Die Nordreportage: Notstand auf der Kinderstation

Film von Stefan Radüg
Do 16. Mär
03:31 Uhr
(Erstsendung: 06.02.2023)
Seit zwölf Stunden wartet Baby Noela mit hohem Fieber und Atemwegsinfektion in der Notaufnahme der Medizinischen Hochschule Hannover. Doch auf Station 63 der Kinderklinik gibt es kein Bett.

Auch alle Kliniken in der Umgebung sind dicht. Der Grund: Fast überall gibt es nicht genug Pflegekräfte, die sich um die kranken Kinder kümmern könnten.
"Die Nordreportage" begleitet das Personal der MHH-Kinderklinik durch ihren
Alltag in einer sehr angespannten Zeit.

Allein auf Station 63 der MHH können von 30 Betten nur gut die Hälfte belegt werden. Doch die Zahl der Infektionsfälle bei Kindern steigt und steigt. Gleichzeitig sind viele Pflegekräfte krank. Stationsleiterin Anna-Lena Warmbold ruft täglich Kolleginnen und Kollegen an und bittet sie, trotz Urlaub Dienste zu übernehmen. Wenn die Lücken im Dienstplan nicht gefüllt sind, muss die Station ein weiteres Bett abmelden. Im Idealfall wird auf der Station 63 eine Pflegekraft für drei Kinder benötigt. Derzeit kümmert sich eine Pflegekraft um bis zu sechs Kinder.

Zwei Stockwerke tiefer liegt die Station 67, die Kinderintensivstation: Dort ist die Lage angespannter als zu jedem Zeitpunkt der Coronapandemie. Permanent klingelt das Telefon von Oberarzt Dr. med. Michael Sasse. Kinderkliniken aus ganz Deutschland bitten um die Aufnahme von schwerstkranken Patienten. Täglich muss Sasse Kinder ablehnen, weil auch er nicht ausreichend Personal hat.

Geplante Operationen gibt es in der Kinderklinik kaum noch. Woche für Woche werden Eingriffe verschoben, erzählen die Stationsärzte. Zum Teil werden nur noch Notfälle aufgenommen.

Der kleine Haval kommt als Notfall aus Hildesheim. Normalerweise sollte er auf die Intensivstation. Doch er kommt auf die Normalstation 63. Dort muss er sofort an eine Lungenmaschine. Alle Pflegekräfte der Station müssen jetzt mit anfassen.

ARD/NDR
Reportage
Gesellschaft: Gesundheit, Medizin

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