Grenzerfahrung Russland - Konfliktzone Kaukasus

Film von Lisa Röösli
Mi 14. Sep
20:15 Uhr
Erstausstrahlung
Die Strecke vom Kaspischen ans Schwarze Meer ist wie ein Minenfeld – und das teilweise im wahrsten Sinne des Wortes. Der ehemalige Russland-Korrespondent Christof Franzen bereist die Region.

Es ist die komplizierteste Reise seines Lebens in einer der komplexesten Gegenden der Welt. Christof Franzen startet seine Reise in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans am Kaspischen Meer. Unterwegs hat er viele interessante Begegnungen.

Er trifft auf alte Revolutionäre und junge mutige Blogger, auf Flüchtlinge, die vor 30 Jahren ihre Heimat verloren haben, und auf Mütter, die bereit sind, ihre Söhne in den nächsten Krieg zu schicken. Vor allem aber trifft er immer wieder auf Grenzen mitten in Europa – Grenzen, an denen es kein Durchkommen gibt.

Aserbaidschan, Armenien und Georgien sind ehemalige Sowjetrepubliken, die nach dem Zerfall der Sowjetunion unabhängig geworden sind. 30 Jahre und ein paar Kriege später gibt es nicht nur drei, sondern sechs Gebiete, die sich als eigenständige Staaten definieren. Nagorno-Karabach, Südossetien und Abchasien bleiben zwar höchst umstrittene Territorien. Wenig umstritten ist jedoch die Feststellung, dass die ehemalige Zentralmacht Russland heute wieder mehr Einfluss im Südkaukasus hat. Vielerorts stehen ihre Soldaten, sichern den Frieden oder auch nur russische Interessen.

Schon allein die Vorbereitung der Reise ist eine Herausforderung. Wo braucht es welche Bewilligungen? Wer stellt sie aus? Wer kontrolliert welche Zugänge? Was bedeutet das Visum des einen Landes im Pass für den Grenzübertritt ins andere? Wie groß ist das Risiko, auf eine schwarze Liste gesetzt zu werden, weil man ein Gebiet betreten hat, das man in den Augen der verfeindeten Partei nicht betreten darf?

Christof Franzen muss große Umwege machen, um an sein Ziel zu kommen. Die Reise führt durch wunderschöne Landschaften und faszinierende Kulturen, unter anderem geht es entlang der Seidenstraße mit ihrem hohen wirtschaftlichen Potenzial. Aber es ist auch eine Reise, die nachdenklich stimmt. Der Krieg in der Ukraine hat die Unsicherheit für die Menschen auch im Südkaukasus vergrößert.

Da ist das gas- und ölreiche Aserbaidschan, das von einer autoritären Machtelite kontrolliert wird. Da ist Georgien, dessen Bevölkerung nach Westen drängt und dessen Regierung am Kreml haftet. Da ist Armenien, das eingeklemmt zwischen seinen Erzfeinden Türkei und Aserbaidschan Russland als einzige Schutzmacht hat. Und da sind überall die ungelösten und am Leben erhaltenen Konflikte um kleine Gebiete, die dafür sorgen, dass kein stabiler Frieden möglich ist.

Der Krieg in der Ukraine verändert die Machtverhältnisse im Südkaukasus nicht grundsätzlich. Aber der lange Arm Russlands, die alten Abhängigkeiten und die Folgen der ungelösten Konflikte zeigen sich jetzt noch deutlicher.

Redaktionshinweis: Zwei weitere Sendungen von "Grenzerfahrung Russland" sendet 3sat am Mittwoch, 21. September: um 20.15 Uhr "Grenzerfahrung Russland – Das Baltikum und sein unheimlicher Nachbar" und im Anschluss, um 21.05 Uhr, "Grenzerfahrung Russland – Frauen in Putins Reich".

SRF/3sat
Reportage
Gesellschaft: Alltagskultur

Erweiterte Bildfunktionen im ZDF Programmdienst