Anna Bugenberg im Restaurierungszentrum in Düsseldorf, wo das Abbild "Teresa Bandettini" von Angelika Kauffmann mit Infrarotlicht bestrahlt wird © ZDF und Vanessa Auktor

Interview mit Restauratorin Anna Bungenberg aus der Reihe "Das Geheimnis der Meister"

Was hat Sie daran gereizt, an dem Format teilzunehmen?

Das waren mehrere Dinge: zum einen die Möglichkeit, mit einem interdisziplinären Team auf verschiedenen Ebenen ein Kunstwerk zu erforschen – und das nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch in Form der Kopie. Das ist ein einmaliger Weg, ein Kunstwerk zu verstehen! Zum anderen halte ich es für sehr wichtig, mehr Verständnis für die Meisterwerke in unseren Museen zu schaffen. Warum ist ein Meisterwerk ein Meisterwerk? Warum hängen gerade diese Gemälde in unseren Museen? Welchen Weg ist der Künstler/die Künstlerin gegangen, um seinen/ihren unverwechselbaren Stil zu finden? Was genau macht diesen Stil so besonders? All das sind Fragen, deren Antworten Geschichten erzählen und uns so die Gemälde näherbringen. 

Kunst
Interview

Welcher Künstler/welche Künstlerin hat Sie vor die größten Herausforderungen gestellt?

Tatsächlich war das Paul Klee. Über seine Maltechnik ist sehr wenig bekannt. Klee hat zwar selbst als Professor gelehrt, aber nur sehr theoretisch über seine Kunst geschrieben. Kunsttechnologische Forschung an seinem Werk gibt es fast nicht. Tim war beim "Goldfisch" ziemlich auf sich allein gestellt, musste viel ausprobieren und experimentieren. Aber er hat es fantastisch gemacht!

 

Was waren die größten Überraschungsmomente?

Ich habe nicht gedacht, dass Tim die "Kreidefelsen" so gut hinbekommt. Das liegt nicht daran, dass ich an seinem Können gezweifelt habe, ganz im Gegenteil, sondern vielmehr war die Erstellung einer Kopie in der Kürze der Zeit so gut wie unmöglich. Der sogenannte Baumschlag, die Feinheit und der Detailreichtum der Farbaufträge, Friedrich hat mit Sicherheit mehrere Monate an seinem Gemälde gemalt – Tim hatte ein paar Wochen. Das Ergebnis ist sehr beeindruckend und war für mich die größte Überraschung! 

 

Gab es auch Momente der Enttäuschung?

Leider habe ich die Alterung bzw. das Craquelé bei der Kauffmann-Kopie nicht so gut hinbekommen, wie ich es mir gewünscht hätte. Ein natürliches Craquelé entwickelt sich im Verlauf von Jahrhunderten durch die Bewegungen des Bildträgers. Es künstlich herzustellen, ist natürlich ein schwieriges Unterfangen. Letztendlich haben wir es durch das Brechen der Bildschicht provoziert. Dieses Geräusch war Folter für meine Ohren und führte leider nicht zu einem mich zufriedenstellenden Ergebnis.

 

Welches der fünf Werke würden Sie gerne bei sich zu Hause aufhängen und warum?

Alle Werke haben ihren Charme, aber wenn ich mich für eines entscheiden müsste, wäre es der Goldfisch! Ich bin großer Fan vom Ultramarin und Klees Kombination von altmeisterlichen Techniken und lasierenden Farbaufträgen. Das Gemälde strahlt von innen heraus und das gefällt mir sehr!