makro: Energiekrise - Der Streit um das Nordsee-Gas

Film von Volker Wasmuth und Tabea Mirbach
Di 11. Apr
22:26 Uhr
Erstausstrahlung
Die Bewohner der Insel Borkum haben bald eine Gasplattform vor der Nase. Weitere könnten folgen. Ist das der Preis für sichere Energieversorgung? Und wo bleibt der Umweltschutz?

Er umfasst 60 Milliarden Kubikmeter und könnte zehn Prozent des deutschen Gasbedarfs decken: Der Gas-Schatz vor Borkum. Umweltschützer sind gegen die Erschließung und Förderung im Nationalpark Wattenmeer. Dem steht die Unabhängigkeit der Energielieferung gegenüber.

Borkums Bürgermeister Jürgen Akkermann befürchtet, dass die Touristen fernbleiben, wenn das Gasfeld NO5-A in wenigen Monaten erschlossen wird. Zwar steht die Bohrinsel gerade eben noch auf niederländischem Territorium, das Gasvorkommen selbst – und weitere Explorationslizenzen - erstrecken sich jedoch beidseits der deutsch-holländischen Grenze.

"Unberührte Natur und der Erhalt des Ökosystems Wattenmeer bilden die Grundlage für das wirtschaftliche Überleben der Inselgemeinschaften", sagt Akkermann. Er hat sich mit seinen Kollegen von den Inseln Juist und Norderney zusammengeschlossen. Gemeinsam kämpfen alle gegen die Förderpläne.

Doch Erdgas unter der Nordsee wird durch die Energiekrise immer attraktiver. Das niederländische Unternehmen ONE-Dyas will vorne mit dabei sein und investiert bereits in das Gasfeld, die Planungen für den Bohrturm vor Borkum laufen auf Hochtouren. Lange Jahre war eine Gasförderung vor den ostfriesischen Inseln ein Tabuthema. Noch im Sommer 2021 hat die niedersächsische Landesregierung die Gasförderung in der Nordsee komplett abgelehnt.

Mit der Verschärfung der Energiekrise hat die Regierung in Hannover eine bemerkenswerte Kehrtwende hingelegt und für das Projekt eine Genehmigung erteilt. Denn die Hälfte des gesamten Nordsee-Gases soll künftig nach Deutschland fließen. Die Gasplattform vor Borkum wird zum Testfall in der deutschen Energiefrage.

Mittlerweile stammen nur noch rund fünf Prozent des deutschen Gasverbrauchs aus eigener Förderung. Noch vor 20 Jahren waren es 20 Prozent. Brauchen wir eigene Gasplattformen in der Nordsee, um auf gefracktes Gas aus dem Ausland zu verzichten? Oder ist die Förderung von Nordsee-Gas eine "fossile Sackgasse", wie Umweltschützer sagen?

"makro" geht dem Streit um das Nordsee-Gas auf den Grund.

3sat
Dokumentation
Wirtschaft:

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