Lichterglanz und Schneegestöber

Weihnacht in Schweden
Film von Clas Oliver Richter
Sa 24. Dez
09:35 Uhr
(Erstsendung: 23.12.2014)
Im Norden Schwedens sind die Wochen vor Weihnachten eine besondere Zeit für die Menschen: Draußen sinken die Temperaturen auf bis zu minus 20 Grad, und der Schnee liegt höher als einen Meter.

Dann bereiten die Bewohner des Hochlands das Weihnachtsfest vor. Viele Traditionen werden bewahrt. Wegen der winterlichen Kälte lieben die Menschen es dann drinnen besonders warm, gemütlich und heimelig.

Aber die Schweden sind immer auch gern draußen - in der beeindruckenden Natur der winterlichen Landschaft. Die Sami treiben in dieser Zeit ihre Rentierherden zusammen und markieren die Tiere. Obwohl die Markierungen an den Ohren kaum zu erkennen sind, weiß Niklas Walkeapää genau, welches der Tiere seines ist. "Das lernt man, es ist wie lesen lernen", sagt der Sami.

Rentierwurst ist ein wichtiger Bestandteil des typisch schwedischen Weihnachtsbuffets, des Julbords. Familie Wagenius beginnt mit den Vorbereitungen für ihr Julbord schon Wochen vor dem Fest. Das frische Rentierfleisch wird in der eigenen Küche durch den Fleischwolf gedreht, gewürzt und in den Naturdarm gefüllt. Auch der Jul-Schinken will mit Ruhe und Sorgfalt eingelegt, gewürzt und gebraten werden.

Der Lucia-Tag am 13. Dezember gehört zu den wichtigsten Feiertagen in Schweden. Und alle Mädchen wollen einmal die heilige Lucia sein. Für Tove Dahl erfüllt sich in diesem Jahr ein Traum: Sie hat einen Wettbewerb gewonnen und ist in ihrer Heimatstadt Lillhärdal in diesem Jahr die Lucia. Mit einer Kerzen-Krone, dem weißen Mantel und ihrem Gefolge zieht sie am Lucia-Tag durch die Stadt, besucht die Altenheime und singt dort das Lucia-Lied. Es ist eine Geste für diejenigen, die in der Weihnachtszeit alleine sind.

In Östersund freuen sie sich das ganze Jahr auf das Wochenende, an dem der Weihnachtsmarkt geöffnet wird. Dann reisen die Familien der Umgebung an, um typisch schwedische Vorweihnachts-Atmosphäre zu genießen. Gunnar Angström bereitet sich mit großer Sorgfalt auf den Weihnachtsmarkt vor, er ist nämlich der Weihnachtsmann. Bei ihm dürfen die Kinder ihre Weihnachtswünsche abgeben. Ein echter schwedischer Weihnachtsmann ähnelt einem Tomte, dem Haus-Wichtel, sehr viel mehr als dem amerikanischen Santa Claus. Gunnar Angströms Mantel ist braun und besteht aus Tierfellen. Die Kinder auf dem Weihnachtsmarkt in Östersund stehen geduldig an, um ihre selbst geschriebenen Zettel mit ihren Wünschen zu zeigen.

Auch Birgitta Westin kommt jedes Jahr auf den Weihnachtsmarkt. Sie verkauft eine typische schwedische Weihnachtsspezialität, den Glögg. Der schwedische Glühwein wird ohne Alkohol gebraut, nur mit Wasser, Beeren und Gewürzen. Birgitta Westins Glögg gehört zu den besten im Land, sie ist mehrfach ausgezeichnet worden. In ihrer Glögg-Küche zeigt sie, was es für einen echten schwedischen Glühwein braucht.

Per Johan Göransson aus Tangerasen zieht es dagegen in der Weihnachtszeit hinaus ins Fjäll. Für den Hundeschlittenführer sind diese Wochen die ideale Zeit, um mit seinen Hunden zu trainieren. Die Tiere können es kaum erwarten, durch die verschneite Bergregion in Jämtland zu laufen.

Für Familie Wagenius beginnt der Weihnachtstag stets mit einer Skiabfahrt auf dem Hausberg. Die Eltern und die vier Kinder fahren schon früh am Morgen hoch, um möglichst viele Abfahrtspisten befahren zu können, bevor der Touristenstrom sich an den Liften drängelt. "Skifahren zu Weihnachten gehört für uns einfach dazu, es ist der ideale Start in diesen besonderen Tag, für uns alle", bemerkt Jon Wagenius. Am Abend feiert die Familie dann ihr Weihnachtsfest mit einem Julbord. Vor allem die Kinder mögen gar nicht aufhören, die herzhaften Leckereien und die Süßigkeiten zu probieren. Es sind stets lange und gemütliche Abende, die die Familie dann miteinander genießt.

ARD/NDR
Dokumentation
Gesellschaft: Brauchtum und Sitten

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