Die documenta am Ende?

Eine Bilanz nach 100 Tagen Kunst in Kassel
Film von Peter Schiering und Annette Spohn
Sa 24. Sep
19:21 Uhr
Erstausstrahlung
Die documenta ist eine Institution, ein Heiligtum und seit Jahrzehnten eine der weltweit wichtigsten Ausstellungen von Gegenwartskunst. Die documenta 2022 aber hat sich einen faux pas geleistet.

Antisemitische Motive auf Kunstwerken, eine Verwaltungsdirektion, die zurücktreten musste und eine Künstlerin, die ihr Werk von der Ausstellung abgezogen hat. Freiwillig. Die Kritik an den Machern war dieses Jahr so groß wie nie.
Ist die documenta am Ende?

Dabei war die "documenta fifteen" 2022 zugleich ein großer Publikumserfolg. Unverdrossen strömten die Massen nach Kassel und kamen durchaus beseelt zurück. Manchmal. Manche waren auch enttäuscht - normal für einen Event wie die documenta.

Und doch scheint dieses Mal etwas anders. Im Zentrum der "documenta fifteen" stand ausgerechnet ein Werk, das seit Tag zwei schon nicht mehr zu sehen ist, das abgehängt und abserviert wurde.

Das Riesenwerk von Taring Padi mit antisemitischen Elementen hat die Diskussion beherrscht, dabei hätte es doch so viel anderes zu reden gegeben. Überhaupt: Die Kommunikation sollte im Mittelpunkt von Lumbung und Harvest, von Süd und Nord, von Künstlern und Betrachter stehen. Stattdessen: befremdliche Verlautbarungen der Kuratoren und viel "lost in translation". Versagen der Kommunikation auf ganzer Linie.

Manchen fragen sich gar: Ist die "documenta fifteen" gescheitert und hat als Weltinstitution ausgedient? Oder zeigt sie wieder einmal, dass Kunst vor allem eines kann: Diskurse aufwerfen, den Stachel löcken und Bewegung in Köpfe wie verkrustete Strukturen bringen? Wo liegt der Erfolg einer Ausstellung wie der documenta? Im Publikum oder im fachlichen Diskurs?

Die Dokumentation fragt neben dem Kuratoren-Team von ruangrupa beteiligte Künstlerkollektive wie Màs Arte Màs Acción aus Kolumbien. Sie zeigt ein Gespräch mit Hito Steyerl, die ihr Werk aus Protest aus der Ausstellung entfernen ließ, mit Joep van Lieshout, der eine Freilufttoilette in der Karlsaue nutzbar macht, mit Bazon Brock, der als Impresario an mehreren documentas beteiligt war, mit Heinz Bude, dem Direktor des documenta-Instituts in Kassel und dem Kunsttheoretiker und Autor Wolfgang Ullrich.

3sat
Dokumentation
Kultur:

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