3satDokumentarfilmzeit im Juni mit "Mein Vater, der Fürst"

Montag, 5. Juni 2023, 22.25 Uhr

"Mein Vater, der Fürst"

Dokumentarfilm (90 Min) · Österreich 2021

Regie: Lila Schwarzenberg und Lukas Sturm

Deutsche Erstausstrahlung

"Man ist nicht da, um glücklich zu sein", sagt der Vater zu seiner Tochter am Ende des Dokumentarfilms "Mein Vater, der Fürst", der die ungewöhnliche Geschichte von Lila Schwarzenberg und ihrem Vater Karl erzählt. Über einen Zeitraum von fünf Jahren treffen sich Tochter und Vater immer wieder zum Gespräch. An den Orten, die beide geprägt haben. In Prag und auf Schloss Orlik im Süden von Böhmen, aber auch in Wien und in Murau in der Steiermark. Die Gespräche erkunden im Laufe der Jahre alle Winkel der gemeinsamen Geschichte. Von einem Vater als Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts, dessen Kindheit von Enteignung und Flucht geprägt ist und der später zu einem der bemerkenswertesten Politiker Europas nach dem Zweiten Weltkrieg wird. Ein Staatmann, Aristokrat und Revolutionär gleichermaßen. Die Geschichte seiner Tochter beginnt als die eines Mädchens, das in einer von Erbprinzen und Männern dominierten Familientradition aufwächst. Eines, das sich gegen Etikette und Adelsprädikate wehrt, später in Drogensucht abgleitet – dann clean wird und sich ein Leben in London aufbaut, um die Schatten der Vergangenheit zurückzulassen. Im Laufe der Dreharbeiten stellt sich Lila Schwarzenberg auch den Fragen ihres Co-Regisseurs Lukas Sturm zu ihrer eigenen Geschichte.  Der Film zeigt, wie Lila immer wieder versucht, die Distanz zum scheinbar übermächtigen Vater zu überwinden. Dabei entsteht ein höchst intimes Porträt von zwei Menschen, die sich vertraut und fremd zugleich sind. Vor dem Hintergrund einer turbulenten und von Schicksalsschlägen gezeichneten Familiengeschichte bemühen sich beide, einen Weg zueinander zu finden. "Mein Vater, der Fürst" erzählt stellvertretend die Geschichte von vielen Töchtern, Söhnen, Vätern und Müttern und dem gegenseitigen, oft zum Scheitern verurteilten Wunsch nach Anerkennung, Wertschätzung und Nähe.

Montag, 12. Juni 2023, 22.25 Uhr

"Das geheime Leben der Bäume"

Dokumentarfilm (97 Min) · Deutschland 2020

Regie: Jörg Adolph und Jan Haft

Förster Peter Wohlleben stürmt 2015 mit seinem Buch "Das geheime Leben der Bäume" die Bestsellerlisten. Auf unterhaltsame Weise erzählt er von Solidarität und Zusammenhalt der Bäume. Damit trifft er einen Nerv beim Publikum. Der gleichnamige Dokumentarfilm gibt einen beeindruckenden Einblick in das komplexe Zusammenleben der Bäume und folgt gleichzeitig Peter Wohlleben dabei, wie er für ein neues Verständnis für den Wald wirbt. In Waldführungen und Lesungen bringt Peter Wohlleben den Menschen Bäume als außergewöhnliche Lebewesen und den Wald als kommunizierendes Netzwerk näher. Peter Wohlleben ist sich sicher, dass die Menschheit nur überleben kann, wenn es dem Wald gut geht. Er reist nach Schweden zum ältesten Baum der Erde, besucht Betriebe in Vancouver, die einen neuen Ansatz in der Forstwirtschaft suchen, und zeigt Präsenz bei den Protesten im Hambacher Forst. Unter der Regie von Jörg Adolph ("Elternschule"), begleitet von Naturaufnahmen von Jan Haft ("Das grüne Wunder") kam der Film zu Wohllebens Sachbuch-Bestseller im Januar 2020 ins Kino.

Montag, 19. Juni 2023, 22.25 Uhr

"Mahatah - Kleine Geschichten von großen Bahnhöfen"

Dokumentarfilm (80 Min) · Schweiz 2022

Regie: Sandra Gysi und Ahmed Abdel Mohsen

Erstausstrahlung

Anfang und Ende, Abschied und Wiedersehen: Für die einen ist er Heimat, für die anderen der Beginn eines Abenteuers. An den Bahnhöfen dieser Welt machen sich Menschen auf die Reise, andere kehren zurück. Oder sie warten. So in Kairo und auch in Zürich. Bahnhöfe sind Inseln, losgelöst zwischen Welten und Zeiten, kosmopolitische Treff- und Knotenpunkte. "Mahatah - Kleine Geschichten von großen Bahnhöfen" taucht ein in dieses Universum, in dem fast unbemerkt Menschen Treppen schrubben, Zugkompositionen erstellen, für Sicherheit sorgen und Tickets verkaufen - oder Kebab. Sie heißen Wala, Marina, Raimundo und voller Engagement halten sie den Ort am Leben, den viele nur en passant wahrnehmen. In Episoden verdichtet sich der Film zu einem kollektiven Rhythmus des Alltags, es eröffnen sich Geschichten zwischen zwei Ländern, deren gemeinsame Poesie eine universell menschliche Kraft entfalten.

Montag, 26. Juni 2023, 22.25 Uhr

"Fiaker - A echts Weana Kind"

Dokumentarfilm (80 Min) · Österreich 2022

Regie: Ulli Gladik

Deutsche Erstausstrahlung

Der Fiaker, einst schnellstes Transportmittel der besseren Gesellschaft, ist heute klischeebesetztes Wiener Kulturgut, beliebte Touristenattraktion und Hassobjekt von Tierschützerinnen und Tierschützern. Die Fiakerinnen und Fiaker sind "Kinder der Straße". Der Rhythmus der Pferde bestimmt ihr Tempo, vom Tourismus sind sie abhängig. "Fiaker" – der Name leitet sich vom ältesten Standplatz in Paris, Rue Saint-Fiacre, ab – wurden im innerstädtischen Verkehr Wiens um 1670 gebräuchlich. In ihrem Film kommt Regisseurin Ulli Gladik einigen Fiakerinnen und Fiakern sehr nahe: der Stallbesitzerin, Soziologin und leidenschaftlichen Fiakerin Martina Michelfeit, dem Edelfiaker Wolfgang Fasching – auch „Der Baron“ genannt –, dem Pferdenarr, Tierschützer und Kutscher Hermann Hofer, dem Branchen-Urgestein Andreas Horvath, der resoluten Fiakerin Susanne Trummer und den Nachwuchsfiakern Kristian Nicolić und Branko Mladen. Sie alle zeichnen ein überraschendes und sehr liebevolles Bild vom klischeeüberladenen und nicht wenig kritisierten Berufsstand.

Fotos zu den Filmen der 3satDokumentarfilmzeit finden Sie hier.