Der hybride Dokumentarfilm hinterfragt spielerisch Stereotypen im Leistungssport und entwirft eine queere Sport-Utopie / Copyright: ZDF/Caroline Spreitzenbarth

Die 3satDokfilmzeit im Juli

Mit der Free-TV-Premiere "Queer gewinnt - Eine Sport-Utopie"

Die Dokumentarfilmzeit im Juli hält eine Free-TV-Premiere bereit: Am Montag, 22. Juli 2024, rollt Julia Fuhr Mann in ihrem hybriden Essayfilm "Queer gewinnt - Eine Sport-Utopie" nicht nur die Geschichte non-binärer Leistungssportler*innen auf, sondern schreibt die Historie des Laufsports humorvoll und verspielt um. 3sat zeigt diesen Dokumentarfilm als Free-TV-Premiere im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2024, die vom 26. Juli bis 11. August in Paris stattfinden.

Darüberhinaus begibt sich Regisseur Robert Schabus in "Alpenland" auf eine Reise durch die Alpen und fängt Bilder und Stimmungen eines schwindenden Lebensraums ein. Zu sehen am Montag, 1. Juli 2024. Am darauffolgenden Montag, 8. Juli 2024, begleitet der Dokumentarfilm "Es war einmal südlich von Schwerin" den Regisseur Stephan Löhr auf eine Entdeckungsreise in die Gemeinde Lübesse. In der Dokumentarfilmzeit am 15. Juli 2024 stellt Nicolas Brown in dem Dokumentarfilm "Blue Carbon - Die Superkraft der Natur" die vielleicht beste Waffe im Kampf gegen den Klimawandel dar. Wie die Entwicklung der Schule Bratsch das Oberwalliser Bergdorf verändert, dokumentiert der Film "Bratsch - Ein Dorf macht Schule", Montag, 29. Juli 2024, von Norbert Wiedmer. 

Beginn jeweils um 22.25 Uhr.

3satDokumentarfilmzeit
Mit einer Free-TV-Premiere, ab
Mo 01. Jul
22:25 Uhr
Free-TV-Premiere

Montag, 1. Juli 2024, 22.25 Uhr

"Alpenland"

Dokumentarfilm von Robert Schabus, Österreich 2021

Zwischen fragilen Almen, aussterbenden Tälern und boomenden Tourismuszentren begibt sich Regisseur Robert Schabus auf eine persönliche Reise durch die Alpen. Robert Schabus fängt Bilder und Stimmungen eines schwindenden Lebensraums ein, der die Widersprüche und Herausforderungen, aber auch die Identität Europas besonders deutlich widerspiegelt. Wie ein Frühwarnsystem lässt die Gebirgskette, die sich über acht Länder Europas erstreckt, feinste ökologische und sozioökonomische Umbrüche augenscheinlich werden. Landschaftspflege oder brutale Zerstörung, Naturschutz oder industrielle Ausbeutung, menschenleere Regionen oder schonungslose Verhüttelung: Die Kontraste des alpinen Raums prägen dessen Bewohnerinnen und Bewohner - von der Kärtner Bergbäuerin über die französische Touristikerin und den italienischen Messermacher bis zum portugiesischen Küchenarbeiter im schweizerischen Zermatt.

 

Montag, 8. Juli 2024, 22.25 Uhr

"Es war einmal südlich von Schwerin"

Dokumentarfilm von Stephan Löhr, Deutschland 2022

Weit weg von urbanen Vorurteilen begibt sich Stephan Löhr auf eine Entdeckungsreise in die Gemeinde Lübesse. Eine filmische Liebeserklärung an das Dorfleben in Mecklenburg-Vorpommern. Über zwei Jahre hat der Dokumentarfilmer Dorfbewohner porträtiert und deren Leben in Episoden erzählt, ohne einer strengen Chronologie zu folgen. Sein Film erzählt in ruhigen Bildern von den Träumen, Hoffnungen und Alltagserlebnissen unterschiedlicher Generationen. 

Rund 800 Einwohnerinnen und Einwohner zählt die Gemeinde Lübesse, etwa 20 Kilometer südlich von Schwerin. Einer von ihnen ist Falko Wiese. Versteckt zwischen zwei Maisfeldern, geht er dort seit Jahrzehnten auf die Jagd. Um ihn herum rauschen die Windräder in der Sommerlandschaft. Mit dem Fernglas hält er Ausschau nach Wildschweinen, die er schießen will. Plötzlich nähert sich ein junger Rehbock. Kurze Stille. "Lassen wir laufen", sagt er und senkt sein Fernglas. Nicht weit von dem Maisfeld wummern tiefe Bässe in die kühle Nacht. Eine Handvoll junger Leute steht draußen am schummrigen Eingang einer ehemaligen Tankstelle. "Anna ist der Diamant hier im Dorf", sagt Nico Hüller. "Die Einzige, die hier so die Stellung hält mit den vielen Jungs", entgegnet Anna Wohlgemuth. Die Gaststätte im Dorf ist vor Jahren abgebrannt, nun ist die alte Tankstelle ein wichtiger Treffpunkt geworden. Drei Fotografinnen und Fotografen der Lübesser Fotogruppe stehen mit ihren analogen Kameras am Straßenrand vor einer Häuserreihe und drücken auf die Auslöser. "Das waren alles typische Bauernhäuser. Die sind total umgebaut und nicht mehr als solche zu erkennen", erklärt Reinhold Kunze den beiden anderen Mitgliedern der Fotogruppe, während sie neue Motive für ihre Gemeindegalerie suchen.

 

Montag, 15. Juli 2024, 22.25 Uhr

"Blue Carbon - Die Superkraft der Natur"

Dokumentarfilm von Nicolas Brown, Deutschland 2023

"Blue Carbon - Die Superkraft der Natur" ist ein Dokumentarfilm, der Musik und Wissenschaft nutzt, um die vielleicht beste Waffe im Kampf gegen den Klimawandel darzustellen. Erzählt wird er aus Sicht der kanadischen Grammy-nominierten DJane und Meerestoxikologin Jayda G (Jayda Guy), ergänzt durch einen Soundtrack von Rapper RZA, Mitglied der Hip-Hop-Gruppe Wu-Tang Clan, und einen Gastauftritt des brasilianischen Superstars Seu Jorge. 

Gedreht in den USA, Senegal, Vietnam, Frankreich, Kolumbien und Brasilien, erzählt der Film von den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass die Meere viel mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden können als die Regenwälder. Dieser sogenannte Blaue Kohlenstoff findet sich in Salzwiesen, Seegras und Mangrovenwäldern. Es ist ein Rennen gegen die Zeit, diese Ökosysteme zu schützen und wieder herzustellen, um Kräfte freizusetzen, die den Klimawandel verlangsamen können. Gewaltige Naturbilder von Manatis in Florida, Walen und riesigen Krokodilen wechseln mit Eindrücken der indigenen Bevölkerung, die ganz vorn im Kampf gegen den Klimawandel stehen. "Blue Carbon" ist ein lang erwarteter Hoffnungsschimmer in einer geplagten Welt.

 

Montag, 22. Juli 2024, 22.25 Uhr

"Queer gewinnt - Eine Sport-Utopie"

Dokumentarfilm von Julia Fuhr Mann, Deutschland 2023

Free-TV-Premiere

Ein Kollektiv queerer Athlet*innen entert die Olympiastadien von Athen und Berlin und ehrt dort jene, für die das Siegerpodest nie vorgesehen war. Gemeinsam erschaffen sie eine radikale Utopie jenseits starrer Geschlechternormen im Leistungssport. Denn: "Das Wichtigste an den Olympischen Spielen ist nicht das Siegen, sondern das Dabeisein" (Pierre de Coubertin). So sollte Leistungssport ja auch Grenzen überwinden – nur wohl nicht die zwischen den Geschlechtern. Erst wurden Frauen gar nicht zu den Olympischen Spielen zugelassen, dann wurden sie belächelt, und auch heute noch werden sie auf versteckte Weise diskriminiert. Noch heikler ist die Situation für homosexuelle Menschen und solche, die nicht in das binäre Schema von männlich/weiblich passen.

Mit diesem Status quo möchte sich die Filmemacherin Julia Fuhr Mann nicht abfinden. Sie rollt in ihrem hybriden Essayfilm nicht nur die Geschichte non-binärer Leistungssportler*innen auf, sondern schreibt die Historie des Laufsports humorvoll und verspielt um. Dabei trifft sie unter anderen auch auf Amanda Reiter, eine Transfrau und Marathonläuferin, der man den Sieg bei den bayerischen Meisterschaften durch einen Trick aberkennen wollte. Und auf Annet Negesa, eine 800-Meter-Läuferin aus Uganda, die von den internationalen Sportverbänden zu einer hormonverändernden Operation gedrängt wurde - mit weitreichenden körperlichen und mentalen Folgen.

"Kino-Zeit" schreibt in ihrer Filmkritik zum Kinostart des Films: "Es werden noch weitere genderpolitische Themen angesprochen in diesem komplexen und zugleich eingängigen Filmdebüt, das vor allem durch seine kraftvolle und experimentierfreudige Bildsprache besticht. Immer neue visuelle Mittel werden aufgeboten, mit dem Ziel, keine Opfergeschichte zu erzählen, sondern queere Sportler als Akteure zu feiern, die ihr Schicksal in die Hand nehmen. Sie schreiben nicht nur die Vergangenheit um, sondern imaginieren eine Zukunft, in der alle Identitäten und alle Arten von Körperlichkeit sich das Recht auf ihr jeweiliges So-Sein nehmen. Im Fokus steht dabei eine Welt, die nicht auf Ausgrenzung und Konkurrenz beruht, sondern auf einer kollektiven Freude am gemeinsamen Sporttreiben."

Seine internationale Premiere feierte "Queer gewinnt - Eine Sport-Utopie" unter seinem Originaltitel "Life Is Not a Competition, But I'm Winning" bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2023. Bei den "First Steps Awards" wurde die Kamerafrau Caroline Spreitzenbarth mit dem Michael Ballhaus-Preis für die beste Bildgestaltung ausgezeichnet.

Julia Fuhr Mann, geboren 1987, lebt in München. Sie ist Filmemacherin, Kuratorin und queer-feministische Aktivistin. Nach einem Studium der Philosophie, Literatur und Soziologie studierte sie Filmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Sie ist in der Videoredaktion der "Süddeutschen Zeitung" tätig. Ihr Kurzfilm "Riot not Diet" (2018) wurde auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt. Mit "Life Is Not a Competition, But I'm Winning" hat sie ihr Regie-Studium an der HFF München abgeschlossen.

3sat zeigt den Dokumentarfilm "Queer gewinnt - Eine Sport-Utopie" als Free-TV-Premiere im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2024, die vom 26. Juli bis 11. August in Paris stattfinden.

 

Montag, 29. Juli 2024, 22.25 Uhr

"Bratsch - Ein Dorf macht Schule"

Dokumentarfilm von Norbert Wiedmer, Schweiz 2023

Das Schulhaus steht leer, der Dorfladen ist verwaist. Immer mehr Bewohnerinnen und Bewohner des Oberwalliser Bergdorfs Bratsch sind ins Tal gezogen. 2015 leben nur noch rund 100 Menschen im Ort. Da beschließen diese: Jetzt muss sich etwas ändern – das Dorf soll wiederbelebt werden. Der Schule kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Der Film dokumentiert die Entwicklung der Schule Bratsch seit deren Eröffnung und die Veränderungen im Dorf. 

Der junge, visionäre Pädagoge Damian Gsponer erhält von der Erziehungsdirektion des Kantons Wallis die Bewilligung zur Eröffnung einer allen Kindern offen stehenden Privatschule in Bratsch. Mit seinem neuen Konzept stellt er das gängige Schulmodell auf den Kopf – und er gewinnt das Interesse der Öffentlichkeit und die Herzen der Schülerinnen und Schüler. Nicht die Wissensvermittlung nach vorgegebenem Lehrplan steht im Zentrum, sondern die Förderung der Kinder mit ihren ureigenen Anlagen, Talenten und Bedürfnissen. Lernen findet überall dort statt, wo sich in Bratsch Möglichkeiten anbieten oder geschaffen werden können.

Der renommierte, mehrfach ausgezeichnete Schweizer Regisseur Norbert Wiedmer dokumentiert in seiner filmischen Langzeitbeobachtung die Entwicklung der Schule Bratsch seit deren Eröffnung und die Veränderungen im Bergdorf bis in die Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen die verantwortlichen Lehrkräfte Damian Gsponer und Natascha Würsten zusammen mit einer Auswahl von fünf Schülerinnen und Schülern. Der Film vermittelt essenzielle neue Einsichten und besticht darüber hinaus mit erfrischendem Humor und viel Feingefühl.

 

Fotos zu den Filmen der 3satDokumentarfilmzeit finden Sie hier. 

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Mainz, 05. Juni 2024
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