Leise kriselt der Schnee

Film von Christa Ulli
(aus der Reihe "NZZ Format")
So 05. Mär
19:12 Uhr
(Erstsendung: 02.02.2023)
Nach zwei Jahren Corona-Flaute im Tourismus wollen die Schweizer Wintersportgebiete wieder zurück zur Normalität. Das Bedürfnis nach Bergferien ist groß.

Die Gäste kommen zahlreich, die Buchungen versprechen den Hoteliers und Bergbahnen eine hervorragende Saison. Doch die globalen Probleme sind auch die Berghänge hochgekrochen: Hohe Strompreise, Klimawandel und Fachkräftemangel setzen die Branche unter Druck.

Christoph Schlatter, Hotelier in St. Moritz, ist zufrieden. Es ist der 9. Dezember, und endlich geht es los: Winter-Opening. Zwei harte Jahre liegen hinter ihm und seiner ganzen Branche. Die Menschen haben ein großes Nachholbedürfnis, das schlägt sich in den Buchungen nieder: "In unseren Häusern ist es der beste Winter seit zehn Jahren, die Nachfrage ist enorm." Doch bei aller Euphorie – die Probleme sind da.

Bereits der Herbst verhieß nichts Gutes: Strompreise, die durch die Decke gehen, waren in der Gemeinde Churwalden GR konkret spürbar. Dem Hotel Alpina drohten existenzbedrohende Mehrkosten. Der Inhaber Ueli Schumacher setzte sich an den Computer und kaufte den Strom selbst ein. Auch die Bergbahnen Lenzerheide haben Mehrkosten von einer Million Franken.

Doch nicht nur der Strompreis setzt der Tourismusbranche zu. Auch der Klimawandel verändert den Winter. Ohne technische Beschneiung läuft nichts mehr. Die Bergbahnen Lenzerheide planen deshalb einen Ausbau im Umfang von 30 Millionen Franken, um das Gebiet mit Beschneiung und erweiterten Speicherseen schneesicher zu machen.

Ein weiteres Problemfeld: der Fachkräftemangel. Vor allem der fehlende Nachwuchs macht Andreas Züllig Sorgen. Der Präsident von HotellerieSuisse geht mit einem innovativen Projekt voran. Er lud neun Jugendliche samt ihren Eltern in sein Hotel ein. Während Mama und Papa im Spa saßen, lernten ihre Sprösslinge die Hotelberufe kennen. Das Projekt soll auch in anderen Hotels durchgeführt werden, damit Jugendliche in dieser Branche eine Ausbildung machen.

Die Skiferien stehen vor der Tür, die Wintersaison 2022/23 ist unter Kontrolle. Doch das kann sich rasch ändern. Christoph Schlatter bringt es auf den Punkt: "Als ich beruflich anfing, machten wir
fünf bis zehn Jahrespläne. Das ist nicht mehr denkbar. Wir müssen Flexibilität haben, das ist das neue Normal. Heute ist Inflation, morgen Energiekrise, übermorgen hat man keine Mitarbeiter, und überübermorgen haben wir etwas anderes, das ist 'our new business'."

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Gesellschaft: Reisen/Urlaub/Touristik

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