Zwischen Massenkonsum und Massenscham: 3sat zeigt "Das Porno-Paradox"
Ein Film von Janina Rook
Sexfilme werden massenhaft konsumiert und zugleich in der Schmuddelecke versteckt. Ein Paradox? Porno-Regisseurin und -Produzentin Paulita Pappel meint, es sei Zeit für einen schambefreiten Umgang mit Pornos. Seit über zehn Jahren arbeitet die 36-Jährige vor und hinter der Kamera und setzt sich für feministische Pornos und faire Arbeitsbedingungen ein. 3sat zeigt die Dokumentation "Das Porno-Paradox" von Janina Rook am Donnerstag, 14. März 2024, um 22.55 Uhr.
22:55 Uhr
Paulita Pappel ist mit dieser Forderung nicht allein: Auch die Jugendorganisation der SPD plädiert für eine finanzielle Förderung feministischer und sogenannter ethischer Pornos. Denn wenn schon massenweise Pornos konsumiert werden, dann ohne diskriminierende und gewaltverherrlichende Inhalte. In der Praxis gibt es bereits erste Ansätze einer staatlichen Pornoförderung: Esti Krüger und Luna Heine haben rund 25.000 Euro vom sächsischen Wirtschaftsministerium bekommen – für ihre Internetseite "Porn Better", auf der sie für alle über 18 Jahren Pornos empfehlen, die ihren Kriterien von ethischer Pornografie entsprechen. Die Reaktionen reichen von Begeisterung bis zu Hasskommentaren.
Eine Studie des Instituts für Sexualforschung am Universitätsklinik Hamburg von 2018 zeigt: 95 Prozent aller erwachsenen Männer und 79 Prozent aller erwachsenen Frauen haben mindestens schon einmal einen Pornofilm gesehen. Pornografie sei zwar keine Hochkultur, sagt Soziologe Sven Lewandowski, aber: "Pornos gehören, wie die Beatles, zum Mainstream der Populärkultur". Über solche Vergleiche können Kritikerinnen und Kritiker nur den Kopf schütteln: "88 Prozent der Pornofilme von den größten 50 Providern haben mit Gewalt zu tun", meint CDU-Politiker Frank Heinrich. Er hat für die EU einen Bericht über die Auswirkung von Pornokonsum verfasst, in dem er eindrücklich warnt. Menschen, die regelmäßig Pornos schauten, seien gefährdet, auch im echten Leben gewaltsame Sexualität auszuleben. Braucht es also mehr Aufklärung darüber, dass Pornofilme in erster Linie Fiktion sind? Genau da setzt die Kulturwissenschaftlerin und Porno-Aktivistin Madita Oeming an. Sie sieht das Problem nicht bei der Pornografie selbst, sondern bei der fehlenden Kommunikation über Sex, die wichtig sei für das Einverständnis beim Geschlechtsverkehr. Die Feministin sieht gerade für Frauen ein Potenzial im Porno, ihre eigene Lust zu entdecken und zu formulieren.
Auch Pornodarstellerin Texas Patti, die für große Mainstream-Produktionen in Hollywood vor der Kamera steht, fordert einen differenzierteren Umgang mit dem Thema Pornografie. Für die weltweit größte Erotikmesse der Welt - die "VENUS Berlin" - ist der deutsche Pornostar aus Los Angelos nach Berlin gereist. Hält auch Texas Patti die Zeit reif für einen schambefreiten Umgang mit Pornos?
Fotos zur Doku finden Sie hier.