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scobel - Mythos Vernunft

Do 23. Feb
21:01 Uhr
Erstausstrahlung
In Demokratien sollen Entscheidungen mit Vernunft getroffen werden. Viele Krisen und Konflikte belegen aber das Gegenteil. Warum handeln Menschen irrational? Ist die Vernunft eine Illusion?

Darüber diskutiert Gert Scobel mit der Psychologin Christine Kirchhoff, dem Philosophen Michael Hampe sowie mit dem Neurowissenschaftler und Psychiater Philipp Sterzer.

An Aufklärung scheint es in westlichen Gesellschaften nicht zu mangeln. Noch nie waren so viele Informationen zugänglich. Wissen führt aber nicht zwangsläufig zu vernünftigen Entscheidungen, die offenbar durch andere Einflüsse begrenzt und überlistet werden.Die Gründe für die Unzulänglichkeiten der Rationalität sind vielfältig: Es gibt beispielsweise die Trägheit und das Desinteresse von Menschen an bestimmten Themen, den Eigensinn und das Streben nach ökonomischen Verbesserungen oder die Verdrängung von Verlustängsten.

Gefühle und Emotionen beeinflussen im hohen Maß individuelle Entscheidungen und Verhaltensweisen. Unsere Denkprozesse sind über das Gehirn mit Empfindungen und Sinneswahrnehmungen gekoppelt. Dies führt dazu, dass die Wahrnehmung der Innen- und Außenwelt interpretiert wird. Hinzu kommt, dass in der Politik zudem machterhaltende und strategische Faktoren und damit Narzissmus und Egoismus eine wichtige Rolle spielen.

Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den Bereichen der Psychologie, Neurowissenschaften, Ökonomie und Philosophie lotet die Sendung die Grenzen vernünftiger Entscheidungen und Handlungen aus. Gesucht werden unter anderem Antworten auf die Fragen: Warum können Klima- und Umweltschutz nicht allein mithilfe rationaler Beschlüsse nachhaltig geregelt werden? Wieso sind Kriege mit vernünftigen Argumenten nicht zu verhindern oder zu beenden? Und welche Perspektiven gibt es für unsere Zukunft, wenn Entscheiden und Handeln stets nur mit einer mehr oder weniger stark begrenzten Rationalität möglich sind?

Immanuel Kants Idee, sich aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit zu befreien, in dem man sich des eigenen Verstandes bedient, ist in einer komplexen Welt nicht einfach zu realisieren. Denn strittig sind nicht nur die universalen Werte, sondern beispielsweise auch die Kontrolle über ihre Einhaltung und der Vollzug von Sanktionen bei einer Missachtung der jeweiligen Abkommen und Übereinkünfte.

Wie können unvernünftige Menschen und Nationen zur Vernunft gebracht werden? Kann das Erkennen von Widersprüchen zur Änderung von Einstellungen beitragen?

Darüber diskutiert Gert Scobel mit folgenden Gästen:

Christine Kirchhoff ist Psychologin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Geschichte der Psychoanalyse sowie Kritische Theorie. Sie ist Professorin für Psychoanalyse, Subjekt- und Kulturtheorie an der International Psychoanalytic University Berlin.

Michael Hampe ist Philosoph und beschäftigt sich unter anderem mit der "Dritten Aufklärung", Erfahrungswissen und Techniken der Selbsterkenntnis. Er ist Professor für Philosophie an der ETH Zürich.

Philipp Sterzer ist Neurowissenschaftler und Psychiater. Seine Forschungsinteressen sind Wahrnehmungsprozesse, Einstellungen und Handlungen. Er ist Professor für Translationale Psychiatrie an der Universität Basel.

3sat
Gespräch/Diskussion
Kultur:

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