Rheinhotel Dreesen

Das Weiße Haus am Rhein
Film von Martin Herzog
Do 09. Mär
23:41 Uhr
(Erstsendung: 21.10.2022)
In seiner 130-jährigen Historie war das "Rheinhotel Dreesen" unter anderem Ausflugslokal, Nobelherberge, Lieblingsabsteige des Führers, Verhandlungsort für den Weltfrieden und KZ-Außenstelle.

Das Hotel am urdeutschen Strom und seine Menschen stehen auf Du und Du mit der deutschen Geschichte - von der Kaiserzeit bis in die Bonner Republik. Der Film erzählt chronologisch die Geschichte des Hotels und seine Verknüpfung mit den historischen Wendepunkten.

Aus einem kleinen Ausflugslokal mit Rheinblick machte Inhaber Fritz Dreesen I. eines der ersten Grandhotels Deutschlands. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1894 ist es ein Spiegel deutscher Geschichte: "Reise-Kaiser" Wilhelm II. soll bei den zahlreichen Besuchen in seiner alten Universitätsstadt gern im "Dreesen" residiert und im heute noch existierenden Kastaniengarten Marschkapellen dirigiert haben.

Paul von Hindenburg war dort ebenso zu Gast wie Gustav Stresemann, Greta Garbo, Hans Albers, Charlie Chaplin - und Adolf Hitler. Das berühmt-berüchtigte Treffen zwischen Chamberlain und Hitler in der Sudetenkrise 1938 machte das "Dreesen" auch international bekannt als "Hitlers Lieblingshotel". Schon bald gehörten Fritz und Maria Dreesen zum inneren Zirkel um Adolf Hitler.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Rheinhotel zeitweise zur Außenstelle des KZ Buchenwald: "Sonderhäftlinge des Führers" waren dort untergebracht, darunter die Schwester von Charles de Gaulle. Die Prominenz der hochrangigen Gefangenen soll Bad Godesberg vor den alliierten Bombenangriffen gerettet haben – ein durchaus beabsichtigter Effekt, so will es die Legende: Der damalige Godesberger Bürgermeister und Fritz Dreesen sollen sich den menschlichen Schutzschild gemeinsam ausgedacht haben.

Als die Amerikaner im Frühjahr 1945 schließlich anrückten, quartierte sich General Dwight D. Eisenhower im "Dreesen" ein – was den Weinbeständen des Hauses nicht gut bekam. Bis das "Dreesen" 1952 den Betrieb schließlich wieder aufnehmen konnte, wurde es erst zum Flüchtlingslager, dann zum Sitz des französischen Hochkommissars umgewidmet.

Mit der Wahl Bonns zur Bundeshauptstadt blieb auch das "Dreesen" weiter im Fokus deutscher Geschichte: Adenauer verhandelte dort die Antwort auf die Stalin-Note, und immer wieder wurde das Rheinhotel zur Kulisse für internationale Kongresse - bis sich die politische Bedeutung zum Ende der Bonner Republik ausschlich. Seit dem Umzug der Regierung nach Berlin sind die Geschäfts- und Kongressgäste weitgehend ausgeblieben. Doch Anna-Maria Dreesen, die das Hotel schon bald übernehmen soll, hat bereits neue Pläne.

ARD/WDR
Dokumentation
Kultur: Geschichte allgemein

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