Bungalow

Film von Stefanie Appel
So 09. Okt
11:41 Uhr
(Erstsendung: 18.07.2021)
In den Hollywood Hills steht das "Stahl House", Inbegriff dessen, was Deutsche sich unter einem Bungalow vorstellen: Flachdach, viel Glas, Pool und Blick auf das Häusermeer von Los Angeles.

An Bungalows knüpfen sich Gefühle wie Fernweh, Zweisamkeit und Verbundenheit mit der Natur. In der westdeutschen Nachkriegszeit, als in Bonn der Kanzlerbungalow entstand, wurde der eingeschossige Bau zum Inbegriff amerikanischer Coolness.

Franzosen kommt beim Wort "Bungalow" eher eine einfache Ferienhütte in den Sinn. Der Ursprung des "bangolo" liegt in Bangladesch: Britische Kolonialherren exportierten die Bauform und das Wort Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verband man den Bungalow mit Modernität und Bauhaus-Eleganz, mit dem sich zu Wohlstand gekommene Bundesbürger der Mittelschicht stilistisch vom Heimatstil der Nazizeit absetzen wollten. In den 1960er-Jahren entstand nach den Plänen Richard Neutras - eines in Österreich geborenen US-Amerikaners - in Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt eine ganze Siedlung aus Bungalows. Als repräsentativer Bau für den bundesdeutschen Regierungschef und seine Gäste wurde der Kanzlerbungalow gebaut. Und der Quelle-Versandhauskatalog bot einen erschwinglichen Bungalow in Fertigbauweise an.

Die Aufladung des Begriffs mit einer Mischung aus Fernweh, Naturverbundenheit und Stil wirkt bis in die Gegenwart nach. So lautet der Refrain eines Hits der österreichischen Band Bilderbuch von 2017: "Komm vorbei in meinen Bungalow, By the Rivers of Cashflow".

Dass das Bungalow-Konzept auch nachhaltig und zukunftsweisend sein kann, demonstriert der Bau einer "schwimmenden Schule" in Bangladesch, konstruiert von Architekt Saif Ul Haque Sthapati, der dafür 2019 mit dem Aga-Khan-Preis für Architektur ausgezeichnet wurde.

ARD/HR
Dokumentation
Kultur: Architektur, Städtebau, Denkmalschutz

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