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scobel - Notstand Energie

Do 01. Sep
21:00 Uhr
Erstausstrahlung
Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland könnten 2022 zu dramatischen Energieengpässen und Preissteigerungen führen. Mit Folgen für die Wirtschaft und Endverbraucher.

Bisher galt die Energieversorgung von privaten Haushalten als unantastbar. Doch die Industrie macht Druck und meldet ihre Ansprüche an. Wird Deutschland im Winter über genügend Erdgas, Öl und Kohle verfügen, um den Bedarf zu decken? Ist die Energie noch bezahlbar?

Als am 24. Februar 2022 Russland eine Militäroffensive gegen die Ukraine startete und der Angriff sehr schnell von den europäischen Staaten und der Nato verurteilt wurde, folgten mehrere Wirtschaftssanktionen gegen den Aggressor. Aber zugleich wurde auch deutlich, wie stark Deutschland, und in einem noch höheren Maße auch Österreich, von den Rohstofflieferungen aus Russland abhängig sind.

Nun wird auf internationalen Energiemärkten dringend nach Ersatz gesucht. Die große Nachfrage nach Erdgas und Erdöl verursachte einen gewaltigen Anstieg der Preise. Werden die Tanks und Depots gegen Ende des Jahres ausreichend gefüllt sein, sodass weder die Wirtschaft noch die Verbraucher mit starken Einschränkungen leben müssen?

Was die Gasvorräte betrifft, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck im Juni die Warnstufe 2 – die Alarmstufe - ausgerufen. Dieser Schritt war notwendig geworden, weil Russland die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 erheblich verringerte. Die nächste und letzte Stufe wäre die Notfallstufe. Sie hätte zur Folge, dass der Staat in den Markt eingreift und die Bundesnetzagentur dann in Deutschland die Verteilung der Gasvorräte übernimmt.

Die Lage auf den internationalen Märkten ist zurzeit angespannt und die Entwicklung nur schwer zu prognostizieren. Deshalb gibt es schon jetzt zahlreiche Appelle an die Verbraucher: weniger und kürzer duschen, Strom sparen, Raumtemperaturen senken, weniger Auto fahren und dergleichen mehr. Doch werden diese Maßnahmen ausreichen, um die Wirtschaft funktionsfähig zu halten - oder sind sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Welche Rolle spielen die erneuerbaren Energien? In welchen Bereichen werden sie gebraucht? In welchen Wirtschaftszweigen haben sie nur eine geringe Bedeutung?

Die Zeitenwende ist schon längst im Gange, und dazu gehört auch, die Prioritäten unter energie- und geopolitischen Aspekten neu zu bestimmen. Was wird in dieser Übergangsphase aus dem Klimaschutz? Gert Scobel diskutiert mit Experten die aktuelle Situation und sucht nach Perspektiven für die Verhinderung des drohenden Notfalls.

Gert Scobel diskutiert mit:

Kerstin Andreae vertritt als Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft rund 1900 Firmen und Unternehmen – einschließlich der großen Versorger. Von 2002 bis 2019 war sie Mitglied im Deutschen Bundestag von Bündnis 90/Die Grünen.

Michèle Knodt befasst sich unter anderem mit der EU-Energiepolitik und der Energiewende. Sie ist Professorin für Politikwissenschaft an der TU Darmstadt, leitet dort als Geschäftsführende Direktorin das Institut für Politikwissenschaften und ist stellvertretende Sprecherin des Profilbereichs "Energiesysteme der Zukunft".

Andreas Löschel forscht zu angewandter Mikroökonomie, Energieökonomie und Ökonomie des Klimawandels. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2011 ist er Vorsitzender der Expertenkommission zum Monitoring-Prozess "Energie der Zukunft" der Bundesregierung.

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