Zahmer Wildbach – 100 Jahre Alpenrhein-Durchstich

Film von Bettina Prendergast
Mi 19. Jul
09:10 Uhr
Erstausstrahlung
Fast schnurgerade fließt der Alpenrhein in den Bodensee, das war nicht immer so. Hunderte Jahre schlängelte er sich an Liechtenstein vorbei durch das St. Galler und Vorarlberger Rheintal.

Der Film beleuchtet, wie der Alpenrhein das Leben der Menschen in den vergangenen 100 Jahren dominiert und verändert hat und blickt auch in die Zukunft. Der Alpenrhein soll angesichts der Klimakrise noch sicherer und aus seinem starren Flussbett befreit werden.

Arbeiter haben jahrzehntelang geschuftet, damit der Alpenrhein im St. Galler und Vorarlberger Rheintal so aussieht, wie wir ihn heute kennen. Im 19. Jahrhundert maß der Alpenrhein an seiner breitesten Stelle mehr als einen halben Kilometer. Es gab kaum Dämme, der Rhein suchte sich selbst seinen Weg - oft mit zerstörerischer Kraft. Lustenau traf es mehrmals besonders schlimm, beim großen Hochwasser von 1888 standen die Häuser bis zu zwei Meter tief unter Wasser, Jauchekästen wurden von den Fluten mitgerissen. Eine dicke Lehmschicht überzog die malträtierte Gemeinde. Das faule Wasser machte die Menschen krank.

Es dauerte Jahrzehnte, bis sich die Habsburger Monarchie und die Schweiz endlich darauf einigen konnten, den Alpenrhein zu begradigen. Franz Josef I. unterzeichnete 1892 den ersten Staatsvertrag mit den Eidgenossen, zwei weitere folgten. Eine der größten Baustellen in Mitteleuropa entstand.

Es galten strenge Regeln für die Arbeiter. Sie mussten zu Beginn der Rheinregulierung selbst einen Arzt bezahlen, der sie untersuchte und für gesund befand, damit sie arbeiten durften. Zwölf-Stunden-Tage waren die Regel, Verpflegung und Lohn waren karg. Die Rheinregulierungskommission gründete eine eigene Krankenkasse um die Jahrhundertwende, dort sind offiziell nur 74 Arbeitsunfälle gemeldet. Der Diepoldsauer Durchstich 1923 vollendete das neue Flussbett.

Der Alpenrhein mag als natürliche Grenze die Schweiz und Österreich trennen, er verbindet die beiden Länder aber auch, wenn es darum geht, gute Geschäfte zu machen. Der Fluss hat so manchen findigen Rheintaler durch die Weltwirtschaftskrise gebracht, denn Schmuggeln war ein wichtiges Zusatzeinkommen für die Familien.

Am Alpenrhein haben sich aber auch Dramen abgespielt. Noch heute erinnern Stellen an den Ufern daran, dass Juden im Zweiten Weltkrieg verzweifelt versucht haben, in die Schweiz zu gelangen.

ORF/3sat
Dokumentation
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