem Glacier Express fahren. Was ab Mitte des 19. Jahrhunderts für die englische High Society St. Moritz für Skifahrer war, ist Zermatt für Bergsteiger gewesen.

Rund um Zermatt thronen 30 Viertausender - darunter auch "Gottes Pyramide", das Matterhorn. Krönender Abschluss einer Fahrt mit dem Glacier Express ist daher für viele die Fahrt mit der Gornergratbahn. Vom mehr als 3000 Meter hohen Gornergrat bietet sich vor allem am Spätnachmittag ein unvergleichlicher Blick auf den meistfotografierten Berg der Welt, das Matterhorn.

ARD/SWR
Dokumentation
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