Wer rettet den Kapitalismus vor sich selbst?

(aus der SRF-Gesprächsreihe "Sternstunde Philosophie")
So 18. Jun
09:05 Uhr
(Erstsendung: 23.04.2023)
Bankenkrise, Klimakrise, Schuldenkrise – eine zufällige Häufung oder eine veritable Systemkrise? Immer öfter erklingt der Ruf nach einer radikalen Neuorientierung.

Ist die Forderung nach einer Abschaffung des Kapitalismus berechtigt oder naiv? Barbara Bleisch trifft die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann und die Politikphilosophin Katja Gentinetta zum Streitgespräch.

Der Kapitalismus war in vielem ein Segen: Er hat Demokratie und Wohlstand gebracht und Millionen von Menschen aus der Armut gehievt. Darin sind sich Ulrike Herrmann und Katja Gentinetta einig. Gentinetta sieht deshalb keinen Anlass, den Kapitalismus aufzugeben. Zwar macht die Klimakrise deutlich, dass man mit den Ressourcen schonender umgehen muss. Gentinetta vertraut dazu aber auf Innovationskraft, Effizienzsteigerung und grünes Wachstum.

Ulrike Herrmann, deren Buch "Das Ende des Kapitalismus" die Bestsellerlisten gestürmt hat, ist dagegen pessimistisch: Der Kapitalismus beruhe auf Wachstum, und Wachstum sei zwingend gekoppelt an fossile Energien. Alternative Energien seien nicht früh genug in ausreichendem Maß vorhanden, um die grüne Wende ohne grundlegenden Systemwandel herbeizuführen.

Alles eine Frage des Vertrauens in die menschliche Innovationskraft also? Oder in die Lektionen der Geschichte? Zeigt nicht das Credit-Suisse-Debakel, dass man grundsätzlich über Systemfragen reden muss?

SRF
Gespräch/Diskussion
Kultur:

Erweiterte Bildfunktionen im ZDF Programmdienst