37°: Mein Tanz, mein Battle

Mit Breakdance Geschichte schreiben
Film von Maike Conway
Mo 17. Okt
00:11 Uhr
(Erstsendung: 11.10.2022)
Joanna und Serhat teilen dieselbe Leidenschaft: Breakdance. 2024 feiert Breaken in Paris olympische Premiere. Eine Herausforderung für die Tänzer, wirklich alles zu geben.

Von der Straße auf die olympische Bühne: In New York wurde in den 1970ern mit Breakdance ein neuer Tanzstil geboren. Heute messen sich BBoys und BGirls in Battles, die von einer Jury bewertet werden. Tänzer und Crews treten dabei in mehreren Runden gegeneinander an.

"Fußball, Kickboxen - ich habe viel ausprobiert, doch nichts hat mich so geflasht wie das Breaken. Das ist etwas ganz Großes für mich, in das ich mein ganzes Herz und meine Energie stecken will!" Serhat (25) ist bereits im Bundeskader. Er hat das Breaken schon mit sechs Jahren im Jugendzentrum im Münchner Kieferngarten für sich entdeckt. Seit 2008 ist Serhat Mitglied der "Sankofa Crew". Die Tänzer sind unter anderem aus Kurdistan, Vietnam, Pakistan, Ghana, USA, Deutschland und Brasilien. Der Zusammenhalt ist wichtig. "Was uns besonders macht, wir haben keinen Chef. Wir sind zehn beste Freunde, die durch Breakdance eine Gemeinschaft gefunden haben."

Frei leben und tanzen zu können ist, für ihn keine Selbstverständlichkeit. Serhat ist Uigure. Die Familie stammt aus dem Nordwesten Chinas, aus Xinjiang, und floh über Kasachstan nach Deutschland. Serhat ist in München geboren. Sein Vater wird politisch verfolgt, da er als Journalist über die Kultur und die Rechte der Uiguren schreibt. Serhat sagt, dass er seine Kraft und Entschlossenheit von seiner Mutter habe. Der Wunsch, ihre unterdrückte Kultur sichtbar zu machen, liegt Serhat am Herzen. Im deutschen Bundeskader für Olympia trainieren zu können, bedeutet ihm und der Familie viel.

Ein wichtiger Schritt für Serhat und Joanna ist die deutsche Meisterschaft 2022 in Dessau. Wenn Joanna (23) dort unter den besten vier Tänzerinnen ist, hat auch sie die Chance, in den Bundeskader zu kommen. Mit 17 wurde sie in der Crew "The Saxonz" aufgenommen. Sie ist das einzige BGirl in der Tanzgruppe und trainiert im Landeskader Sachsen. "Die 'Saxonz' sind meine zweite kleine Familie – es ist mir extrem viel wert, in der Gruppe zu sein!"

Joanna lebt mit ihrer Familie in Dresden. Ihr Freund Rossi, der eigentlich Felix heißt und auch bei den "Saxonz" tanzt, hat seine Tochter Feenja mit in die Beziehung gebracht. So trägt Joanna schon früh die Verantwortung als Mutter, denn Feenjas leibliche Mutter ist gestorben. Gleichzeitig macht Joanna ihren Master in Psychologie. Als Kind bulgarischer Eltern weiß sie es zu schätzen, wie viel ihre Eltern in eine gute Ausbildung investiert haben, und will sie nicht enttäuschen. Jetzt steht Joanna vor der Herausforderung, ihre Zeit zwischen der Familie, dem Studium und ihrer Leidenschaft, dem Breakdance, aufzuteilen. Denn ihr Ziel ist es, bei der deutschen Meisterschaft in den Bundeskader zu kommen. "Ich habe ein bisschen Angst vor der eigenen Challenge, wie es mir mit dem Leistungsdruck gehen wird. Aber wenn nicht jetzt, wann dann?"

Respekt und Leidenschaft für Breakdance – "37°" begleitet die beiden jungen Tänzer Joanna und Serhat auf ihrem Weg.

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