100 Jahre Welttheater Einsiedeln

Film von Nicole Salathé und Richard Herold
So 07. Jul
11:20 Uhr
Erstausstrahlung
100 Jahre nach der Premiere von Calderóns "Das große Welttheater" auf dem Klosterplatz von Einsiedeln wirft Lukas Bärfuss mit der zeitgenössischen Neufassung existenzielle Fragen auf.

Wofür lohnt es sich zu leben? Wofür zu sterben? Welche Rolle spiele ich im Leben? Rund 500 Laien sind bei dem Spiel - vor und hinter den Kulissen – mit dabei, vom Enkel bis zur Großmutter. Ein Spiel, das Generationen verbindet und den Zusammenhalt im Dorf stärkt.

Das Klosterdorf Einsiedeln zeichnet eine barocke Theatertradition aus. Auf dem Klosterplatz wurde aber erstmals 1924 Theater gespielt, obwohl dieser einst sogar nach speziellen akustischen Gesichtspunkten gestaltet wurde. Die Wahl des Stücks fiel auf "Das große Welttheater" des spanischen Dramatikers Pedro Calderón de la Barca in der Übersetzung von Joseph von Eichendorff.

Die Aufführung: weniger Kunstgenuss als vielmehr seelische Erhebung. Am Stückende gab es keinen Applaus, das Spielvolk stimmte zusammen mit dem Publikum "Großer Gott, wir loben Dich" an. In den 1960er-Jahren sorgte das Mysterienspiel aber je länger je mehr für Unmut. Kritisiert wurde die nicht mehr zeitgemäße, gottgewollte hierarchische Ordnung. Eine rigorose Neuausrichtung wagte die Welttheater-Gesellschaft aber erst 2000 mit Autor Thomas Hürlimann und Regisseur Volker Hesse, auch wenn Calderóns Grundgedanken integraler Bestandteil blieben.

Nun hat sich Lukas Bärfuss den Stoff vorgeknöpft. Das Kloster gab den Segen zu seinem Stück, das selbst vor Kindsmissbrauch in der Kirche nicht Halt macht. Über ein halbes Jahr lang wurde geprobt. Das "Spielvolk" war mit Feuereifer dabei. Freizeit, Ferien wurden dem Spiel geopfert. Gemeinsam haben Einsiedlerinnen und Einsiedler Großes geschaffen. Gemeinsam wagen sie einen schonungslosen Blick auf das menschliche Leben. Von der Jugend bis zum Tod.

Der Film rollt die 100-jährige Geschichte auf, gräbt im Archiv, birgt Anekdoten, erinnert sich mit Menschen, die seit Jahren zum "Spielvolk" gehören an Skurriles und Unvergessliches und begleitet Alte und Junge, vom Schicksal heimgesuchte und Lebenshungrige bis zum großen Auftritt.

SRF/3sat
Dokumentation
Gesellschaft: Alltagskultur

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