Marcel Mohab (Markus), Vicky Krieps (Stella) © ZDF und ORF/Novotny Film/Juhani Zebra

3sat zeigt österreichische Komödie "Was hat uns bloß so runiert"

Regie: Marie Kreutzer

Kann man Kinder haben, ohne spießig zu werden? Das fragen sich jedenfalls die Protagonistinnen und Protagonisten von "Was hat uns bloß so ruiniert" (Spielfilm, Österreich 2016). Und ihre Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet selbstverständlich: Aber ja doch! In der Geschichte von drei mitteljungen Paaren, die Regisseurin Marie Kreutzer erzählt, kommt es dann allerdings ganz anders. 3sat zeigt die Komödie der österreichischen Filmemacherin, deren Historiendrama "Corsage" u.a. mit dem Europäischen Filmpreis 2022 ausgezeichnet wurde, am Sonntag, 14. Mai 2023, um 22.05 Uhr in deutscher Erstausstrahlung.

Film
So 14. Mai
22:05 Uhr

Stella und Markus, Mignon und Luis, Ines und Chris geht es ziemlich gut. Sie sind allesamt Großstadtmenschen, für die der Begriff "Bobo" einst erfunden wurde. Ihr Lebensstil ist zugleich "bourgeois" und "bohémien". Den Soundtrack dazu bildet der Song "Was hat dich bloß so ruiniert" der Hamburger Indie-Band Die Sterne. Derweil fachsimpeln sie lässig und beglückt über Nebensächlichkeiten – und dann bricht das wahre Leben über sie herein. Stella (Vicky Krieps) verkündet nämlich, dass sie und Markus (Marcel Mohab) ein Kind erwarten. Natürlich muss das ausgiebig diskutiert werden und bald darauf steht fest: Mignon (Pheline Roggan) und Luis (Andreas Kiendl) sowie Ines (Pia Hierzegger) und Chris (Manuel Rubey) ziehen nach. Auch sie werden Eltern.

Alle drei Paare erleben das Alltäglichste der Welt, halten das aber dann für eine individuelle Grenzerfahrung. Vom Geburtsvorbereitungskurs über den Erwerb der korrekten Babyausstattung bis zur Anmeldung in der Kinderkrippe werden sie Schritt für Schritt mit dem ganz normalen Wahnsinn des Elternwerdens und Elternseins konfrontiert. Dazu gehört auch, dass sie so ganz nebenbei jede Menge existenzieller Fragen beantworten müssen: Darf man eine Geburt durch eine PDA weniger schmerzhaft gestalten, wenn doch sonst alles bio ist? Lebt es sich windelfrei besser? Wie viel ist man bereit für Fair-Trade-Kinderkleidung auszugeben, die sich vielleicht drei Wochen lang gut auf Fotos macht, ehe die nächste Größe ansteht? Und: Muss man nun wirklich in der Kinderkrippe mit dem schönen Namen "Kindergrupp Kartoffelsupp" darüber diskutieren, ob Rosinen als Beimischung zum Müsli der Gesundheit des geliebten Nachwuchses zu- oder abträglich sind?

Auf der Suche nach Antworten werden Selbstbewusstsein, Beziehungen, und Freundschaften jedenfalls auf zahlreiche harte Proben gestellt. Dabei reflektieren die sechs Erwachsenen immer wieder vor Stellas laufender Kamera, was die Elternschaft so mit ihnen macht. Der Filmakademie-Abschluss der frischgebackenen Mama soll schließlich nicht umsonst gewesen sein. Und was das Thema Spießertum angeht – da gehen die Meinungen gehörig auseinander. Fest steht nur, dass alle sechs zu Beginn cool, selbstbewusst, erfolgreich und obendrein engagiert waren. Jetzt sind sie vor allem eins: Eltern.

"'Was hat uns bloß so ruiniert' ist ein persönlicher Film", betont Marie Kreutzer, die bei dieser Komödie nicht nur Regie geführt, sondern auch das Drehbuch verfasst hat. "Ich kenne das, wovon ich hier erzähle, und die Reflexion und der Humor sind meine Möglichkeiten, damit umzugehen, wohin mein Leben sich entwickelt hat, seit ich erwachsen und Mutter in Wien bin." Sie sei ein bisschen Stella, die über sich und ihr Leben erzählen will und gleichzeitig fürchtet, dass diese Luxusprobleme niemanden interessieren.

Oberflächlich betrachtet sind die Voraussetzungen, ein glücklichen Leben zu führen, für alle Beteiligten optimal. Doch das Leben ist eben mehr als eine hippe Oberfläche. Und wenn die eigenen Ansprüche dann auch noch so hochgeschraubt sind wie bei Stella, Markus, Mignon, Luis, Ines und Chris, dann wird ihre Erfüllung nahezu unmöglich und der Versuch, dieses erwartbare Scheitern trotz allem zu verhindern, führt zu absurden und höchst komischen Situationen. Dann ist Elternwerden "nur ein weiterer Schritt auf dem Weg der dauernden Optimierung des eigenen Lebenskonzepts, der totalen Egomanie", stellt Marie Kreutzer fest. Die Antwort auf die titelgebende Frage liegt insofern auf der Hand. Die Protagonisten sollten sich einfach mal selber sehen. Dass ihnen das nicht gelingt, dass sie alles richtig machen wollen und gerade dadurch auf ganzer Linie scheitern, macht "Was hat uns bloß so ruiniert" zu einer Komödie, deren Komik immer wieder von leichter Melancholie durchzogen ist.

Fotos zum Film finden Sie hier.

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Claudia Hustedt
hustedt.cwhatever@zdf.de
Mainz, 29. März 2023