mareTV: Peru

An der Küste der Inka
Mo 03. Jun
17:45 Uhr
(Erstsendung: 07.02.2019)
Dramatisch stürzt die Küste ins Meer: Die Costa von Peru ist eine gigantische Wüste am Pazifik, 2400 Kilometer lang. Schroff, bizarr, wie von einem anderen Stern.

Uralte Kulturen wie die Moche und die Chimú siedelten dort. Später regierten die stolzen Inka das selbst ernannte Königsvolk der Anden. Im Städtchen Huanchaco im Norden Perus bauen sich die Fischer jeden Monat ein neues Boot: aus Schilfrohr.

Die kleinen Schiffe heißen "Caballito de Totora" - "Schilfpferdchen" -, weil die Form an ein Pferd erinnert und die Fischer darin knieend in den Wellen reiten. Schon vor etwa 2000 Jahren fuhren die Moche damit hinaus aufs Meer. Carlos Segura Azola ist ein Nachfahre der Moche. Er baut gerade wieder an einem "Schilfpferdchen". Aber eigentlich beschäftigt ihn etwas ganz anderes: Carlos fürchtet das Meer, seit sein Vater bei der Arbeit ertrunken ist. Der Fischer konsultiert eine Brucha, eine Hexe. Sie versucht, ihm die Panik vorm Pazifik mit geheimnisvollen Zeremonien auszutreiben. Denn irgendwann ist Carlos' Schilfboot fertig, und er muss wieder hinaus zu seinen Netzen.

Im Süden, in der Hafenstadt Pisco, gibt es kaum private Autos. Mototaxis auf drei Rädern sind dort das Verkehrsmittel. Jedes Moto sieht anders aus, denn die jungen Fahrer liefern sich einen Wettstreit. Sie motzen ihre Dreiräder ständig auf, mit Spoilern, Spiegeln und allerlei Verzierungen. Denn wer im Verkehrsgetümmel auffällt, bekommt die meisten Fahrgäste.

Nirgendwo in Peru ist der Straßenverkehr so dicht und chaotisch wie in der Hauptstadt Lima. Täglich geht Juan Ortiz deshalb mit seinem Deltagleiter über der Küstenstraße in die Luft. Er ist der fliegende Reporter und berichtet live für die Verkehrsnachrichten. Er ist dort nicht allein mit seinem Fluggerät: Dutzende Paraglider schweben zu jeder Tageszeit an den Klippen von Lima entlang. Der Pazifik sorgt für steten Aufwind an der bis zu 160 Meter hohen Steilküste.

Irgendwo im Labyrinth der Millionenmetropole trotten Hunderte Gläubige im Takt der Musik einer Jesusstatue am Kreuz hinterher. Eine Prozession für den "Herrn der Wunder", die Blaskapelle intoniert Kirchenlieder dazu. Der Musikstudent Bruno Alvarado schleppt und spielt das größte Instrument, ein Sousaphon. Jeden Tag gibt es in Lima Dutzende Prozessionen. Praktisch für Bruno, er finanziert mit der musikalischen Begleitung sein Studium.

Abseits des Großstadttrubels, im Paracas-Nationalpark, ist es menschenleer. Mitten zwischen gewaltigen Sanddünen betreibt an einem einsamen Strand Luis Zapato einen Kiosk. Der hat sich mittlerweile zu einem Gourmettempel entwickelt, sogar die Hauptstädter strömen dorthin. Vor allem wegen der Jakobsmuscheln, die Luis als einziger Lizenzinhaber weit und breit vom Meeresgrund sammelt. "Inti Mar" hat er seinen Strandimbiss genannt: "Inti" ist der Sonnengott, "Mar" das Meer. Bei Luis isst man also buchstäblich wie ein Sonnengott am Meer. Das geht nur dort, an der Küste der Inka.

ARD/NDR
Dokumentation
Kultur: Reisen/Urlaub/Touristik

Erweiterte Bildfunktionen im ZDF Programmdienst