Die Kraft der Berührung - Eine Gesellschaft auf Entzug

(Erstsendung: 20.05.2021)
Ein nahestehender Mensch streicht jemandem über den Rücken: ein wohliges Gefühl? Schon beim Gedanken daran? Kein Wunder: Für angenehme Berührungen sind unsere Körper besonders gut verdrahtet.

Kein anderer Sinn weckt ähnlich starke Gefühle in uns wie der Tastsinn. Ein "NZZ Format" über ein unterschätztes Sinnesorgan und die Bedeutung körperlicher Nähe für das Säugetier Mensch.

Weltweit beschäftigen sich nur wenige Hundert Wissenschaftler mit dem Tastsinn – er gilt als das Stiefkind der Sinnesforschung. Dabei ist berühren und das Berührtwerden von Anfang an essenziell: Im Mutterleib ist der Tastsinn der erste, der sich entwickelt – und der einzige, der immer aktiv ist, 24 Stunden pro Tag. Ohne Körperkontakt, besonders im Kindesalter, kann sich der Mensch nicht gesund entwickeln.

Gerade zwingt uns die Coronapandemie, Abstand zu halten: Das Gegenüber ist eine potenzielle Keimquelle geworden, Nähe birgt Gefahr. Was macht der Berührungsmangel mit uns als Individuen und als Gesellschaft? Wie funktioniert unser Tastsinne-System? Und: Lässt sich therapeutische Berührung auch als Heilmittel einsetzen? Studien mit depressiv Erkrankten liefern erste Hinweise.