"Ich blicke optimistisch in die Zukunft!" – Interview mit Natalie Müller-Elmau, 3sat-Senderchefin
Frau Müller-Elmau, in den letzten Wochen wurde viel über 3sat diskutiert. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Ich persönlich habe diese Diskussion, die übrigens auch in Österreich und der Schweiz geführt wurde, als eine Rückenstärkung empfunden. Sie hat uns gezeigt, dass wir mit unserem Programmverständnis, in der heutigen Zeit richtig liegen. Und natürlich hat es uns gefreut, dass so viele Menschen 3sat und unsere Arbeit schätzen.
"3sat macht den Kopf an" ist der aktuelle Claim des Senders – wie spiegelt sich das im Programm wider?
Wir sehen 3sat als Marke für Menschen mit besonderem Anspruch sowohl was Ästhetik und Gestaltung, als auch was inhaltliche Tiefe betrifft. Schon bei der Gründung von 3sat vor 40 Jahren wurde in den Programmrichtlinien formuliert: 3sat solle sich den Themen widmen, die in den "mehrheitsfähigen" Hauptprogrammen zu kurz kommen, es solle eine "Alternative für Anspruchsvollere" sein. Wir wollen mit unserem Programm den Kopf und das Herz unserer Zuschauerinnen und Zuschauer erreichen. Und die Welle der Sympathie zeigt uns, dass wir das an vielen Stellen schaffen.
Ein Kultur- und Wissenschaftssender für den deutschsprachigen Raum – was bedeutet dieser Auftrag für Sie und ihr Team heute?
3sat steht heute für einen breiten Kulturbegriff, der Kultur, Wissenschaft, Dokumentarfilme, Kabarett und Comedy umfasst. Bei uns steht Hochkultur gleichberechtigt neben Popkultur, steht Wagner neben Wacken. Wir sind fest davon überzeugt, Kunst und Kultur dürfen sich nicht reduzieren lassen auf die schönen Künste und eine Form von Kultiviertheit. Sie müssen mitreden und sich in gesellschaftliche Debatten einmischen. Und das gilt im Übrigen genauso für die Wissenschaft. Die Lust am Denken verbindet uns Macher mit unserem Publikum. Wir sind bei 3sat alle Überzeugungstäter.
Was ist aus Ihrer Sicht heute typisch 3sat?
Nun, da sind als erstes "nano" und "Kulturzeit" zu nennen. Sie sind nicht nur einzigartig, als die einzigen Fernsehmagazine im deutschsprachigen Markt, die sich täglich mit Wissenschafts- und Kulturthemen beschäftigen. Sie sind auch einzigartig, da sie den 3sat-Grundgedanken – die grenzüberschreitende Zusammenarbeit – leben. Ein Redaktionsteam aus Kolleginnen und Kollegen von ZDF, ORF, SRF und ARD produziert täglich, hier in Mainz beim ZDF, zusammen die Sendungen.
Typisch 3sat ist auch unser Wissenschaftsabend "WissenHoch2" bestehend aus Wissenschaftsdoku und der Gesprächssendung "scobel". Ein Programmangebot, das durch seine vertiefende und differenzierte Betrachtung Orientierung bietet. Gert Scobel steht dafür idealtypisch mit seinem interdisziplinären Blick. Übrigens unser philosophischer 3sat-Youtube-Kanal "scobel" ist auch eine schöne Erfolgsstory und ergänzt unser lineares Angebot.
Wir sind auch stolz auf unsere "schlaue Comedy", wie wir sie intern gerne nennen. Sarah Bosetti hat mit "Bosetti Late Night" in diesem Jahr nicht nur den "Grimme-Preis", sondern auch den "Deutschen Fernsehpreis" gewonnen. Und mit "Till Reiners' Happy Hour" und dem traditionsreichen "3satFestival" haben wir weitere erfolgreiche Comedy-Formate, die satirisch auf das Tagesgeschehen und gesellschaftliche Entwicklungen blicken. "Pop Around the Clock" ist ein Zuschauermagnet bei 3sat, nicht nur an Silvester. Eine Marke, die wir perspektivisch weiter ausbauen.
Und nicht zu vergessen der Autorendokumentarfilm, den wir in besonderem Maße pflegen. Nicht nur mit einem festen, wöchentlichen Sendeplatz. Uns liegt auch die Nachwuchsförderung in diesem Genre besonders am Herzen. Hier sind wir durch Kooperationen mit Hochschulen und Dokumentarfilmfestivals sehr aktiv. Unser Kulturdokus beschäftigen sich mit relevanten Themen aus Kultur und Gesellschaft und bieten ungewöhnliche Perspektiven an.
4 Sender aus 3 Ländern machen zusammen 3sat – wie kann man sich das vorstellen?
Der Partnergedanke lebt ja nicht nur auf Redaktionsebene in der "Kulturzeit" und bei "nano". Auch auf Senderebene ringen wir täglich gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen in Österreich und der Schweiz sowie in München, wo die ARD-Koordination 3sat ihren Sitz hat, um die Inhalte, die beste Strategie, Planung und Distribution für unsere gemeinsame Marke 3sat. Diese Diskussionen sind ungemein bereichernd, horizonterweiternd und im kollegialen, grenzüberschreitenden Miteinander eine große Freude.
Und wie sieht die Zukunft von 3sat aus Ihrer Sicht aus?
Ich blicke optimistisch in die Zukunft. Die Inhalte von 3sat werden auch in den kommenden Jahren im öffentlich-rechtlichen Kosmos eine große Bedeutung haben. Arbeitslos werden wir sicher nicht.
Die downloadbaren Trailer (nach Login) finden Sie hier.
Weitere Streams zu "40 Jahre 3sat" finden Sie in der Mediathek des 3sat-Pressetreffs.
Fotos finden Sie hier.
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Jessica Zobelzobel.jwhatever@zdf.de
Mainz, 08. November 2024