Interview mit Restaurator Bertram Lorenz aus der Reihe "Das Geheimnis der Meister"
Was hat Sie daran gereizt, an dem Format teilzunehmen?
Ich brenne für die Kunst. Als Restaurator und Vergoldermeister habe ich einen besonders nahen Zugang zu den praktischen Aspekten von Kunstwerken und ihrer Entstehung und möchte das gerne weitergeben. "Das Geheimnis der Meister" verbindet wunderbar zwei zentrale Aspekte von Kunst: das Immaterielle/Kunsthistorische und das Materielle/Kunsttechnologische. Gerade in den heutigen, immer virtueller werdenden Zeiten bietet die Serie eine sehr gute Möglichkeit, auch die Neugier an der physischen Entstehung von Kunst zu wecken, an den Besonderheiten und der Haptik von Materialien, den handwerklichen Herausforderungen sowie an der Restaurierung und Konservierung.
Welcher Künstler/welche Künstlerin hat Sie vor die größten Herausforderungen gestellt?
Max Liebermann. Er ist in sich so widersprüchlich und für mich als Person so schwer zu greifen: ein unsicherer Malerpapst, ein reicher Armenmaler, ein Impressionist im Atelier, ein großstädtischer Naturmaler, ein Schmutzmaler und gesuchter kaiserzeitlicher Porträtist, eine Berliner Schnauze, die es in die Niederlande zieht.
Was waren die größten Überraschungsmomente?
Das waren bei Caspar David Friedrichs "Kreidefelsen" in Winterthur das Entdecken der wunderbar ausführlichen Unterzeichnung und das Entdecken der modernen Pigmente.
Bei Liebermanns "Rasenbleiche" war es die verschwundene Wäscherin mit den abgeschnittenen Füßen.
Gab es auch Momente der Enttäuschung?
Wir hätten mehr Zeit benötigt, um den Kunstwerken noch näher kommen zu können.
Gab es Geheimnisse, die das Team nicht lüften konnte?
Klar, viele! Tolle Kunst ist nie auserzählt und hat immer noch weitere Geheimnisse, die man gerne lüften möchte, sonst wäre es ja langweilig! Hier eine kleine Auswahl:
• Wo ist der originale Bilderrahmen von der "Rasenbleiche" und wie sah er aus? Hat Liebermann ihn auch passend zum Bild angemalt?
• Warum wurde "Der Goldfisch" angegriffen, und was für Farben hat Klee wirklich benutzt?
• Wie lange brauchte Angelika Kauffmann wirklich für ihre Porträts der "Teresa Bandettini"? Worüber haben die zwei sich während der Modellsitzungen unterhalten?
• Wer sind die Personen am "Kreidefelsen"? Wie lange hat Friedrich daran gearbeitet und wie genau hat er seine Gemälde komponiert? War er beim Malen glücklich?
• Was waren Paula Modersohn-Beckers Gedankengänge beim Malen, speziell zu ihren grandiosen Vereinfachungen von Formen?
Welches der fünf Werke würden Sie gerne bei sich zu Hause aufhängen und warum?
Irgendetwas mit Wasser. Die "Kreidefelsen" oder noch besser den Goldfisch.
Hauptabteilung Kommunikation
Dr. Britta Schröder, Dr. Katharina Rudolphschroeder.bwhatever@zdf.de; rudolph.kwhatever@zdf.de
Mainz, 31. Mai 2024