WissenHoch2

Die Charakterfrage: Freie Wahl oder Schicksal?

Film von Dunja Keuper
Do 13. Jun
20:15 Uhr
Erstausstrahlung
Der Charakter eines jeden Menschen ist einzigartig – wie sein Fingerabdruck. Charaktereigenschaften sind genetisch geprägt, werden aber im Lauf des Lebens durch unsere Umwelt verändert.

Vorausschauend oder spontan, schüchtern oder gesellig – der menschliche Charakter hat viele Facetten. Das Big-Five-Modell reduziert die vielen Persönlichkeitsmerkmale auf fünf grundlegende Eigenschaften. Ihre Ausprägung beschreibt den individuellen Charakter.

Die US-Psychologen Martin Seligman und Christopher Peterson entwickelten im Jahr 2004 einen Test, der die Charakterstärken einer Person anhand von 230 Fragen identifiziert. Willibald Ruch von der Universität Zürich nutzt dieses Test-Instrument für ein neues Forschungsgebiet, die positive Psychologie. Der Professor für Persönlichkeitspsychologie bekräftigt, dass Menschen, die ihre Charakterstärken wie Neugier, Bindungsfähigkeit, Ausdauer oder Dankbarkeit kennen und sie ausleben, mehr Lebenszufriedenheit aufweisen als andere, die versuchen, ihre Schwächen zu beheben. Der buddhistische Mönch Tenzin Peljor und die Dancehall-Künstlerin Carmel Zoum führen den Charakterstärkentest durch und kommen zu einem überraschenden Ergebnis.

Zwillingsforscher wie Prof. Frank Spinath von der Universität des Saarlands in Saarbrücken unterscheiden zwei Arten von Umwelt, die Einfluss auf die unterschiedliche Charakterausprägung haben: die geteilte Umwelt, die gemeinsam erlebt wird, und die nicht-geteilte-Umwelt, zu der individuelle Freunde oder Lebensereignisse gehören.

Die eineiigen Zwillinge Assan und Ousainou Hansen gehören der deutschen Box-Nationalmannschaft an und wollen sich beide für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren. Aber sie haben sehr unterschiedliche Charaktere.

Die Entwicklungspsychologin Birgit Elsner erforscht im BabyLAB in Potsdam, ab welchem Alter Persönlichkeit und Charakter stabil und inwieweit sie dann noch veränderbar sind.

In einer Klimastudie mit 59 chinesischen und 12.000 US-Städten haben Forschende im Jahr 2017 den Einfluss des Klimas und der Durchschnittstemperatur auf die Persönlichkeit analysiert. Dabei erzielten Menschen in milderen Klimazonen höhere Werte bei Eigenschaften wie Gewissenhaftigkeit, emotionaler Stabilität und Offenheit.

"WissenHoch2" – ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel das Thema mit seinen Gästen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen.

3sat
Dokumentation
Wissenschaft Technik Umwelt: Gesellschaft allgemein

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