Yoga - Lifestyle mit Nebenwirkungen
Eine Dokumentation von Franziska Mayr-Keber
Alle machen Yoga! Das soll nicht nur Körper und Geist stärken, die indische Bewegungslehre ist Lifestyle und Milliardengeschäft – mit positiven, wie mit unerwünschten Effekten. Das beleuchtet die Dokumentation "Yoga - Lifestyle mit Nebenwirkungen" am Mittwoch, 3. Juli 2024, um 20.15 Uhr.
20:15 Uhr
Ob sportlich oder sanft, mit spirituellem Anspruch oder ohne, auf Bergen, mit Ziegen oder in der Disco: Die Vielfalt der Yoga-Angebote explodiert. Unzählige Studien belegen positive Effekte. Doch wie gesund ist die Praxis wirklich? Was genau ist Yoga und wer profitiert davon? Und warum kommt es in der Szene auch zu Missbrauch? Die Dokumentation „Yoga – Lifestyle mit Nebenwirkungen“ von Franziska Mayr-Keber stellt unterschiedliche Perspektiven auf den Yogatrend vor – und nimmt ihn kritisch in den Blick.
Yoga, das sind "Asanas", also spezielle Körperhaltungen, Atemtechniken und Meditation. Um die Entstehungsgeschichte ranken sich viele Mythen. Erstmals erwähnt wurde Yoga in indischen Schriften vor 3.500 Jahren. Galten die Yogapraktiken zunächst vor allem der geistigen Versenkung und Reinigung, entwickelte sich zur Zeit des Kolonialismus, als westliche Gymnastik auf die spirituelle Praxis traf, eine stark körperbetonte Ausrichtung. Mitte des 20. Jahrhunderts verbreiteten Gurus aus Indien Yoga im Westen; in den USA und Europa entstanden einflussreiche Zentren.
Das "Sivananda Zentrum" ist eine solche Gemeinschaft der ersten Stunde. Dort wird Yoga spirituell gelebt. Mantra-Singen für den Weltfrieden etwa ist Teil des gemeinsamen Übens. Die Lehrenden tragen spirituelle Namen. Jonas Müller zum Beispiel heißt Swami Sivadasananda. Seit 1980 ist er bei Sivananda und heute Vorstandsmitglied in der globalen Organisation.
Ganz anders sieht die Welt von Marcel Clementi aus, einem jungen Yoga-Influencer aus Österreich. Er empfindet Yoga als gute Basis für ein achtsames Leben. Clementi organisiert Festivals, betreibt den Podcast "Good Vibes" und bietet eine Yogalehrer-Ausbildung an. Sein besonderer Fokus: Yoga auch für Männer.
Die Britin Nadia Gilani steht dem Yoga-Boom kritisch gegenüber. Wenn junge, elastische Frauen vor beeindruckenden Landschaften spektakuläre Posen einnehmen, sei das einschüchternd und ausgrenzend. Gilani hat pakistanische Wurzeln, macht seit über 20 Jahren Yoga und plädiert für eine "Yoga-Revolution". Die Praxis gleiche einem Leistungssport für Menschen ohne Geldsorgen. Es müsse mehr Wertschätzung gegenüber den kulturellen Wurzeln geben und Yoga müsse für alle offen sein, unabhängig vom finanziellen und sozialen Hintergrund.
Zu Wort kommt auch der Religionswissenschaftler Jens Augspurger, der sich der Aufklärung von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Yogaszene widmet.
Von der Stärkung der Gelenke über die Linderung chronischer Schmerzen bis hin zur begleitenden Krebstherapie oder der Stabilisierung des seelischen Befindens: Zahlreiche Studien belegen die positiven gesundheitlichen Effekte von Yoga. Damit beschäftigt sich auch Deutschlands "Yoga-Professor" Holger Cramer. Er ist tätig am "Bosch Health Campus" in Stuttgart und an der Universität Tübingen. Dr. Judith Schäfer, Ärztin und Yogatherapeutin, weist darauf hin, dass nicht jede Yogaübung für jeden geeignet ist. Dennoch ist sie überzeugt, dass Yoga, richtig angewendet, eine Bereicherung darstellt.
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Den downloadbaren Trailer (nach Login) finden Sie hier.
Die Dokumentation steht sieben Tage vor Ausstrahlung und sechs Monate danach in der 3satMediathek zur Verfügung.