Kulturplatz

Volksmusik - Wem gehört sie?

Das Kulturmagazin von Schweizer Radio und Fernsehen
Sa 17. Jun
09:06 Uhr
Moderation: Eva Wannenmacher
(Erstsendung: 14.06.2023)
Innovative Formationen, ein Masterstudiengang an der Hochschule Luzern sowie der erste feministische Jodelchor der Schweiz, "Echo vom Eierstock".

"Kulturplatz" zeigt ein Genre jenseits vom "bluemete Trögli" und Moderatorin Eva Wannenmacher wagt sich in einer Jodellektion auf unbekanntes Terrain.

Vor dem Wochenende des Eidgenössischen Jodelfests in Zug schaut "Kulturplatz" auf traditionelles Brauchtum, das doch in stetiger Veränderung ist. Doch was ist eigentlich Volksmusik? "Musik, für die man kein Diplom braucht, um sie spielen zu können." So brachte es Noldi Alder, Erneuerer der Schweizer Volksmusik, kürzlich in einem Interview auf den Punkt.

Ob Jodeln, Alphorn- oder Schwyzerörgeli spielen – all diese Fertigkeiten werden traditionell im familiären Kreis weitergegeben. Von Generation zu Generation. Doch seit geraumer Zeit steigt die Nachfrage nach Volksmusik-Pädagoginnen und -Pädagogen. Die Hochschule Luzern bietet ein Volksmusik-Studium an. Seit einem halben Jahr ist dieses ein eigenständiges Profil. Einzigartig in der Schweiz. Ebenso das Hauptfach "Jodel". "Kulturplatz" hört hin und fragt, warum auch die Volksmusik akademisiert werden soll.

Es gibt so gewisse Institutionen, wie Felsblöcke in der Volksmusik: etwa das "Echo vom Vitznauerstock" oder jenes vom Bürgenstock – beides erfahrene Ländlermusikformationen – und nun gibt es eben noch das "Echo vom Eierstock". Dahinter verbirgt sich ein 50-köpfiger Laienchor, gemäß Eigenbeschreibung der erste feministische Jodelchor der Schweiz. Gegründet im vergangenen Jahr im Nidwaldner Hauptort Stans. Alle jodeln mit großer Leidenschaft, wollen aber die Texte von Klischees und Sexismus befreien und sie so ins Heute holen. So fragt in einem traditionellen Lied die Tochter die Mutter nicht mehr: "Ist Tanzen eine große Sünde?" Sondern: "Mutter, sag mir geschwind, braucht die Welt noch mehr Kinder?" Ein Eingriff in die Tradition des Jodelguts, das aber nicht alle goutieren.

Sowieso ist der Jodel ein Schweizer Mythos. Es singen ihn die Sennen und selten Frauen in Trachten hinunter ins Tal vor einem schönen Alpenpanorama. Dies das gängige Bild. Doch die Geschichte des Jodels in der Schweiz ist komplexer. So wurden die ersten Jodelclubs der Schweiz in Städten gegründet. Und der Jodel wurde im ganzen deutschsprachigen Alpenraum gepflegt, ist daher keine Schweizer Erfindung. Ein Blick in die Geschichte des Jodelns, die auch eine Geschichte ist vom Versuch, Schweizerisches zu bewahren und mit Erfolg in die Welt hinauszutragen.

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