3satDokumentarfilmzeit

Speer Goes to Hollywood

Dokumentarfilm von Vanessa Lapa und Jöelle Alexis,
Israel/Österreich/Deutschland 2021
Mo 13. Mär
22:25 Uhr
Länge: 95 Minuten
Albert Speer zählte zu Hitlers engsten Vertrauten und sollte als Generalbauinspektor Berlin zur Welthauptstadt "Germania" umgestalten. - Der Dokumentarfilm erhielt den "Ophir Award 2021".

Bei den Nürnberger Prozessen entging Speer der Todesstrafe und wurde zu einer Haftstrafe verurteilt. Seine in Spandau verfassten Memoiren sollten in Hollywood verfilmt werden. Übrig blieben jedoch lediglich 50 Stunden unveröffentlichter Tonaufnahmen.

Als Reichsminister für Bewaffnung und Munition war Albert Speer (1905-1981) ab 1942 verantwortlich für zwölf Millionen Zwangsarbeiter. Die vorsichtigsten Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens ein Drittel von ihnen zu Tode kam. Dennoch genießt Speer bis heute den Ruf des "guten Nazis". Ein Mythos, den er sorgsam selbst entwarf und kultivierte – und der nur allzu gern von einer weltweiten Öffentlichkeit aufgenommen wurde.

Beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher war Speer einer der prominentesten Angeklagten - und entging als einer der wenigen der Todesstrafe. Er wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, die er im Kriegsgefängnis Spandau verbrachte.

Nach seiner Entlassung veröffentlichte er 1969 seine Memoiren unter dem Titel "Erinnerungen", die sofort zum Bestseller avancierten: Innerhalb von zwei Jahren verkaufte sich das Buch über eine Million Mal und wurde in 14 Sprachen übersetzt. Das war der Beginn von Speers Versuch, sich zu rehabilitieren. Paramount Pictures plante diesen Welt-Bestseller zu verfilmen, und Speer wirkte selbst am Drehbuch mit. Monatelange Gespräche, die von Drehbuchautor Andrew Birkin aufgezeichnet wurden, zeigen Speers skrupellosen Versuch, seine Vergangenheit mit dem geplanten Film reinzuwaschen.

Der Film kam nie zustande, übrig blieben die bis dato unveröffentlichten Audio-Aufzeichnungen – 40 Stunden im Original. Diese bilden die Tonebene von "Speer Goes to Hollywood" und werden durch einzigartige Archivaufnahmen auf der Bildebene ergänzt. Regisseurin Vanessa Lapa kämpfte sich dabei durch einen breiten Sumpf von Lügen, die seit langer Zeit die Wahrheit über Hitlers "Leibarchitekten" verdecken. Schicht für Schicht deckt sie seine Taten auf und widerlegt seine Behauptungen, sodass das ganze Ausmaß seiner Taten zum Vorschein kommt.

Offen bleibt die Frage, wie ein Mensch, der für viele Gräueltaten verantwortlich zeichnete, durch Intelligenz und Charme die öffentliche Meinung dazu bringen konnte, ihm seine perfiden, meisterhaft gestrickten Falschmeldungen zu glauben.

"Speer Goes to Hollywood" erhielt den "Ophir Award 2021" für den besten Dokumentarfilm 2021.

ORF
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