Die Rückkehr der Sextouristen

Deutsche Männer im Rotlicht von Pattaya
Film von Wolfgang Luck und Nat Sumon
Mi 28. Jun
20:15 Uhr
(Erstsendung: 27.02.2023)
Pattaya: Go-go-Bars, halbseidene Massagesalons und jede Menge Open-Air-Bierbuden mit leicht bekleideten jungen Frauen. Und dazu amüsierwillige Sextouristen aller Altersklassen.

Die thailändische Küstenmetropole kehrt zurück zu dem, was dort als "Normalität" gilt. Die Dokumentation taucht ein in die Rotlichtszene von Pattaya, fördert viel Doppelmoral von deutschen Männern zutage und beleuchtet das Problem des Missbrauchs von Kindern.

Ein deutscher Tourist fasst es vor der Kamera so zusammen: "Warum wir alle hier sind? Hier kriegst du für weniger Geld mehr Sex!" Das mag ein jüngerer Deutscher so nicht bestätigen: "Ich suche hier nicht Sex, sondern Liebe", erzählt Stefan und beklagt sich darüber, dass seine zahlreichen Eroberungen am Ende doch immer nur auf sein Geld aus seien.

Zwei Jahre lang haben die "Rotlichturlauber" gewartet: Das riesige Vergnügungsviertel von Pattaya lag wegen Corona komplett brach. Für die etwa 60.000 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter der Stadt eine bedrohliche Situation. Weil der thailändische Staat zwar mit dem Sexbusiness Milliarden Steuereinnahmen generiert, Prostitution aber offiziell verboten ist, waren die Beschäftigten des Gewerbes von sämtlichen staatlichen Hilfsprogrammen ausgeschlossen.

Zum Beispiel die Sexarbeiterin Aom. Sie wurde von einem deutschen Kunden schwanger, der ihr zunächst Treue schwor und sie dann mit dem Baby sitzen ließ. Jetzt versucht Aom über einen Anwalt, zumindest Unterhaltszahlungen durchzusetzen, und arbeitet weiter im Sexgewerbe. "Mit deutschen Kunden habe ich abgeschlossen. Wenn die kommen, sag ich: Auf Wiedersehen!", sagt sie.

Die Dokumentation zeigt deutsche Sextouristen, die sich einreden, mit ihren Dates das Überleben verarmter Thaifamilien zu sichern. Und ein Restaurantbesitzer aus Norddeutschland tut kund, die Mädchen würden nur wegen des warmen Wetters mit so kurzen Röcken am Straßenrand stehen.

Auch deutsche Reiseveranstalter verdienen am Geschäft mit Sex, auch wenn sie nicht gern darüber sprechen. Alle haben Pattaya im Programm. Immerhin halten sich die deutschen Reiseunternehmen zugute, dass sie eine Selbstverpflichtung unterschrieben haben, gegen Kinderprostitution vorzugehen. Aber wer kontrolliert das?

Der Lockdown hat auch das Problem des sexuellen Missbrauchs massiv verschärft. Im Rotlichtviertel von Pattaya, in dem es nach offizieller Lesart keine Prostitution Minderjähriger mehr gibt, stößt das Filmteam auf die Spuren Pädokrimineller. Und auf einen Deutschen, der kurz nach seiner Festnahme das Land dennoch verlassen kann. Wie kann das sein? Und wie gut klappt die internationale Zusammenarbeit bei diesem wichtigen Thema?

ARD/NDR
Dokumentation
Gesellschaft: Erotik/Sexualität

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