Hitlers Macht (1/3)

Der Aufsteiger

Film von Stefan Gierer und Rudolf Peter
Di 27. Aug
22:25 Uhr
(Erstsendung: 17.01.2023)
"Der Aufsteiger" heißt die erste Folge der dreiteiligen ZDF-Dokumentation "Hitlers Macht", die das ZDF 90 Jahre nach Hitlers Regierungsübernahme am 30. Januar 1933 zeigt.

Wie konnte aus einem "Niemand" in wenigen Jahren ein Machtmensch werden, der eine Demokratie zu Fall bringt? Wo liegen die Momente, die Hitler zu Geltung und Einfluss verhalfen? Wer waren seine Unterstützer? Welche Stimmungen in der Bevölkerung kamen ihm entgegen?

Die NS-Propaganda stilisierte ihn zum Erfüller einer "deutschen Mission". Hitler selbst verstieg sich in dem Wahn von der eigenen "Vorsehung". Tatsächlich war er nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ein bedeutungsloser Niemand. Der Gefreite des Krieges entschied sich nicht aus eigenem Antrieb für die Politik, vielmehr wirkte er wie ein vagabundierender Opportunist, ein Suchender, der nach der deutschen Niederlage zwischen linken und rechten Extremen lavierte. Es war die Reichswehr, die Hitler 1919 in München zum Propagandisten ausbildete, die Militärs unterstützten gezielt rechtsextreme Gruppierungen.

Hitlers Talent als fanatischer Redner machte ihn zwei Jahre später zur Führungsfigur in der NSDAP. Die deutsche Misere gehe allein auf innere und äußere Feinde zurück, hämmerte er seinem Publikum ein, fand dabei dankbare Gläubige. Der Antisemitismus, den er schon in Wien erlebt hatte, rückte vom Rand ins Zentrum seines Weltbildes. Damit einher ging die Behauptung von einem ewigen Kampf der Völker um Lebensraum, in dem sich die "höherwertige Rasse" durchsetzen würde.

Im November 1923 griff Hitler zum ersten Mal nach der Macht – und scheiterte. Der sogenannte Marsch auf die Feldherrnhalle, der zum Sturz der Berliner Regierung führen sollte, endete im Kugelhagel der Münchner Polizei. Hitler wurde verhaftet. Die Richter hatten es in der Hand, seine Karriere zu beenden und einen weiteren Aufstieg zu verhindern. Doch die Justiz zeigte sich erstaunlich nachsichtig. Hitler konnte den Gerichtssaal als Propagandabühne nutzen und nach vorzeitiger Entlassung einen neuen politischen Anlauf wagen – unterstützt von nationalkonservativen Kultur- und Wirtschaftskreisen, die ihn regelrecht aufbauten.

Als Ende der Zwanzigerjahre heftige Krisen Deutschlands Wirtschaft und Politik erschütterten, sah Hitler seine Stunde gekommen. Mit gezieltem Terror und zügellosen Versprechungen schlug er Kapital aus der Unsicherheit. Die Weimarer Republik galt als glücklos und chaotisch, Hitler verhieß vermeintlich neue Größe und das Ende allen Übels. Gleichschritt statt Vielfalt, Volksgemeinschaft statt Parteien, Ordnung statt Freiheit, Führerwille statt Demokratie, solche Parolen verfingen bei vielen Deutschen.

Bei den Reichstagswahlen 1930 erlangte Hitler zwar einen erstaunlichen Sieg, aber auch danach nie die absolute Mehrheit. Durch Intrige, Irrtümer und die Initiative demokratiefeindlicher Kräfte gelang es ihm schließlich, an die Macht zu kommen. Die Steigbügelhalter unter den Nationalkonservativen hofften, ihn zu zähmen und für eigene Zwecke einspannen zu können – bis zu dem Zeitpunkt, als er sie entmachtete.

Redaktionshinweis: Anlässlich des Antikriegstags am 1. September, an dem sich der Überfall Deutschlands auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkriegs zum 85. Mal jährt, erinnert 3sat mit zwölf Programmbeiträgen an die verheerenden Folgen von Krieg, Gewalt und Faschismus.

Bereits im Vorfeld fragt der Dreiteiler "Hitlers Macht", wie Adolf Hitler binnen weniger Jahre eine solche Machtfülle erlangen konnte. In der Dokumentation "Hitlers Zorn - Die Kinder von Bad Sachsa" des preisgekrönten Filmemachers Michael Heuer, am Donnerstag, 29. August, um 22.55 Uhr in 3sat, kommen ehemalige "Kinder des 20. Juli" zu Wort, die von den Nazis in ein Kinderheim verschleppt worden waren, darunter auch die Kinder von Claus Graf Schenk von Stauffenberg.

Nach dem Fernsehfilm "Nacht über Berlin" und dem Spielfilm "Das Bombardement", am Freitag, 30. August, um 20.15 und um 22.25 Uhr in 3sat, folgen am Montag, 2. September, um 22.25 und 2.05 Uhr zwei Dokumentarfilme, die in Richtung Osten blicken: "20 Tage in Mariupol" von Pulitzer-Preisträger Mstyslav Chernov und "Kolyma - Die Straße der Knochen" von Stanisław Mucha.

Am Dienstag, 3. September, um 22.25 Uhr und 23.30 Uhr setzt 3sat die Reihe zum Antikriegstag mit den beiden Dokumentationen "Gestrandet - Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945", eine Erstausstrahlung in 3sat, und "1945 - Frauen als Kriegsbeute" von Henrike Sander fort. Ebenfalls eine Erstausstrahlung ist am Freitag, 6. September, um 20.15 Uhr das Filmdrama "Das Glaszimmer". Die Reihe endet am Freitag, 6. September, um 22.25 Uhr mit dem oscarnominierten Kriegsfilm "Platoon" von Oliver Stone.

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