Wildes Polen

Tatra, Ostsee und Masuren
Film von Ernst Sasse und Hans-Peter Kuttler
Di 11. Okt
03:42 Uhr
(Erstsendung: 04.07.2012)
Wo leben in Europa noch Wisente in freier Wildbahn? Und wo brüten vermutlich mehr Zugvögel als in jedem anderen europäischen Land? In Polen! Die Natur dort steckt voller Überraschungen.

Der Süden des deutschen Nachbarlands wird von den über 2000 Meter hohen Gipfeln der Tatra überragt. Im Nordosten formt die Biebrza eines der größten Sumpfgebiete Europas, ein Paradies für seltene Vögel wie den Kampfläufer.

In Masuren brüten Abertausende Weißstörche, mehr als irgendwo sonst auf der Erde. Doch auch die viel scheueren und seltenen Schwarzstörche finden Schutz in großen Wäldern, die bis an die Ostsee reichen.

Im Winter fegt ein eisiger Wind über Polens Osten. Nur wer ein dickes Fell hat, kann die kalte Jahreszeit in der Grenzregion zu Weißrussland überstehen. Den Wisenten macht die Kälte nichts aus. Ihr warmes Fell schützt die urtümlichen Rinder gegen jeden Schneesturm, doch der Hunger macht ihnen im Winter zu schaffen. Die Wisente dort gehören zu den Letzten ihrer Art. Einst bevölkerten wilde Herden die meisten Regionen Europas. Heute existieren die einzigen frei lebenden Herden Mitteleuropas im Osten von Polen.

Klirrender Frost im Winter in Polen scheint Fischotter und Biber nicht zu stören, sie schwimmen und tauchen unbekümmert im eiskalten Wasser. Beide haben extrem dichtes Fell, das sie perfekt vor der Eiseskälte schützt. Obwohl Otter wie Biber im Wasser leben, sind sie keine Konkurrenten: Biber sind Vegetarier und ernähren sich im Winter von den Blatt- und Rindenvorräten. Fischotter sind das ganze Jahr über aktive Jäger und leben von Fischen und Krebsen.

Sobald der Frühling in Polen Einzug erhält, wird es an der Biebrza laut: Abertausende lärmende Vögel nutzen das riesige Sumpfgebiet, um zu rasten und zu brüten. Weißflügelseeschwalben und Schwarzhalstaucher bauen ihr Nest. Und die Balz der Kampfläufer beginnt: Mit auffälligen Gesten präsentieren sich die Männchen den Weibchen.

In den ländlichen Regionen Polens leben die Menschen noch im Einklang mit der Natur. Dabei erinnert vieles an bei uns längst vergangene Zeiten: Ein Pferd zieht den Pflug, gemäht wird mit der Sense. Morgens werden die Kühe auf die Feuchtwiesen am Fluss getrieben. Wo sie das Gras kurzhalten, herrschen für Uferschnepfen ideale Bedingungen.

Im Norden Polens, in Masuren, leben mehr Störche als irgendwo sonst in Europa. Über 50.000 Brutpaare beziehen jedes Jahr auf Dächern und Kirchtürmen ihre Nester. Überall hört man es klappern, wenn die großen Vögel balzen, sich begrüßen oder ihr Nest verteidigen. Masurens Wälder sind auch die Heimat des scheuen Schwarzstorches, der dort zurückgezogen lebt. Anders als sein vornehmlich weiß gefiederter Verwandter sucht er die Ruhe der Wälder, er ist ein Kulturflüchter. Sogar sein Klappern klingt zurückhaltend, dafür hat der Schwarzstorch weitere leise Rufe und Gesänge im Repertoire.

500 Kilometer lang ist die polnische Ostseeküste. Die Wanderdünen im Slowinski-Nationalpark verwandeln den Strand in eine wahre Wüstenlandschaft. Jahr für Jahr bewegen die Sandmassen sich weiter und überrollen, was ihnen im Weg steht: Wo eine Düne den Wald erreicht, haben Bäume keine Chance mehr, zu wachsen.

ARD/NDR
Dokumentation
Wissenschaft Technik Umwelt: Tiere

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